Nachruf Dr. Alois Kofler: Abschied von einem der großen Naturforscher Osttirols

Der frühere Bundeskonvikts-Direktor verstarb am 25. Juni. In seiner jahrzehntelangen Forschungstätigkeit sammelte er mehr als 250.000 naturkundliche Objekte.

Alois Kofler wurde am 10. Oktober 1932 in Panzendorf in eine große bäuerliche Familie mit fünf Brüdern und sechs Schwestern geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz, fand dort seine Begeisterung für Biologie und studierte an der Universität Innsbruck. Ab September 1958 unterrichtete er Naturgeschichte und Physik am BG/BRG Lienz, arbeitete aber schon im Jahr davor als Erzieher am Bundeskonvikt. 1959 promovierte er zum Dr. phil. 1961 gründete er eine Familie mit seiner Frau Maria, und der Ehe entstammten zwei Töchter und ein Sohn. 1972 wurde er zum Direktor des Bundeskonvikts bestellt. Damals war dies ein großer Betrieb. In der intensivsten Zeit wohnten dort über 300 Zöglinge, aber der Umbruch stand schon bevor. Dr. Kofler reagierte darauf mit mehreren Öffnungsschritten und initiierte Mädchengruppen, Tagesschulheimgruppen und Sommerkurse. Er leitete das Bundeskonvikt bis zu seiner Pensionierung Ende 1992. Sein berufliches Wirken wurde mit dem Hofratstitel und seine nebenberufliche Forschungstätigkeit unter anderem mit dem Theodor-Körner-Preis 1976 und dem Ehrenzeichen der Universität Innsbruck 1979 gewürdigt. Jahrzehntelanges Studium und nächtelange Arbeit machten ihn zum Experten der Lokalfaunistik und durch seine gut 200 Publikationen wurde Dr. Kofler europaweit bekannt. In minutiöser Kleinarbeit erforschte er die fast 1.000 Arten heimischer Landschnecken, ihre Verbreitung und die ökologischen Zusammenhänge. Seine Forschungen zu Käfern, deren Beschreibungen, Bestimmungen und Angaben über Begleitfauna und Lebensweise erhielten höchste Anerkennung von Fachwissenschaftlern, und seine Sammlungen umfassten zehntausende Exemplare. Es war zu einem großen Teil Dr. Koflers Verdienst, dass es neben Osttirol kaum einen zweiten Bezirk Österreichs gibt, der in der gleichen umfangreichen und gründlichen Weise erforscht worden ist. Er sammelte, erforschte und publizierte umfassend über Wirbeltiere – von Fischen, über Kriechtiere, Lurche bis zu Säugetieren – und Wirbellose – von Weichtieren über Pseudoskorpione bis zu Libellen, Goldwespen und Ameisen. Dazu kamen zahlreiche floristische Forschungen. Bei allem, was er in Erziehung, Unterricht und Forschung geleistet hat, wies er aber als wahrer Wissenschaftler in Ehrfurcht und Bescheidenheit darauf hin, „wie wenig man immer noch weiß und wie unvollständig unsere Kenntnisse eigentlich sind“. In ehrendem Andenken – Dir. Dr. Roland Roßbacher

 

Unermüdliche Forschungsarbeit

 

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30. Juni 2020 um