WK Lienz präsentiert aktuelle Wirtschaftsdaten

Wie die Strukturdaten für 2015 zeigen, ist eine wesentliche Verbesserung der Wirtschaftslage in Osttirol ausgeblieben. Es hat aber auch keine Einbrüche gegeben.

Aus den jetzt vorliegenden Strukturdaten der Osttiroler Wirtschaft für das Jahr 2015 lasse sich, so WK-Bezirksstellenobmann Michael Aichner, das abgelaufene Jahr nun abseits bloßer Mutmaßungen bzw. subjektiver Einschätzungen bewerten. Wie auch angesichts der eher düsteren Konjunkturprognosen nicht anders zu erwarten war, sei eine wesentliche Verbesserung der Wirtschaftslage ausgeblieben. Gleichermaßen habe es aber in keinem Teilbereich Einbrüche gegeben. Aichner: „Im Börsendeutsch würde man von einer Seitwärtsbewegung sprechen!“ Erfreulich sei, dass sich die Gesamtzahl der unselbstständig Beschäftigten im Bezirk gegenüber dem Vorjahr um 0,8% auf jahresdurchschnittlich 18.575 Personen erhöht habe. Zum Vergleich: Zwischen 2013 und 2014 war die Beschäftigtenzahl nahezu unverändert geblieben.

Rund 3.500 Beschäftigte in Industrie und Gewerbe/Handel

Bezogen auf die Sparten-Einteilung innerhalb der Wirtschaftskammer-Organisation ergibt die Strukturdatenanalyse folgendes Bild: Die Sparten Industrie und Gewerbe/Handwerk mit jeweils ca. 3.500 Beschäftigten liegen praktisch gleichauf. Sie stellen in Summe mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in der gewerblichen Wirtschaft im Bezirk bereit. Die beiden Sparten zeichnen für die Stabilität und ein zwar gedämpftes, aber kontinuierliches Wachstum verantwortlich. Gemessen an der Gesamtzahl der Arbeitskräfte, die von den Wirtschaftskammer-Mitgliedsbetrieben beschäftigt werden, liegt der Anteil der IndustriemitarbeiterInnen in Osttirol im Vergleich zu den anderen Tiroler Betrieben an beachtlicher zweiter Stelle, nur noch „getoppt“ vom ebenfalls peripheren Bezirk Reutte.

Die Liebherr-Hausgeräte Lienz GmbH (Sparte Industrie) zählt zu den wichtigsten Arbeitgebern in Osttirol.

Die Liebherr-Hausgeräte Lienz GmbH (Sparte Industrie) zählt zu den wichtigsten Arbeitgebern in Osttirol.

Leichter Aufwärtstrend im Tourismus

Die Beschäftigungsentwicklung im Tourismus war, wie Michael Aichner weiter betont, ebenfalls positiv. „Mit knapp 2.700 Arbeitskräften ergab sich eine Steigerung von ca. 3,5% gegenüber 2014. Tendenziell rückläufig ist die Beschäftigung im Handel, während sie sich in den übrigen Sparten wie Transport und Verkehr, Geld-, Kredit- und Versicherungswesen sowie Information und Consulting kaum verändert hat.“ Ein leichter Aufwärtstrend kennzeichne die Tourismusentwicklung in Osttirol. „Das Tourismusjahr 2015 brachte 1.951.528 Gästenächtigungen, davon 1.065.744 im Sommer 2015 und 885.784 im Winterhalbjahr 2014/15. Somit sind nun das dritte Jahr in Folge sowohl im Sommer als auch im Winter Nächtigungssteigerungen zu verzeichnen. Wir freuen uns zwar darüber und wollen nicht unbescheiden sein. Wir haben allerdings seit den frühen 1990iger-Jahren 300.000 Nächtigungen verloren, während das Bundesland Tirol die damaligen Spitzenwerte wieder erreicht hat. Osttirol hat als Tourismusdestination jedoch ein viel größeres Potenzial, das es rasch zu heben gilt.“

Arbeitslosenquote gestiegen – Minus bei den Lehrlingen

Bedauerlich sei allerdings die vom ohnedies hohen Vorjahreswert von 10,1% auf 10,3% gestiegene Arbeitslosenquote. Dies bedeute, dass 2015 im Jahresdurchschnitt 2.131 Personen als arbeitslos gemeldet waren. Es falle aber auf, dass auch der extrem tourismusstarke Bezirk Landeck – die Tourismusintensität ist dort fünfmal so hoch wie jene Osttirols – eine ebenso hohe jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit aufweise. Zum Jahresende 2015 haben 319 Lehrbetriebe in Osttirol insgesamt 820 Lehrlinge ausgebildet – 2014 wurden noch 855 Lehrlinge gezählt. Dies entspreche einem Minus von 4,3%. Tirolweit betrug der Rückgang 5%. Allerdings sei, so Aichner, die Abnahme der Lehrlingszahl nicht überraschend, da sie direkt mit der ständig sinkenden Zahl von Pflichtschulabgängern korreliere. „Anders als in früheren Jahren, als es noch einen großen Überhang an Lehrstellensuchenden in Osttirol gab, finden die Osttiroler Jugendlichen heute viel leichter einen Ausbildungsplatz. Die Zahl der offenen Lehrstellen war auch im Jahr 2015 höher als jene der Lehrstellensuchenden.“

Natura 2000 und Felbertauernstraße

Zu den zahlreichen regionalpolitische Themen, mit denen die WK-Bezirksstelle Lienz im abgelaufenen Jahre befasst war, zählte auch die Ausweisung der Iselregion als Natura 2000-Schutzgebiet. Die jahrelange Diskussion darüber fand im Juni 2015 mit der Meldung an die EU-Kommission einen vorläufigen Abschluss. „Die Einbeziehung des Virgentales und die Erstreckung des Schutzgebietes bis an die Gemeindegrenzen von Lienz entspricht zwar nicht unseren Zielvorstellungen, wir werden aber darauf achten, dass die wirtschaftliche Entwicklung in der Region nicht behindert, sondern unterstützt wird“, so Aichner dazu. Wenn zuletzt wieder von unzureichenden Nominierungen die Rede sei, könne dies auf Osttirol wohl nicht zutreffen, meint er. „Osttirol hat bereits einen maximalen Beitrag zu Erhaltung einer intakten Natur geleistet. Noch mehr zu verlangen, wäre kontraproduktiv.“

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Aufgeatmet habe die Osttiroler Wirtschaft, als Mitte August 2015 der neu errichtete Streckenteil „Schildalm“ der Felbertauernstraße für den Verkehr freigegeben werden konnte. „Die Monate der Straßensperre nach dem Felssturzereignis vom 14. Mai 2013 und die danach zwei Jahre andauernden Einschränkungen für den Wirtschaftsverkehr bedeuteten eine Zäsur für den Bezirk. Wir konnten mithelfen, die schwierige Situation zu meistern. Das Land hat zwischenzeitlich auch unserer Forderung, die Standortnachteile, die durch den Wegfall von Mautbegünstigungen für die Osttiroler Transport- und Produktionsbetriebe eingetreten sind, mit einem Sonderprogramm abzufedern, entsprochen“, freut sich der WK-Bezirksstellenobmann abschließend.

Text: Redaktion, Fotos: Brunner Images, Liebherr

02. April 2016 um