LR Gabriele Fischer: „Teilhabe ermöglicht Perspektive, Zukunft und Sichtbarkeit!“

772 Menschen mit Behinderungen wurden 2019 in Osttirol unterstützt – im Bereich Arbeit genauso, wie beim Wohnen, der persönlichen Assistenz oder bei Therapien.

Bei einem Medientermin im AufBauWerk in Schloss Lengberg in Nikolsdorf berichtete Soziallandesrätin Gabriele Fischer am Dienstag, 22. September, gemeinsam mit Vertretern des AufBauWerks über gelungene Inklusion in Osttirol. „Inklusion ist ein Menschenrecht und als solches in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert. In einer inklusiven Gesellschaft müssen Menschen mit Behinderungen ihre Bedürfnisse nicht an die Gegebenheiten anpassen, sondern die Gegebenheiten werden auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten“, beschrieb die Landesrätin gelebte Inklusion. Diese steht auch im Mittelpunkt des Tiroler Teilhabegesetzes, das im Juli 2018 in Kraft getreten ist. Größtmögliche Teilhabe und Selbstständigkeit soll mit dem Ansatz ‚mobil vor stationär‘ und Persönlicher Assistenz erreicht werden.

 

LR Gabriele Fischer: „Im Tiroler Teilhabegesetz gehen wir neue Wege bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen. Das Gesetz stellt die Würde von Menschen mit Behinderungen, ihr Recht auf individuelles Wohlergehen und Teilhabe in den Mittelpunkt und basiert auf drei Säulen: Chancengleichheit, Mitbestimmung und Barrierefreiheit.“

 

In Osttirol wurden 2019 insgesamt 772 Menschen mit Behinderungen vom Land Tirol in verschiedensten Lebensbereichen unterstützt. „Im Bereich Arbeit finanziert das Land Projekte zur Berufsvorbereitung, Tagesstruktur und inklusive Arbeit“, verwies die Landesrätin beispielhaft auf das AufBauWerk, das im Rahmen der Berufsvorbereitung individuelles, praxisorientiertes Job-Training für Menschen mit Förderbedarf anbietet.

 

Hildegard Goller: „Im Job-Training Nikolsdorf/Schloss Lengberg werden junge Menschen durch eine breit gefächerte, praxisnahe Basisqualifikation auf den Berufseinstieg vorbereitet. Die jungen Menschen werden hier mit einer etwas anderen Form des Lernens konfrontiert. Bei den beruflichen Vermittlungen wollen wir uns vor allem auch Zeit lassen.“

 

„In Telfs, Innsbruck, Volders, Bad Häring und hier in Nikolsdorf bieten wir individualisiertes und praxisorientiertes Job-Training für Menschen mit Förderbedarf an. Derzeit begleiten wir tirolweit rund 140 Klientinnen und Klienten. Dabei legen wir besonderes Augenmerk auf das ‚Training on the Job‘ – die Ausbildung unserer Trainees vor Ort in den Betrieben der Region. Unsere Job-Coaches begleiten die Jugendlichen während ihrer Praktika am Arbeitsmarkt“, berichtete AufBauWerk-Geschäftsführer Philipp Pilgram. Der Erfolg gibt dem AufBauWerk recht: Tirolweit werden jährlich zwischen 20 und 30 junge Menschen in ein Dienstverhältnis vermittelt.

 

v.l.n.r.: AufBauWerk-GF, Philipp Pilgram, LR Gabriele Fischer, Kochlehrling André, Job-Coach Christian Burkia

 

Ein Bild von den Erfolgen gelebter Inklusion machten sich die Landesrätin und Vertreter des AufBauWerks beim Badwirt in Lienz. André konnte im Mai 2019 in diesem Restaurant eine Kochlehre antreten. Er nahm ab 2017 an Praxis- und Schulungsmodulen im Schloss Lengberg teil und hatte schon bald konkrete Vorstellungen über seinen weiteren beruflichen Weg. „Nach einem ersten Schnuppern war für André klar, dass er Koch werden will. Um im schulischen Bereich die entsprechende Unterstützung zu geben, wurden von unserem Job-Coach Christian Burkia gemeinsam mit dem Restaurantbesitzer Manfred Juen alle erforderlichen Maßnahmen in die Wege geleitet. Mittlerweile befindet sich André im zweiten Lehrjahr und hat immer noch viel Freude am Kochen“, erzählte Hildegard Goller, Leiterin des Job-Trainings im AufBauWerk Schloss Lengberg, aus der Praxis.

 

Christian Burkia: „Es geht uns darum, an die Fähigkeiten der jungen Menschen und vor allem auch daran zu glauben, dass Unmögliches möglich wird!“

 

Job-Coach Christian Burkia betonte die gute Zusammenarbeit mit den heimischen Betrieben. 2018 wurden 59 Arbeitserprobungen und 9 Vermittlungen durchgeführt, 2019 waren es 64 Arbeitserprobungen und 8 Vermittlungen. „Durch den Lockdown sind wir im heurigen Jahr mit 30 Arbeitserprobungen und 5 Vermittlungen etwas im Rückstand“, so Burkia.

Finanzielle Unterstützung leistet das Land Tirol auch im Bereich Wohnen, bei Therapien und Förderungen sowie der Mobilen Betreuung (Persönliche Assistenz, Mobile Begleitung oder Familienunterstützung). Darüber hinaus werden auch die Unterstützte Kommunikation und Fahrtkosten finanziert. Kinder und junge Menschen mit Behinderungen erhalten Frühförderung oder Mobile Förderung, eine Kindergartenleistung sowie Zuschüsse für Kindergarten und Schulassistenz. Insgesamt sind neben niedergelassenen ErgotherapeutInnen, LogopädInnen und PhysiotherapeutInnen auch zwölf Dienstleister der Behindertenhilfe im Bezirk Lienz tätig.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger, Land Tirol/Reichkendler

22. September 2020 um