Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino tagte am Iselsberg
Maturantinnen der Lienzer Handelsakademie zeigten Defizite in der Bekanntheit der Europaregion in Osttirol auf – LH Günther Platter versprach Verbesserungsmaßnahmen.
Die 7. Sitzung der Versammlung des Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) „Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino“, fand am Donnerstag, 28. Mai 2015, im Seminarkristall der Familie Haselsteiner in der Gemeinde Iselsberg-Stronach statt. Vor der anschließenden Pressekonferenz stellten vier Maturantinnen der Bundeshandelsakademie Lienz ein Projekt vor, in dem sie sich mit der Europaregion beschäftigten. Sie orteten bei einer Umfrage ein starkes Defizit in der Bekanntheit der Euregio und empfahlen PR-Maßnahmen. „Wenn wir in Osttirol einen Nachholbedarf in Sachen Promotion haben, dann muss hier etwas geschehen“, reagierte LH Günther Platter prompt auf die Informationen der Schülerinnen. Er stellte einen Markenbildungsprozess in Aussicht, der die Euregio verstärkt in den Köpfen der Menschen – nicht nur im Bezirk Lienz – verankern soll.
In der Versammlung in Osttirol seien wichtige Beschlüsse gefallen. „Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg und dem historischen Unrecht der schmerzhaften Trennung sind wir durch die Europaregion in der Entwicklung wesentlich weitergekommen. Die Grenzen sind gefallen, und unsere gemeinsamen Projekte sollen die Menschen zusammenführen und vernetzen“, so Platter. Über den Euregio-Wissenschaftsfonds wird eine Million Euro für Projekte zur Verfügung gestellt. 35 Projekte wurden von 24 verschiedenen Forschungseinrichtungen aus Tirol, Südtirol und dem Trentino eingereicht, drei oder vier werden ausgewählt. Der Familienpass, den es in Tirol seit 2001 gibt, wird auf Südtirol und das Trentino ausgedehnt, der Euregio-Mobilitätsfonds soll den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden vor allem zwischen den Universitätsstädten erleichtern.
Ab dem nächsten Winter soll es erstmals einen Gesamttiroler Lawinenlagebericht geben, und auch die Wetterberichte aller drei Länder werden zusammengeführt. Im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach wird ein Euregio-Headquarter mit dem Schwerpunkt Sprachausbildung für Jugendliche geschaffen. Diskutiert wurde auch die aktuelle Flüchtlingsproblematik. „Hier haben wir eine gemeinsame europäische Verantwortung. Wir müssen für jugendliche Flüchtlinge Ausbildungsmöglichkeiten schaffen und den Erwachsenen Arbeit geben, ich denke hier vor allem an den öffentlichen und gemeinnützigen Bereich. Wir werden in diesem Zusammenhang verstärkt die Freiwilligenzentren einbinden“, so Platter.
Arno Kompatscher griff ebenfalls das von den HAK-Maturantinnen aufgezeigte Manko in Sachen Bekanntheit der Euregio auf. „Hier orte ich auch einen Nachholbedarf. Ich denke, dass uns gerade die Jugend helfen kann, die in vielen Köpfen noch vorhandenen Grenzen abzubauen“, so der Südtiroler Landeshauptmann. Ugo Rossi sprach von Verbesserungsbedarf sowohl in der internen als auch externen Kommunikation in der Euregio. „Die drei Landesverwaltungen werden in Zukunft Strukturen in Brüssel gemeinsam nutzen. Die Region Belluno hat um die Aufnahme in die Euregio als Beobachter gebeten. Wir haben dies positiv bewertet, müssen aber noch den rechtlichen Rahmen klären. Jedenfalls wollen wir die Zusammenarbeit über die Grenzen der Europaregion hinaus noch verstärken“, so der Landeshauptmann des Trentino.
Die Werbetrommel für die Europaregion wird vom 10. bis 16. Juli 2015 auf der Expo in Mailand kräftig gerührt. Am Südtiroler Stand werden auf der Weltausstellung die Stärken in den Bereichen Film, Sport, Wellness, Nachhaltigkeit, Lebensmittel und Jugendkultur präsentiert.
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images