Diskussion um „Rückkehr” des Wolfes: In der Landwirtschaft geht die Angst um

Nach dem bestätigten Rotwild-Riss wird die Senkung des Schutzstatus für den Wolf diskutiert. Dem Salzburger Managementplan kann LA Martin Mayerl einiges abgewinnen.

Die DNA-Analyse lässt keinen Zweifel offen: Das Ende Jänner in St. Jakob i.D. aufgefundene Rotwild hat ein Wolf gerissen. „Der Wolf wird kommen, ob wir wollen oder nicht. Diese Befürchtung hat die Landwirtschaft schon seit Jahren”, so Bezirksbauernbundobmann LA Martin Mayerl in einer ersten Reaktion. Man könne derzeit von Glück sprechen, wenn es nur ein durchziehender Wolf war. „Sollte sich aber ein Pärchen finden und Rudel bilden, wird die Verunsicherung unter Bauern, Jägern, Tourismusverantwortlichen aber auch in der Bevölkerung groß werden”, schätzt Mayerl die Situation ein.

Wenn in wenigen Monaten wieder die Nutztiere auf die Almen gebracht werden, könnten die Kälber, Schafe und Ziegen zum leicht zu erlegenden „Futter” für den Beutegreifer Wolf werden, so Mayerl. Es sei die Aufgabe der Bauern, auf das Wohlergehen der Tiere zu schauen. „Ich möchte mit allen Mitteln verhindern, dass es uns bald ähnlich geht, wie unseren Kollegen in Südtirol. Dort werden bereits mehrere Almen aus Angst vor dem Wolf nicht mehr bestoßen”, sagt der Bauernbundobmann. Nicht zumutbar ist laut Mayerl ein flächendeckender Herdenschutz mit Zäunen auf Almen. Das sei in der Praxis großflächig nicht möglich, und die Kosten für Zäune, Hirten und Hunde würden den Wert der Schafherden um ein Vielfaches übersteigen. „Die Aussicht auf solche Zäune würde auch beim Tourismus für Aufregung sorgen. Beliebte Wanderrouten auf fast allen Almen wären dann auf einmal nicht mehr passierbar”, so Mayerl.

 

LA Martin Mayerl: „Der Preis, den unsere Gesellschaft für die Rückkehr der Wölfe zahlt, ist hoch. Wenn wir unsere Tiere in einigen Monaten auf die Alm bringen, setzen wir sie einer neuen großen Gefahr aus und präsentieren sie dem Wolf auf dem Silberteller.”

 

Auch wenn die Senkung des Schutzstatus für den Wolf auf europäischer Ebene derzeit politisch unrealistisch ist, würden die Vertreter der Landwirtschaft weiterhin grenzüberschreitend dafür eintreten, dass diese möglichst rasch erwirkt und umgesetzt wird. Österreichweit wurde ein Wolfszentrum in Gumpenstein eingerichtet, das den Umgang mit Beutegreifern einheitlich und über die Bundesländergrenzen hinweg regeln soll. Dabei gehe es auch um die Abwicklung von Entschädigungen und die eventuelle Entnahme von auffälligen Tieren laut bestehenden Jagdgesetzen.

Dem vom Land Salzburg kürzlich veröffentlichten Wolfsmanagementplan kann Mayerl einiges abgewinnen: „Darin wird vorgesehen, wann ein Verfahren nach dem Jagdgesetz zur Entnahme eines Wolfs eingeleitet werden soll. Das ist der Fall, wenn er sich unprovoziert aggressiv gegenüber Menschen oder Hunden in unmittelbarer Nähe von Menschen verhält, wiederholt Schutzzäune überwindet oder 15 geschützte oder in nicht schützbaren Bereichen befindliche Nutztiere tötet oder verletzt. Weiters, wenn er 25 ungeschützte Nutztiere innerhalb eines Monats oder 35 in vier Monaten tötet oder verletzt. Bei den Zahlen orientiert man sich auch an Erfahrungswerten aus der Schweiz.”

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Adob Stock/jimcumming88, Osttirol heute/Mühlburger

21. Februar 2019 um