Ederhof: Osttiroler Politiker stehen zusammen

Zu einer Diskussion lud der Leiter des Rehabilitationszentrums Ederhof am Dienstagabend, 11. August 2015, Osttiroler PolitikerInnen nach Iselsberg/Stronach ein.

Seit 1994 werden im Rehabilitationszentrum Ederhof in der Gemeinde Iselsberg/Stronach Kinder und Jugendliche nach Organtransplantationen versorgt. 35 Betten gibt es derzeit im Haus, rund 250 Familien werden pro Jahr betreut. Seit über sechs Jahren kämpft Geschäftsführer Robert Weichselbraun, MBA, um die Absicherung der bestehenden Plätze bzw. um die Ausweitung. Das Rehabilitationszentrum befindet sich im Eigentum einer deutschen Stiftung.

v.l.n.r.:

v.l.n.r.: LA DI Hermann Kuenz, NR Bgm. Mag. Gerald Hauser, LA DI Gabi Fischer, LA Josef Schett, LA Bgm. DI Elisabeth Blanik, Bgm. Thomas Tschapeller

Auf Einladung von Robert Weichselbraun kamen die Landtagsabgeordneten Bgm. DI Elisabeth Blanik (SPÖ), DI Gabi Fischer (Grüne), DI Hermann Kuenz (ÖVP) und Josef Schett (Impuls Tirol), Nationalrat Bgm. Mag. Gerald Hauser (FPÖ) sowie der Iselsberger Bgm. Thomas Tschapeller zur Diskussion. Gabi Fischer ist eine gebürtige Osttirolerin und Gesundheitssprecherin der Grünen im Landtag. Seit den Gründungsjahren besteht eine enge Kooperation zwischen dem Ederhof und der Kinderklinik der Universität Innsbruck. „Die im letzten Jahrzehnt zu verzeichnende Änderung der Krankheitsintensitäten im Kindesalter mit Abnahme akuter Erkrankungen bei gleichzeitiger Zunahme chronischer Erkrankungen führt zu einem ständig zunehmenden Bedarf an dieser Kooperation. Wir möchten daher im Namen der betroffenen Kinder und Jugendlichen nachdrücklich alle Aktivitäten unterstützen, die zu einer Erweiterung der Betreuungskapazität des Ederhofes führen“, heißt es in einer Stellungnahme der Medizinischen Universität Innsbruck.

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Im vergangenen Jahr gab es eine Petition der Bürgermeister des Lienzer Talbodens zur Absicherung des Ederhofes. Im November 2014 unterstützte der Tiroler Landtag einstimmig einen Antrag der SPÖ zur Erweiterung des Rehabilitationszentrums. Seither hat sich nur mehr wenig getan. Robert Weichselbraun sieht als Zukunftsperspektiven die Aufnahme der seit 1994 genehmigten Rehabilitationsbetten in den österr. Rehabilitationsplan und eine Indikationserweiterung im Sinne des Plans. 2012 entstand der Rehabilitationsplan, demnach bundesweit 340 Betten für Kinderrehabilitation geschaffen werden sollen. Bereits im Jänner 2012 hat sich der Ederhof um einen Teil dieser Betten beworben.

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Ein positives Gutachten gibt es auch von der Gesundheit Österreich GmbH: Die Infrastruktur ist vorhanden, der Ederhof hat langjährige Erfahrung mit Kinderrehabilitation, und Zertifizierungen belegen die Qualität, so die Begründung. Dass hochwertige Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region gesichert und geschaffen werden, dass kein öffentliches Geld in die Errichtung neuer Betten investiert werden müsse, dass Osttirol sich seit Jahren als Gesundheitsregion etablieren will und dass die Familien während ihres Aufenthaltes vielfach auch touristische Einrichtungen besuchen, führte der Geschäftsführer weiters ins Treffen.

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Die Tiroler Landesregierung würde ihre ablehnende Haltung damit argumentieren, dass kein Bedarf bestünde, dass die Einrichtung nicht in die Versorgungsregion passe und dass eine österreichweite Einigung notwendig sei. „Wir haben auch Gespräche mit der Ärztekammer und mit dem Gesundheitsministerium in Wien geführt. Außerdem gab es Gespräche mit Kärnten. Da ein Projekt der Humanomed in Villach nicht umgesetzt wird, werden in Kärnten Betten frei. Diese der Versorgungszone Süd zugewiesenen Betten bekommen wir nur, wenn es der Tiroler Landesregierung gelingt, sie in die Zone West (Tirol und Vorarlberg) zu transferieren“, betonte Robert Weichselbraun. Neben der Uni Innsbruck gäbe es auch Unterstützungserklärungen des AKH Wien, des Österr. Psychologenverbandes und der EPA (european paediatric association).

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Unter den an der Diskussion teilnehmenden Politikerinnen und Politikern herrschte Einigkeit darüber, dass es verstärkt organisierten Druck geben müsse, um den Ederhof langfristig abzusichern bzw. zu erweitern. Zur Sprache kam auch die Problematik des Bürokratismus. Weil die Einrichtung einer deutschen Stiftung gehöre und Patienten verschiedener Staaten dort behandelt würden, sei der verwaltungstechnische Aufwand enorm. „Die Herausforderung ist nun, dass die Tiroler Politiker auf Bundesebene bzw. mit den Landesregierungen von Kärnten und der Steiermark geschickt verhandeln, damit Osttirol nicht wieder leer ausgeht“, meinte Robert Weichselbraun.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

 

12. August 2015 um