Matrei in Osttirol: Ein „Zuhause“ für gefiederte Gäste

Peter Ruggenthaler hat eine große Leidenschaft: die Natur. Als Hobbybastler baut er jedes Jahr mit seinem Neffen Manuel Nistkästen, in denen Vögel in Ruhe brüten können.

„Das Fach Biologie habe ich immer besonders gerne unterrichtet“, kommt der pensionierte Pädagoge zu Beginn unseres Besuches in seiner Werkstatt in Matrei i.O. ins Schwärmen. Oft war er, wie er erzählt, mit seinen SchülerInnen in der freien Natur unterwegs. „Vor dem Klassenfenster haben wir ein Futterhäuschen für Vögel montiert. Als darin eines Tages ein Grünfink gebrütet hat, waren die Aufregung und die Freude bei den Kindern natürlich riesengroß“, erinnert sich der heute 71-Jährige an seine aktive Zeit als Lehrer zurück.

 

Viele Handgriffe sind notwendig, bis eines der zuletzt mit grün-braunen Schutzfarben versehenen Nistkästchen fertig ist. Foto: Brunner Images

 

Im Frühling, wenn die Temperaturen steigen und die Natur wieder langsam erwacht, wird in der kleinen Werkstatt im Keller des Ruggenthaler‘schen Einfamilienhauses gesägt und gehämmert. Peter stellt gemeinsam mit seinem Neffen Manuel eine jährlich wechselnde Anzahl an Brutkästen für Vögel her. „Ich beobachte die Zugvögel, wenn sie im Frühjahr durch das Iseltal Richtung Norden fliegen. Die ersten sind meist die Stare, immer wieder kann man aber auch Rotkehlchen, verschiedene Drosseln und Schwalben bei ihrem Flug über die Tauern entdecken. Die Mehlschwalben und Rotschwänzchen kommen im April – und manchmal ,verirrt‘ sich sogar ein Storch in unsere Gefilde“, zeigt sich der Matreier in Sachen Ornithologie kundig.

 

Foto: Brunner Images

 

Viele Vögel legen im Matreier Talkessel eine Rast ein oder suchen bei Schlechtwetter Schutz. „Wenn sich das Wetter bessert, fliegen viele weiter, manche brüten aber auch hier. Mitte Feber, relativ früh also, konnte ich heuer ein Nest mit Eiern in meinem Nistkasten im Garten vorfinden. Ein Kohlmeisen- und ein Spatzenpärchen haben sich sprichwörtlich um den sicheren Brutplatz gerauft“, schmunzelt Peter. Bevor die Vogeljungen ausfliegen, werden sie von ihren „Eltern“ noch für einige Zeit durchgefüttert. „Das dauert etwa zehn Tage. Oft brüten die Vogelpaare mehrere Jahre in Folge im gleichen Nistkasten. An der Isel, wo ich oft spazieren gehe und wo auch einige unserer Brutkästen hängen, habe ich kürzlich Kohlmeisen entdeckt, die schon das dritte Jahr hier sind.“

 

Foto: Brunner Images

 

Die Arbeit an den Nistkästen teilt Peter sich mit seinem Neffen Manuel. „Für das Häuschen selbst verwenden wir Fichtenholz. Das Dach fertigen wir aus Lärchenholz, da diese Holzart sehr wetterbeständig ist“, erklärt er. Das Holz erhalten die beiden Hobbybastler von Leonhard Ortner vom örtlichen Sägewerk kostenlos zur Verfügung gestellt. „Ihm gefällt das, was wir machen, und an ihn liefern wir auch einige unserer selbstkonstruierten Nistkästen aus. Unser Ziel ist es, dass die Vögel die geschützten Brutmöglichkeiten nützen und dazu animiert werden, hier zu bleiben.“

 

Foto: Brunner Images

 

Vögel haben, wie Peter erläutert, im Kreislauf der Natur eine wichtige Rolle inne. „Sie holen beispielsweise die Schädlinge von den Obstbäumen. Im Sommer sollte man sie aus diesem Grund auch nicht mehr füttern.“ Ihre Nistkästen streichen Peter und Manuel mit Schutzfarben in Grün- und Brauntönen an. „Entscheidend ist auch die Lochgröße. Wenn die Löcher größer sind als etwa 28 Millimeter, fordern ungebetene Gäste, wie etwa der Specht oder die Elster, Eintritt. Die Eier, aber auch die Vogeljungen sind außerdem eine begehrte Beute für Eichhörnchen und Haselmäuse. Aus diesem Grund verstärken wir den Bereich rund um das Loch mit einem Holzplättchen, um den natürlichen Feinden der Brutvögel den Zutritt zu verwehren.“

 

Im Juni ist die erste Brutzeit bereits abgeschlossen. Die Nester werden entfernt und die Nistkästen gereinigt, um einem Parasitenbefall vorzubeugen. Foto: Osttirol heute

 

Wichtig ist es Peter auch, dass nach Ende der Brutzeit das Nest herausgenommen und der Brutkasten gereinigt wird. „Oft nisten sich hier Parasiten ein, die die nächste Vogel-Generation befallen und schädigen könnten. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, die Brutkästen im Herbst nochmals zu säubern. „Wenn jemand einen Nistkasten bei mir abholt, sollte er ihn an einem geeigneten Platz aufhängen und entsprechend betreuen“, meint der Matreier abschließend. Er freut sich, wenn seine Abnehmer – ob Kinder oder Erwachsene – das spannende Geschehen in und um die Brutstätten aus Holz im Wandel der Jahreszeiten beobachten und ihre Freude daran haben, wenn sich in einem der Nistkästen neues Leben regt.

 

Seit vielen Jahren beschäftigt sich Peter Ruggenthaler auch mit der Imkerei. Mit seinem Hobby zum Erhalt der natürlichen Kreisläufe und einer gesunden Umwelt beizutragen, ist ihm ein Herzensanliegen. Dazu passend findet sich auch einer seiner Brutkästen für Zugvögel an seinem „Bienenhaus“. Foto: Osttirol heute

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images/Osttirol Journal

02. Juli 2020 um