Alpenverein Sillian: 130 Jahre alt … und kein bisschen leise

Die umgebaute und aufwändig erweiterte Sillianer Hütte wird Ende Juli 2019 eingeweiht – kritische Töne zu „Schandfleck” Helmhaus und Autobahn Alemagna bis nach Osttirol.

Ihren 130. Geburtstag feierte die Alpenvereins-Sektion Sillian am Freitag, 22. Februar 2019, im Kultursaal der Pustertaler Marktgemeinde bei der Generalversammlung 2018. Obmann-Stv. Nina Jeller begrüßte und führte durch das Programm. 1.103 Mitglieder zählt die Sektion derzeit. Skitag in der Zillertal Arena, Kletterkurse, Bergmesse, Mountainbike-Touren in Bozen und Kransjka Gora und die 3. Bouldermeisterschaft – viele sportliche und kameradschaftliche Aktivitäten prägten das Vereinsjahr. Die größte Herausforderung war aber der Um- und Ausbau der Sillianer Hütte. Rund 1,2 Mio. Euro wurden bisher investiert, ca. 400.000 Euro werden noch an Kosten anfallen. „Heuer sind noch einige Arbeiten im Innenbereich zu erledigen. Der Start des Hüttenbetriebes ist für 16. Juni geplant, und zur feierlichen Eröffnung Ende Juli lade ich jetzt schon alle ein”, so Obmann Anton Sint.

 

Obm.-Stv. Nina Jeller: „Auch die Jugend war sehr aktiv – unter dem Motto Suchen-Retten-Bergen bildete sich die Alpenvereinsjugend mit Unterstützung der Bergrettung weiter, ein Langlauf-Nachmittag, eine Abfallrallye, Canyoning im Iseltal und ein Orientierungslauf mit unseren Innichner Freunden gehörten genauso zu den Aktivitäten.”

 

Sint gab einen ausführlichen Rückblick auf die Vereinsgeschichte. „Der Alpenverein Hochpustertal feiert heuer das 150-Jahr-Jubiläum, genauso der AV Südtirol. Unsere Muttersektion ist eigentlich der Alpenverein Niederdorf, dessen Vereinsgebiet damals bis Abfaltersbach reichte. Vor 130 Jahren gründeten der Kaufmann Hans Webhofer sowie die Gastwirte Josef Leiter und Peter Jesacher zusammen mit dem Sillianer Bürgermeister und späteren Tiroler Landeshauptmann Josef Schraffl die Sektion Sillian”, so Sint. Die Liste der Bedankten und Unbedankten, die sich in 130 Jahren für den Alpenverein Sillian engagiert haben, sei lang. „Sie sind alle in unserem Protokollbuch eingetragen. Wenn man die Chronik verfolgt, steht der Alpenverein Sillian immer wieder als Motor für Entwicklungen. Die Pionierleistungen und Sorgen unserer Hüttenväter vom Helmhaus, der Volkzeiner Hütte im Winkeltal bis zum Neubau der Sillianer Hütte 1989 sind tief in die Vereinsgeschichte eingeschrieben”, betonte der Obmann.

 

Obmann Anton Sint: „Die Höhenbaustelle Sillianer Hütte war eine Kraftanstrengung der besonderen Art. Durch den Einsatz von Seilbahn und Kran konnte schneller und wetterunabhängiger gebaut werden. Bedanken möchte ich mich bei allen Firmen, den Polieren und Arbeitern, bei den freiwilligen Helfern und bei unseren Hüttenpächtern. Besonderer Dank gilt aber unserem Hüttenbaumeister Johannes Viertler. Er ist heute leider nicht anwesend, aber bei der Eröffnungsfeier Ende Juli wird Gelegenheit sein, seine Leistungen gebührend zu würdigen.”

 

Als „Skandal” bezeichnete Anton Sint den derzeitigen Umgang mit dem Helmhaus. Das Schutzhaus in der Gemeinde Sexten ist dringend sanierungsbedürftig. Der Alpenverein will an diesem geschichtsträchtigen Ort an der Grenze zwischen Italien und Österreich eine „Begegnungsstätte am Friedensweg” einrichten, die Gemeinde Sexten als Eigentümerin strebt eine kommerzielle touristische Nutzung an. „Das Helmhaus ist derzeit ein Schandfleck. Ich fordere die politisch Verantwortlichen auf, endlich aktiv zu werden. Das Land Südtirol soll endlich zu den seinerzeitigen Zusagen von Landeshauptmann Luis Durnwalder stehen. Auch von der Gemeinde Sexten gibt es eine Zusage, das Konzept des Alpenvereins umzusetzen”, sagte Sint. Auch zu Plänen, die italienische Autobahn Alemagna bis nach Osttirol weiterzuführen, fand der Obmann kritische Worte. „Wir wollen keine Autobahn in Osttirol. Wenn Europa-Parlamentarier solche Vorhaben forcieren, dann müssen bei uns alle Alarmglocken läuten”, so der Obmann.

 

Ein Bild von der Baustelle Sillianer Hütte im Sommer 2018. Rund 1,6 Mio. Euro werden in den Um- und Erweiterungsbau investiert, etwa 45% davon sind gefördert.

 

Zum Abschluss wurden langjährige Vereinsmitglieder geehrt: Manfred Juen, Josef Kraler und Albert Senfter für 25-jährige Mitgliedschaft, Roswitha Niederegger, Karl Posch, Georg Schönegger und Johann Walder für 40 Jahre sowie Gottfried Sint, Walter Wurzer, Alfons Niederegger, Maria Sint und Karl Webhofer für 50 Jahre. Walter Mair zeigte wunderschöne Bergbilder aus ganz Osttirol.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger, Johannes Viertler 

23. Februar 2019 um