BioColAlp-Projekt in Assling: Schotter und Straßenbegleitgrün statt viel Humus

Bei einem Workshop in Assling beschäftigten sich Vertreter von Osttiroler und Südtiroler Gemeinden sowie der BH Lienz mit der Anlage von artenreichem Straßenbegleitgrün.

Wir kennen sie, die Verkehrsinseln, Bankette und anderen Flächen entlang der Straße, die entweder gärtnerisch behübscht werden oder verkommen. Mit viel Begeisterung werden derzeit Blumenmischungen mit prächtigen Namen wie „Schmetterlingswiese“ und „Bienenweide“ auf solchen Flächen aber auch in Gärten gesät. Die Freude ist groß, wenn sich im ersten Jahr Blumen entfalten. Allerdings ist die Enttäuschung noch größer, wenn sie dann schon im zweiten Jahr nicht mehr anzutreffen sind. Einer der Gründe dafür ist, dass viele Blumenmischungen exotische Sommerblumen oder schnell keimende und schön blühende Ackerblumen enthalten. Diese Arten sind weder im Garten noch als Straßenbegleitgrün geeignet, einen dauerhaften Bestand zu etablieren. Als Beitrag zur Erhaltung der heimischen Pflanzenvielfalt sind diese Samenmischungen und ein unüberlegtes Ausstreuen wenig sinnvoll.

 

Die TeilnehmerInnen des Workshops mit Markus Kumpfmüller vom Landschaftsplanungs-Büro in Steyr (6. v. re.)

 

Die Gemeinde Assling, das Tiroler Bildungsforum und die Mitwirkenden des Interreg Projektes BioColAlp (ITAT 4044) hatten Markus Kumpfmüller (Landschaftsplanungs-Büro in Steyr) und Matthias Karadar (Natur im Garten Tirol) eingeladen. Sie informierten bei einer gut besuchten Abendveranstaltung am 8. Mai über neue Wege in der dauerhaften Etablierung von artenreichem und pflegeleichtem Straßenbegleitgrün. Doch nur über das Thema zu reden, war den Organisatoren zu wenig. Bei einem Workshop am 9. Mai konnten VertreterInnen von Osttiroler und Südtiroler Gemeinden sowie der BH Lienz auf drei Flächen in der Gemeinde Assling diese Maßnahmen praktisch üben. Es war ein Tag voll mit Tipps, Tricks und praktischen Erfahrungen über einen anderen Zugang zur Anlage bzw. Pflege von Straßenbegleitgrün.

 

Matthias Karadar (Natur im Garten Tirol) hat die Wildpflanzen und das Saatgut des Rewista Netzwerkes bereitgestellt.

 

Viel Humus aufbringen und fest düngen? Nein! Die Flächen entlang der Straßen wurden vom Erdreich befreit, um sie von Wurzeln und Samen der bisherigen Vegetation zu befreien. Es wurde Schotter aufgebracht und dieser mit nur einem Zentimeter Sägespänen oder unkrautfreiem Grünschnittkompost bedeckt. In diese mageren Flächen wurden Topfpflanzen und Samen von heimischen Wildpflanzen eingebracht, die für magere Standorte typisch sowie regional verfügbar sind. Das Saatgut stammt nicht aus dem üblichen Saatguthandel, sondern von Spezialisten des Netzwerkes Rewisa, die in Wildsammlung Saatgut ausgesuchter Arten in Wiesen und Böschungen händisch sammeln. Die Topfpflanzen stammen von zertifizierten Fachbetrieben, die auf die Vermehrung von Wildpflanzen des Netzwerkes spezialisiert sind.  Ein positiver Effekt dieser Vorgehensweise ist, dass sich die Bestände an Wildarten dauerhaft etablieren und nur 1 bis 2 Mal im Jahr gemäht werden müssen. Die bisherige sechs- bis siebenmalige Mahd entfällt. Zur Pflege der nun angelegten Flächen sind im Jahr 2019 noch zwei weitere Workshops geplant.

Bei der Veranstaltung wurden auch die erschreckenden Ergebnisse über den Artenschwund auf unserem Globus diskutiert. Der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen (IBPES), der vom 29. April bis 6. Mai in Paris mit 132 Mitgliedsstaaten tagte, warnte eindringlich vor dem vom Menschen verursachten globalen Artensterben, das in rasantem Tempo voranschreitet. Hier reicht ein vielfältiges Straßenbegleitgrün als Gegenmaßnahme nicht aus. Die Förderung der Biologischen Landwirtschaft, die Reduktion des dramatischen Flächenverbrauchs bzw. der Versiegelung der Landschaft oder die Erhaltung von natürlichen Sonderstandorten sind weitere wesentlichen Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt.

 

Text: Redaktion, Fotos: B. Vogl-Lukasser

13. Mai 2019 um