Vier Gemeinden arbeiten gemeinsam an ihrer Zukunft

Am 26.1. wurden der Bevölkerung in Ainet die „Entwicklungsperspektiven Vorderes Iseltal“ vorgestellt, am 27.1. unterzeichneten vier Bürgermeister eine „Iseldeklaration“.

Über Jahre hinweg bewegte die „Natura 2000-Ausweisung der Isel“ viele Menschen in ganz Osttirol. Verständliche Sorgen in der direkt betroffenen Bevölkerung der Iselregion und von Seiten der gewählten Volksvertreter aufgrund zu erwartender Einschränkungen und wirtschaftlicher Nachteile, verstärkt durch das wenig förderliche Vorgehen von Seiten des Landes, prägten die z.T. sehr hitzig geführte Diskussion. Ungeachtet dessen wurde die Isel im Sommer 2015 von der schwarz-grünen Regierungskoalition in Innsbruck an die Europäische Kommission als Natura 2000-Gebiet nach Brüssel nominiert, gleichzeitig von Landeshauptmann Günther Platter aber auch ein Entwicklungsprogramm für die Gemeinden an der Isel in Aussicht gestellt. 10 Millionen Euro sollen für dieses „regionalwirtschaftliche Programm“ nach Osttirol fließen, unabhängig von weiteren Mitteln aus EU-Töpfen wie „Leader“ oder „Live“.

Großes Interesse an den Entwicklungsperspektiven Vorderes Iseltal am Abend des 26.1. im Gemeindesaal Ainet. Foto: Brunner Images

Großes Interesse an den Entwicklungsperspektiven Vorderes Iseltal am Abend des 26.1. im Gemeindesaal Ainet. Foto: Brunner Images

„Wir waren über die Nominierung der Iselregion als „Natura 2000-Gebiet“ nicht erfreut und mussten zur Kenntnis nehmen, dass die Entscheidung von anderer Stelle getroffen wurde. Nun aber stellen wir uns der Situation und wollen gemeinsam als die vier Gemeinden des Vorderen Iseltales an unserer Zukunft arbeiten!“, so der Aineter Bürgermeister Mag. Karl Poppeller, der am Abend des 26.1. mit seinen Kollegen aus Oberlienz, Martin Huber, aus Schlaiten, Ludwig Pedarnig, und aus St. Johann i.W., Franz Gollner, zum Informationsabend nach Ainet lud.

Gemeinsam mit DI Verena Hohenwarter und DI Klaus Michor von der Dölsacher Firma Revital Integrative Naturraumplanung GmbH stellte man im bis auf den letzten Platz gefüllten Aineter Gemeindesaal Interessierten aus der Bevölkerung die Ergebnisse diverser Workshops und Ideensammlungen unter dem Titel „Entwicklungsperspektiven Vorderes Iseltal“ vor. Im September 2015 hatten Vertreter der vier Gemeinden Ainet, Oberlienz, Schlaiten und St. Johann i.W., begleitet von der Fa. Revital, den Prozess gestartet – immer mit der Zielsetzung vor Augen, vorhandene Chancen gemeinsam auszuloten und zielführende Projekte zu entwickeln, um versprochene Fördermittel bestmöglich nützen zu können. Dass die Isel das verbindende, identitätsstiftende Element des Vorderen Iseltales ist und dass die an sich strukturschwache Region durchaus viel Entwicklungspotenzial bietet, wurde im Rahmen des Informationsabends immer wieder betont.

Die Grafik zeigt eine schematische Skizze zur Idee „Wildwassererlebnisraum Isel“, wie sie auch bei der Öffentlichkeitsveranstaltung in Ainet am Abend des 26.1. präsentiert wurde. Grafik: Revital

Die Grafik zeigt eine schematische Skizze zur Idee „Wildwassererlebnisraum Isel“, wie sie auch bei der Öffentlichkeitsveranstaltung in Ainet am Abend des 26.1. präsentiert wurde. Grafik: Revital

„Wir wollen die Bevölkerung heute darüber informieren, worum es geht und dazu einladen, an der zukünftigen Entwicklung unserer Gemeinden teilzunehmen“, so Bgm. Franz Gollner. Als langfristige Ziele wurden die Steigerung der Nächtigungszahlen, die Erhöhung der Wertschöpfung und die Betonung der Identität des Vorderen Iseltales als Kleinregion in den Vordergrund gestellt. Konkrete Projektideen, ausgerichtet auf einen naturnahen Tourismus, mit Initiativen zu nachhaltiger Landwirtschaft und neuen Ausbildungsschwerpunkten, zusammengefasst unter dem Kernsatz „Wildwassererlebnisraum Isel“, präsentierte man auf vier Schautafeln, eine fünfte stand für Vorstellungen und neue Ideen aus der Bevölkerung bereit.

Das große Interesse an der Informationsveranstaltung und die Aufbruchsstimmung, die schon am Abend des 26.1. deutlich geworden war, hoben Karl Poppeller, Martin Huber, Franz Gollner und Ludwig Pedarnig einen Tag später auch im Rahmen einer Pressekonferenz in Oberlienz hervor, wo sie gemeinsam eine symbolische „Isel-Deklaration“ unterzeichneten. „Damit wollen wir nochmals unterstreichen, dass wir uns den gegebenen Herausforderungen stellen, die kleinregionale Zusammenarbeit intensivieren und den Lebensraum für Mensch und Natur im Vorderen Iseltal für zukünftige Generationen sichern möchten!“, so die vier Bürgermeister.

Unter den 10 Punkten der „Isel-Deklaration“ finden sich Zielsetzungen wie die „Entwicklung des Vorderen Iseltales zu einem einzigartigen Wildwasser-Erlebnisraum“, die „Erhaltung und Verbesserung des Hochwasserschutzes im Talraum“, die „Entwicklung des Natura 2000-Gebietes in Partnerschaft mit der ansässigen Bevölkerung“ oder die „Entwicklung eines auf die Isel fokussierten touristischen Angebotes mit besonderer Schwerpunktsetzung im Bereich Beherbergung“.

Ein Lenkungsausschuss solle, wie weiters betont wurde, zur Steuerung der Umsetzungsschritte eingerichtet und einmal jährlich auch gemeinsame Gemeinderatssitzungen zur Abstimmung laufender Aktivitäten abgehalten werden. Interpretationsversuchen, die Kooperation der vier Gemeinden des Vorderen Iseltales als „Abkoppelung“ von anderen Isel-Gemeinden zu betrachten, erteilten Karl Poppeler, Martin Huber, Franz Gollner und Ludwig Pedarnig eine Absage. Selbstverständlich werde es auch in Zukunft eine Zusammenarbeit bis ins hintere Iseltal hinein geben, wenngleich aber klar sei, dass man im Wettbewerb der besten Projekte um die vorhandenen Mittel tatkräftig mitmischen wolle.

Text: E. Hilgartner, Galeriefotos: Brunner Images

28. Januar 2016 um