Unermüdliche Forschungsarbeit

Mehr als sechs Jahrzehnte lang beschäftigte sich HR Mag. Dr. Alois Kofl er mit Pilzen, Pfl anzen und Tieren und sammelte in dieser Zeit mehr als 250.000 naturkundliche Objekte in Tirol und in den benachbarten Regionen der Ost- und Südalpen.

Heute gilt der gebürtige Heinfelser, der sein Lebenswerk dem Landesmuseum Ferdinandeum gewidmet hat, als einer der großen Naturforscher seiner Heimat. Besucht man Hofrat Prof. Mag. Dr. Alois Kofl er in seinem Arbeitszimmer in der Südtiroler Siedlung in Lienz, so ziehen sofort tausende Insekten-Präparate, die er in mehreren Schaukästen aufgereiht hat, den Blick in ihren Bann. „Ich habe zwar schon den Großteil meiner naturkundlichen Exponate dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum übergeben, doch bleibt mir noch genug Arbeit mit dem fachgerechten Bestimmen, Katalogisieren und Zuordnen des restlichen Bestandes“, erzählt der heute 80-Jährige, der im Laufe seines Lebens weit mehr als eine Viertelmillion Objekte gesammelt hat. Nur wenige NaturforscherInnen Tirols zeichneten sich jemals durch eine so umfassende Vielseitigkeit wie Alois Kofl er aus.

Die Lebensgeschichte des von großer Ordnungsliebe, Zielstrebigkeit und Freude am Interessanten, Ausgefallenen und Schönen geprägten Wissenschaftlers reicht bis ins Jahr 1932 zurück. Am 10. Oktober erblickte Alois Kofler am Heinfelserberg im Osttiroler Pustertal als neuntes von zwölf Kindern das Licht der Welt. Nach der Volksschule kam der begabte Bub für acht Jahre ans Paulinum nach Schwaz, wo er von seinem Biologielehrer und seinem Onkel Prof. Dr. Franz-Josef Kofl er, einem anerkannter Käferforscher, stark beeinflusst wurde. Das in diesen Jahren geweckte Interesse an den Naturwissenschaften führte auch zur Wahl des Studiums an der Universität in Innsbruck. 1958 absolvierte er hier die Lehramtsprüfungen für das Fach Naturgeschichte (später Biologie und Erdwissenschaften genannt) und promovierte ein Jahr später zum Dr. phil. Das Thema seiner Dissertation  lautete  „Faunistik, Ökologie und Cönotik der Osttiroler Landschnecken“. Ab 1957 unterrichtete Alois Kofl er am Bundesrealgymnasium in Lienz und leistete viele Erzieherstunden am Bundeskonvikt ab. 1961 heiratete er Maria Bukovnik und gründete mit ihr eine Familie, aus der drei Kinder – unter ihnen der heutige Leiter des TAP Photoarchivs in Lienz, Dr. Martin Kofler – hervorgingen. Von 1972 bis zu seinem Menschen & Meinungen Ruhestand leitete Prof. Dr. Kofler schließlich als Direktor das umbenannte Bundesschülerheim in Lienz. 1989 wurde ihm der Amtstitel „Hofrat“ verliehen, was der damalige Lienzer Bürgermeister Hubert Huber mit den Worten „Hofrat für
Menschen und Tiere“ kommentierte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit verlor der begeisterte Naturwissenschaftler sein Interesse an der Tier- und Pflanzenwelt nie aus den Augen. Bereits 1961 bis 1963 erschienen erste Publikationen, 1965 dann die gedruckte Version seines Dissertationsthemas im Archiv für Molluskenkunde. Später folgten verschiedenste entomologische und zoologische Beiträge. Schwerpunkt seiner Arbeit blieb immer seine Heimat Osttirol, in der es, so Prof. Dr. Kofl er, mehr als 16 000 bekannte Arten von Insekten gibt. Der unermüdliche Forscher und Sammler pflegte in all diesen Jahren immer auch rege Kontakte mit den besten SpezialistInnen Europas und erweiterte seinen Horizont auf zahlreichen Auslandsreisen, u.a. nach Vorderasien, Afrika oder Amerika. Seit 1992 ist Prof. Dr. Kofler in Pension. Er widmet sich nach wie vor seinem Lebensziel, der Erfassung und Erforschung möglichst vieler Tier- und Pflanzenarten im Bezirk Lienz und zeichnet bis dato für insgesamt 366 Publikationen verantwortlich. Weitere stehen knapp vor Fertigstellung oder befinden sich schon in Druck. Auf Basis seiner umfangreichen wissenschaftlichen Arbeit zählt Osttirol neben dem Bezirk Scheibbs (NÖ) zu den am besten bearbeiteten Regionen Österreichs, was die Faunistik und Tiergeographie anbelangt. Für sein unglaublich umfassendes und vielseitiges Lebenswerk wurde der Osttiroler mehrfach geehrt: 1976 mit dem Theodor- Körnerpreis, 1980 mit dem Ehrenzeichen der Universität Innsbruck, 2010 als Ehrenmitglied der österr. Gesellschaft für Entomofaunistik, 2011 mit der Friedrich-Brauer-Medaille und am 20.2.2013 schließlich mit der Franz von Wieser-Medaille, der höchsten zu vergebenden Auszeichnung des Landesmuseums Ferdinandeum für die Erforschung von Tirol.

 

 

Text: J. Hilgartner, Fotos: Osttirol Journal

02. April 2013 um