In Matrei i.O. hofft man gut durch die Krise zu kommen

Am 8. Mai fand im „Matreier Pfarrsaal“ eine öffentliche Gemeinderatssitzung statt. Die Jahresrechnung 2019 wurde genehmigt und ein geplantes Investitionspaket vorgestellt.

Seit 2012 konnten die Gesamtverbindlichkeiten um fast 13 Millionen Euro reduziert werden, davon alleine 2019 um über 2 Millionen Euro. Auch das Girokontenproblem scheint gelöst zu sein, wie aus einer aktuellen Aussendung der Marktgemeinde hervorgeht. Matrei arbeitet derzeit nur auf „Haben-Basis“. Ab 2020 soll sich zudem eine laufende Verbesserung der Finanzsituation um mindestens 1.640.000 Euro pro Jahr ergeben. Die entsprechenden Zahlen und Fakten wurden bei der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 8. Mai im Pfarrsaal dem Gemeinderat präsentiert. Nach dreieinhalbstündiger Sitzung kamen die 17 Mandatarinnen und Mandatare unter Tagesordnungspunkt 26 zur Beratung und Beschlussfassung der Jahresrechnung 2019: Diese wurde über Antrag des Überprüfungsausschusses unter Obmann GR Roland Klaunzer und unter Vorsitz von Vize-Bürgermeisterin BR Elisabeth Mattersberger mit den Stimmen der „Bürgermeisterliste“ genehmigt. Die Mandatare der Matreier Liste votierten dagegen. Mit demselben Abstimmungsergebnis erfolgte auch die Entlastung des Bürgermeisters als Rechnungsleger.

 

Die öffentliche Gemeinderatssitzung fand unter Einhaltung aller „Covid-19-Abstandsbestimmungen“ und Hygienevorschriften im „Pfarrsaal“ statt.

 

Investitionspaket geplant

Die Corona-Krise ist auch an Matrei i.O. nicht spurlos vorübergegangen. Zum Wiederaufbau der Wirtschaft und des Tourismus möchte man in der Iseltaler Zentrumsgemeinde nun ein Investitionspaket mit Unterstützung des Landes Tirol schnüren, das der Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft dienen soll. In diesem Zusammenhang verwies Dr. Andreas Köll darauf, dass seine Heimatgemeinde auf Basis „erfreulicher Sonderfaktoren“ besser durch die Krise kommen könnte als so manch andere Gemeinde in Tirol. „Ab 2020 können wir erfreulicherweise mit laufenden Mehreinnahmen und Minderausgaben in Gesamthöhe von mindestens 1.640.000 Euro pro Jahr rechnen, und dies noch ohne laufende Kraftwerksentschädigungen der TIWAG für das KW ‚Tauernbach‘, welches derzeit beim BVwG Wien zur Entscheidung liegt. Hinzu kommen 2020 Einmaleffekte in Höhe von rd. 2.006.000 Euro, welche einerseits zur Rückzahlung noch laufender Verbindlichkeiten und andererseits – wie etwa die, vom Gemeinderat und Land Tirol bereits zur Auszahlung beschlossenen TAL-Sondereinnahmen von rd. 471.000 Euro – für nachhaltige Projekte im Sinne unserer Gesamtbevölkerung verwendet werden sollen“, so Andreas Köll. Er hob weiters hervor, dass der Matreier Tourismus sowie insbesondere auch die leistungsstarken Industriebetriebe im regionalen Gewerbegebiet Seblas für ihn Grund für die Hoffnung seien, diese Krise bestmöglich zu überstehen. „Wirtschaft hat immer auch sehr viel mit Psychologie und Optimismus zu tun. Wir möchten die Matreier ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen darin bestärken, gemeinsam die zweifellos großen Herausforderungen zu bewältigen.“

 

Das Freischwimmbad Matrei verfügt über eine noch relativ moderne Becken- und Bädertechnikinfrastruktur. Das Kabinengebäude stammt jedoch aus den 1950er-Jahren und ist an vielen Stellen stark sanierungsbedürftig.

 

Im Sinne des nun geplanten Investitionsprogrammes werden nachhaltige Projekte zum Wohle der Gesamtbevölkerung wie z.B. die Erneuerung des Freischwimmbades (Kabinengebäude und umweltfreundliche Heizung durch Wärmepumpe) oder der Neubau eines Gesundheitszentrums durch den Sozial- und Gesundheitssprengel genannt.

 

Die Räumlichkeiten des Sozial- und Gesundheitssprengels Matrei platzen aufgrund des ständig steigenden Bedarfes „aus allen Nähten“: Für die derzeit gesamt schon bis zu 40 hauptamtlichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen stehen beim Rettungszentrum Matrei aktuell viel zu wenige Parkplätze zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten sollten ehestmöglich in den Bereich des Heli-Ports Matrei verlegt werden können. Dafür hat die Marktgemeinde bereits kostenlos ein Grundstück zur Verfügung gestellt und sollen auch anteilige TAL-Gelder als Eigenmittel der Gemeinde bei diesem Sprengelvorhaben eingesetzt werden. Die Errichtung einer Arztordination in diesem möglichen Gesundheits- und Primärversorgungszentrum wird noch geprüft.

 

Geplant sind außerdem Betriebserweiterungen im Gewerbe- und Industriegebiet sowie der weitere Ausbau des Tourismus, z.B. durch die ehestmögliche Errichtung einer Talabfahrt zur EUB „Goldried“ sowie eines zweiten Beschneiungsteiches im Großglockner Resort Kals-Matrei. Diese und weitere Maßnahmen sollen dazu beitragen, eine entsprechende Aufbruchstimmung im Ort zu erzeugen. Laut dem Matreier Bürgermeister möchte man diesbezüglich auch auf das von der Tiroler Landesregierung beschlossene „Gemeinde-Finanzpaket“ in Höhe von insgesamt 70 Mio. Euro zurückgreifen. „40 Mio. Euro davon sollen für kommunale Investitionen in Tirol zur Verfügung gestellt werden. Weitere 30 Mio. Euro dienen der Abfederung sinkender Abgabenertragsanteile aufgrund der Covid-19-Pandemie, wovon Matrei rund 178.000 Euro erhalten wird.“ Im Rahmen der Gemeinderatssitzung vom 8. Mai unterbreitete Bgm. Köll dem Gemeinderat dazu folgenden Prioritätenvorschlag, welcher an die BH Lienz und das Land Tirol übermittelt wird.

 

 

Forcierung des Breitbandausbaues

Die Erfahrungen der vergangenen Monate haben auch in Matrei gezeigt, wie hoch die Bedeutung eines funktionierenden Breitbandnetztes und eines möglichst schnellen, weiteren Ausbaues der digitalen Telekommunikationsinfrastruktur ist. Bürgermeister Köll dazu: „Der Planungsverband 34 beschäftigt sich schon seit nahezu fünf Jahren intensiv mit dem weiteren Ausbau der Breitbandinfrastruktur in der Region Iseltal. Auch die Mitgliedsgemeinde Matrei in Osttirol verfügt (örtlich wie regional) über unterschiedliche Breitbandinfrastrukturen, wobei in Matrei bereits in Zusammenarbeit mit A1 entsprechende umfangreiche Maßnahmen zum Ausbau eines funktionierenden Breitbandinternets umgesetzt worden sind. Insbesondere wurde bei allen Straßensanierungen und Leitungseinbauten der letzten Jahre Breitband mitverlegt, so z.B. insbesondere im regionalen Gewerbegebiet Seblas. Zudem verfügt auch das regionale Schulzentrum Matrei bereits über einen Breitbandanschluss. Noch 2019 hat der PV 34 den Ausbau der Breitbandinfrastruktur von St. Johann im Walde bis in den Matreier Ortsteil Huben vergeben. Ab Jahresmitte 2020 sollte nun auch mit der Breitbandverbindung zwischen Huben und dem Ortszentrum von Matrei begonnen werden.”

 

Text: J. Hilgartner, Fotos: Osttirol heute, Gemeinde Matrei, Planskizze: Architektengemeinschaft

14. Mai 2020 um