Fridays For Future Osttirol und weitere Initiativen kritisieren LKW-Transit-Studie

Ein großer Schwachpunkt der Studie sei laut Initiativen die Datenerhebung während der Corona-Pandemie. Außerdem sei nur der Ist-Zustand in die Studie eingeflossen.

Im Dezember 2020 wurde vom Tiroler Landtag eine Verkehrszählung im Raum Osttirol und Oberkärnten in Auftrag gegeben. Die Zählung wurde im Mai 2021 durchgeführt. Inzwischen sind die erhobenen Daten ausgewertet und in einer Studie zusammengefasst. Vorgestellt wurde die Studie zum Schwerverkehr auf der B 100 am 16. Feber 2022. Die erhobenen Daten wurden von den zuständigen Abteilungen so interpretiert: Wegen der zu geringen zu erwartenden Entlastung kann das lange geforderte Fahrverbot für Transit-LKW nicht umgesetzt werden.

„Fridays for Future Osttirol fordert zusammen mit weiteren 33 Initiativen und weit über 5.000 Mitgliedern seit über 2 Jahren ein grenzübergreifendes Verkehrskonzept und damit einhergehend ein LKW-Transit-Verbot. Darüber hinaus haben sich mehrere Gemeinden und Städte in den betroffenen Gebieten mit Resolutionen und Beschlüssen an die jeweiligen Landespolitiker gewandt. Die Schwachpunkte der Studie sind aus unserer Sicht eindeutig der Zeitraum der Erhebung während der Corona Pandemie. Darüber hinaus beschränkt sich die Studie rein auf den Ist-Zustand“, so Helmut Beham von Fridays For Future Osttirol.

Die Studie gehe in keiner Weise auf den schon absehbaren großen Anstieg an LKW-Fahrten im Zusammenhang mit dem „Trockenhafen“ bei Villach (Container-Umschlagplatz des Hafens von Triest) insbesondere im Zusammenhang mit der erheblichen Attraktivitätssteigerung der B 100 und SS 49 infolge des massiven Ausbaus in Kärnten und Südtirol in den nächsten Jahren ein. „Von dort sollen schon in wenigen Jahren Unmengen von Waren statt über Rotterdam und Hamburg von der Adria aus in Europa verteilt werden. Ein Verkehrskonzept für den zukünftigen Warentransport Richtung Westen und wie dieser weitestgehend auf der Schiene abgewickelt werden soll, ist bisher nicht vorhanden“, kritisiert Beham.

Nur 80 LKW täglich?

„Laut Studie sind es mindestens 180 LKW, die täglich als Mautflüchtlinge durch unser Tal rollen. Anerkannt werden in der Studie jedoch nur etwa 80. Es gäbe nämlich für mehr als die Hälfte davon nur wesentlich längere alternative Strecken. So bleiben nach Abzug der LKW Richtung Mittersill und Bozen nur mehr rund 80 ,reine‘ Transitfahrten täglich. Die Politik zitiert die Einschätzung der Landesverkehrsabteilung: Es sei eine Zumutung für die Wirtschaft, Ausweichrouten zu fahren. Hier werden somit die Interessen der Wirtschaft außerhalb unserer Region klar vor jene der AnrainerInnen an der B 100 gestellt“, so Beham.

Datenerhebung

Kritisiert wird auch die Art der Datenerhebung. „Die Erhebung fand über einen Zeitraum von 48 Stunden im Mai 2021 statt. Wie kann sichergestellt werden, dass dieser zufällig gewählte Zeitraum repräsentativ für das ganze Jahr ist? Außerdem ist die Datenerfassung mittels Kameras nicht fehlerfrei. Ein gewisser Prozentsatz der erfassten Fahrzeuge könnte falschen Kategorien zugeordnet worden sein. Diese möglichen Fehler würden das Ergebnis deutlich beeinflussen. Wir haben die Studie sofort an den Verkehrsexperten, Prof. Günter Emberger von der TU Wien weitergeleitet und ihn um eine Einschätzung gebeten. Er wird sich mit den Daten genauestens beschäftigen. Ein Statement zur Studie und der zukünftigen Entwicklung mit oder ohne LKW-Transit-Verbot werden wir nachreichen, sobald dieses vorliegt“, sagt Helmut Beham abschließend.

 

Text: Redaktion, Foto: Osttirol heute

22. Februar 2022 um