Mein Lieblingsplatz: Das Habachtal und die „Neue Thüringer Hütte“ im Pinzgau

Wegen seiner Mineralienvorkommen wird das Habachtal auch als „Tal der Smaragde“ bezeichnet. Im Herzen dieses Paradieses liegt auf 2.240 Metern Seehöhe die „Neue Thüringer Hütte“.

Von atemberaubender Schönheit ist das Habachtal in der Oberpinzgauer Gemeinde Bramberg. Es handelt sich um das mineralienreichste Tal der Hohen Tauern. Aufgrund der geologischen Besonderheiten befindet sich hier das einzige nennenswerte Smaragdvorkommen Europas – als „Smaragddorf“ tritt Bramberg deswegen auf. „Smaragd – ein magisches Wort für einen wunderschönen Stein. Wer jemals einen Smaragd aus dem Leckbach gehoben hat, ist angetan und fasziniert vom leuchtenden Feuer, von der tiefgrünen Farbe und von der Einfachheit, wie man nahezu ohne Vorkenntnisse diesen Edelstein hier finden kann“, beschreibt Erwin Burgsteiner, Steinsucher und Salzburger Obmann der Vereinigten Mineraliensammler Österreichs, die Faszination, die von diesem Edelstein ausgeht.

 

Der Almgasthof Alpenrose liegt auf 1.380 Metern Seehöhe und ist Ausgangspunkt für Wanderungen und Mineralien-Exkursionen.

 

Hier kann jeder, der „seinen“ Edelstein selber finden will, Hand anlegen, und mit etwas Geduld und Glück findet er im Wasser des Leckbachgrabens auch Smaragde. Von Bramberg aus kann man in 1,5 bis 2 Stunden leicht zu Fuß bis zum Almgasthof Alpenrose gelangen – oder man fährt mit dem vom Parkplatz Habachtal regelmäßig verkehrenden Bus dorthin. Direkt neben diesem Haus wurde durch eine Mure im Jahr 2002 (und auch schon früher) der smaragdhaltige Schotter des Leckbaches abgelagert. Das Mineralienvorkommen befindet sich in der Leckbachrinne. „Obwohl im Nationalpark Hohe Tauern das Sammeln von Mineralien klar geregelt ist, gilt diese Regelung nicht für die Smaragdsuche, denn die Leckbachrinne befindet sich in der Außenzone und dort ist die Sammeltätigkeit erlaubt“, erklärt Burgsteiner.

 

 

Das Habachtal ist ein ursprüngliches Tal im Nationalpark Hohe Tauern mit unzähligen Wandermöglichkeiten, mehreren Dreitausendern, großen Vergletscherungen im Talschluss und prächtigen Wasserfällen. Immer das mächtige Habachkees vor sich wandert man Richtung Talschluss. Traumhaft im Herzen dieses kleinen Paradieses befindet sich auf 2.240 Metern Seehöhe die „Neue Thüringer Hütte“. Über den Normalweg erreicht man sie vom Gasthof Alpenrose in etwa drei Stunden. Für trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger empfiehlt sich der Aufstieg über den Noitroi-Steig.

 

Blick zum Talschluss des Habachtales. Auch hier schmilzt der einst mächtige Gletscher rasch, und das Schmelzwasser fällt in einem imposanten Wasserfall ins Tal.

 

Die erste Schutzhütte im Talschluss des Habachtales war die Berliner Hütte oder Habachhütte. Sie wurde von der Sektion Berlin erbaut und am 30. Juli 1898 eröffnet. Da sie ziemlich exponiert im Gelände stand, wurde sie im Winter 1913/14 von einer Staublawine völlig zerstört. 10 Jahre später erwarb die Sektion Weimar den Platz und erbaute 300 Meter oberhalb des ersten Standortes die Thüringer Hütte. Man begann mit dem Bau im Frühjahr 1925 und stellte die Hütte 1926 fertig.1968 zerstörte eine große Lawine das Schutzhaus wieder teilweise, wodurch ein Neubau erforderlich wurde. Als lawinensicheren Ort wählte man den Platz oberhalb der uralten Weidalm Hütte, einer kleinen Unterkunft für die Viehhüter. Die Sektion Oberkochen begann 1971 mit dem Bau, 1973 konnte die Neue Thüringer Hütte eröffnet werden.

 

Die „Neue Thüringer Hütte“ wurde im Vorjahr und heuer umfassend saniert und erweitert.

 

Seit 2002 befindet sich die Alpenvereinshütte im Eigentum des „Vereins Neue Thüringer Hütte e.V.“, dem aktuell die fünf Thüringer DAV-Sektionen Apolda, Inselberg, Jena, Meiningen und Weimar angehören. Bewirtschaftet wird das Schutzhaus heuer den zweiten Sommer von Andreas Eder. Der begeisterte Bergsteiger unterstützte die Hütteneigentümer und PächterInnen schon seit vielen Jahren bei der Versorgung und Bewirtschaftung der Hütte. „Das Leben im Hochgebirge und die Bewirtschaftung einer Hütte ist für mich nicht neu. Ich koche gerne selbst und backe selber das Brot. Meine Tochter Ines ist für mich eine große Stütze“, berichtet der Hüttenwirt.

 

Hüttenwirt Andreas Eder: „Hüttenwirt hier im Habachtal zu sein, ist eine wunderschöne Aufgabe. Es gibt immer viel Arbeit. Bei Schönwetter sind die Gäste zu versorgen, und wenn weniger los ist, ist in der Hütte immer etwas zu tun.“

 

Mit Lebensmitteln versorgt wird die Hütte zu Beginn der Saison mittels Hubschrauber. Von Mitte Juni bis 20. September dauert die Sommersaison auf der Neuen Thüringer Hütte, im Winter ist das Schutzhaus geschlossen. 30 Betten in Zimmern und rund 50 Matratzenlager stehen für Übernachtungsgäste zur Verfügung. „Wegen der Corona-Vorschriften belegen wir die Zimmer und Lager heuer nur zur Hälfte“, so der Hüttenwirt.

 

Von der Thüringer Hütte kann man einen wunderbaren Blick auf prächtige Gipfel der Venedigergruppe und auf das Habachkees genießen.

 

Aus einer eigenen Quelle kommt das Wasser für die Alpenvereinshütte, ein Wasserkraftwerk erzeugt den Strom, und die Abwasserentsorgung erfolgt über eine Biokläranlage. Die Neue Thüringer Hütte ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch Ausgangspunkt für viele schöne Wanderungen und Gipfeltouren. „Eine schwere Bergtour führt auf den Schwarzkopf auf 2.996 Metern Seehöhe. Etwa 4 Stunden muss man für diese Tour veranschlagen. Man kommt dabei auch an der Ruine der Alten Thüringer Hütte vorbei, die unter Denkmalschutz steht“, sagt Andreas, der früher auch als Wanderführer für den Tourismusverband tätig war.

 

Ines und Andreas versorgen die Bergsteiger mit bodenständigen und stärkenden Köstlichkeiten. Besonders beliebt sind die Specknudeln. Kaspressknödel, Kaiserschmarrn, Apfelstrudel und sonstige Mehlspeisen kann man auf der Neuen Thüringer Hütte genauso genießen.

 

Bei geübten Wanderern besonders beliebt ist der Übergang über die Larmkogelscharte ins Hollersbachtal zur Neuen Fürther Hütte (2.201 m, 4,5 h). Für die Besteigung des Larmkogel-Gipfels (3.017 m) benötigt man etwa 3 Stunden.  Eine mittelschwere Tour führt auf den Kratzenberg (3.022 m, 4 h). Die Hohe Fürleg (3.243 m), Brambergs höchsten Berg, erreicht man in etwa 5 Stunden und den Plattigen Habach (3.207 m) in 4 Stunden. Über die Schwarzkopfscharte (2.861 m) gelangt man in etwa 6 Stunden auf die Neue Prager Hütte (2.796 m) im Innergschlöß in Osttirol und kann von dort aus den Großvenediger (3.657 m) besteigen.

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

28. August 2020 um