Neuer „Wasserverband“ für die Überwachung und Instandsetzung von Schutzbauten

Auf der Tagesordnung der Lienzer Gemeinderatssitzung vom 20.10. stand auch die Beschlussfassung für den Beitritt in den neuen Verband. Dieser fiel einstimmig aus.

Zweck und Aufgabe der neuen Einrichtung, deren Gründung für Anfang 2021 geplant ist, soll die Kontrolle, Betreuung und Instandhaltung von Schutzbauwerken gegen Lawinen, Steinschlag, Hangbewegungen und Hochwasser sowie die rechtzeitige Aufbringung der dafür nötigen Mittel einschließlich der Bildung von Rücklagen sein. Derartige Schutzbauten gibt es in Osttirol zahlreiche, hat der Bezirk Lienz doch einen hohen Anteil an hochalpinen Regionen und müssen sowohl Straßen, als vor allem auch der Siedlungsraum vor Naturgefahren geschützt werden. Bis dato war es die Aufgabe der jeweiligen Gemeinde, die Überprüfung und Wartung der Schutzbauwerke auf Gemeindegebiet sicher zu stellen. Nun will man dies im Rahmen des Verbandes gemeinsam und damit kostengünstiger ausführen.

„Einen guten Überblick über die bestehende Infrastruktur bietet der digitale Wildbach- und Lawinenkataster, in dem alle Schutzbauwerke erfasst sind“, so Hanspeter Pussnig von der Osttiroler Gebietsbauleitung der Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol. Er informierte im Rahmen der Lienzer Gemeinderatssitzung über den geplanten neuen Verband, dem 28 der insgesamt 33 Gemeinden im Bezirk Lienz angehören werden. Pussnig nannte dazu auch beeindruckende Zahlen: „Über den Verband werden künftig über 83 km Lawinenschutzbauwerke, 22 km Steinschlagschutznetze und Dämme, 7 ha an Flächen für Steinschlag- und Erosionsschutz, rd. 24 km Entwässerungsleitungen samt Schächten und 68 Hochwasserrückhaltebauwerke überwacht und gewartet werden.“

 

Gebietsbauleiter-Stv. Hanspeter Pussnig von der Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol erläuterte am 20.10. in Lienz die Sinnhaftigkeit und Aufgaben des neuen Wasserverbandes.

 

In etwa 50 Prozent der Kommunen gibt es zum Verbandsbeitritt bereits einen positiven Gemeinderatsbeschluss. „Bis Ende 2020 sollte die Zustimmung der aktuell noch fehlenden Gemeinden erfolgt sein“, so Pussnig, der als einen weiteren Vorteil des neuen Wasserverbandes herausstrich, dass zwei Drittel der Gesamtkosten für die laufende Überwachung und Kontrolle, für Instandhaltungsmaßnahmen in geringem Umfang, für Betriebs- und Verwaltungsaufgaben sowie für Rücklagenanteile von Bund und Land Tirol übernommen werden. „Die für die Verbandsmitglieder verbleibenden Kosten belaufen sich auf rund 100.000 Euro/Jahr, wobei sich der Beitrag der einzelnen Verbandsgemeinden aus der Anzahl der jeweils vorhandenen Bauwerke errechnet. Matrei i.O. hat mit 16,56 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Sillian mit 7,31 Prozent. Die Iseltaler Gemeinden Prägraten und Virgen, in denen in den vergangenen Jahren große Murbrecher und Lawinenverbauungen umgesetzt wurden, liegen bei 6,6 bzw. 5,92 Prozent. Die Stadtgemeinde Lienz ist mit 1,2 Prozent eine jener Kommunen mit den wenigsten Schutzbauten. Allerdings spielen hier die Retentionsmaßnahmen, die allfällige Hochwasser zurückhalten sollen, eine wichtige Rolle. Insbesondere diese Anlagen sind komplexe Bauwerke. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Kontrolle ebenso notwendig wie jene von Entwässerungsanlagen, deren Überwachung komplizierter ist als jene von Lawinenschutzbauten und Steinschlagschutznetzen.“

Die Frage, warum nicht alle Gemeinden im Bezirk dem „Wasserverband Instandhaltung Schutzbauten Osttirol“ beitreten, beantwortete Hanspeter Pussnig damit, dass Amlach, Lavant, Leisach, St. Johann im Walde und Tristach keine Schutzbauten zu den genannten Gefahrenquellen aufweisen. „Wildbachbauwerke fallen nicht in die Zuständigkeit des neuen Verbandes. Für deren Kontrolle zeichnen die Waldaufseher verantwortlich.“

 

Text: J. Hilgartner, Fotos: Osttirol heute

23. Oktober 2020 um