Virgen: Schutzbauten am Firschnitzbach feierlich gesegnet

Katastrophe vom August 2012 zeigte Unberechenbarkeit des bis dahin als ausreichend verbaut geltenden Wildbaches auf. Lawinenablenkdamm und Geschiebedosiersperre errichtet.

Zu einer Bauabschlussfeier lud die Gemeinde Virgen am Freitag, 28. September, in den Bereich der neuen Schutzbauten nahe der Ortschaft Göriach. Seit November 2014 wurde hier neben einem 13 Meter hohen Lawinenablenkdamm eine zusätzliche Geschiebedosiersperre mit Rückhaltebecken errichtet und das Ablagerungsbecken erweitert. „Die Katastrophe vom 4. August 2012 ist noch jedem in guter Erinnerung. Sie hat unserer Bevölkerung und auch vielen Experten die Unberechenbarkeit des bis dahin als ausreichend verbaut geltenden Firschnitzbaches aufgezeigt. Bei einer Online-Befragung im Rahmen unseres Maßnahmenkataloges gaben die Virgerinnen und Virger dem Schutz vor Gefahren höchste Priorität”, so Bgm. Dietmar Ruggenthaler.

 

Im Bereich der Schutzbauten waren während der Feier Bauern mit Heuarbeiten beschäftigt.

 

Otto Unterweger, Gebietsbauleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung, sagte im Rückblick auf die Katastrophe im August 2012, dass er dabei fast ums Leben gekommen sei. „Ich bin nach der ersten Welle hinauf zum Becken gefahren, um Fotos zu machen. Dabei kam ein weiterer Murschub, und ich habe Alarm ausgelöst. Man war im Dorf bereits mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt und hat dann die Menschen aufgefordert, den Bereich um den Firschnitzbach zu verlassen. Sonst wären mit Sicherheit Todesopfer zu beklagen gewesen”, so Unterweger. Er berichtete, dass die Ereignisdokumentation für das Hochwasserereignis vor sechs Jahren eine mobilisierte Feststofffracht von 70.000 m³ Geschiebe aufwies. „Das zu diesem Zeitpunkt vorhandene Rückhaltepotenzial betrug aber lediglich 25.000 m³. Damit war klar, dass neue Verlandungsräume und verbesserte Abflussgegebenheiten in den Vorfluter geschaffen werden mussten. Mit dem Lawinenablenkdamm, der zusätzlichen Geschiebedosiersperre mit Rückhaltebecken und der Erweiterung des Ablagerungsbeckens hat sich die Summe des Geschieberückhaltes auf 74.000 m³ erhöht”, erklärte der Gebietsbauleiter.

 

Besonderer Dank wurde den Arbeitern der Wildbach- und Lawinenverbauung unter der Leitung von Martin Diemling ausgesprochen.

 

Insgesamt wurden an den neuen Schutzbauten 24.000 Arbeitsstunden geleistet, rund 4.000 m³ Beton verbaut und etwa 400 Tonnen Bewehrungsstahl in 17 Monaten Bauzeit errichtet. „Die Geschiebedosiersperre bewirkt neben dem Rückhalt gleichzeitig ein Kappen der Hochwasserspitze. Mit dem Aushubmaterial aus der Bogensperre wurde gleichzeitig der Lawinenablenkdamm geschüttet. Offen ist jetzt noch die Unterlaufsanierung”, sagte Unterweger.

 

LH-Stv. Josef Geisler: „Schutzbauten wie diese schaffen im ländlichen Raum auch wichtige Arbeitsplätze.”

 

„Mit dem viel zitierten Klimawandel steigt auch die Anzahl kleinräumiger Ereignisse, die massive Schäden anrichten. Ich möchte an dieser Stelle auch einmal herausstreichen, dass wir in Tirol mit Einsatzorganisationen und Freiwilligen gesegnet sind. Dass Menschen Hand anlegen, wenn es zu derartigen Ereignissen kommt, ist ein hohes Gut”, betonte LH-Stv. Josef Geisler. Investiert wurden in die Schutzbauten 6 Mio. Euro, wobei der Bund 61,5%, das Land Tirol 22%, die Gemeinde Virgen 10,5% und die Landesstraßenverwaltung 6% der Kosten trägt.

 

Kooperator Zdislaw Thomas Zajac nahm die Segnung der Schutzbauten vor.

 

„Geschützt werden in der Roten und Gelben Zone insgesamt 57 Wohn- und Nebengebäude sowie die Schule, das Gasthaus, die Feuerwehr, das Gemeindehaus, die Virgentalstraße und mehrere Gemeindestraßen. Der Lawinenabweisdamm mit einer wirksamen Höhe von 13 Metern schützt 15 Wohn- und Wirtschaftsgebäude”, erklärte Otto Unterweger.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

29. September 2018 um