Ranggeln – ein alter Volkssport begeistert die Jugend

Die beiden Virger Simon Lang (13) und Gabriel Mariner (9) sowie der Aineter Matthäus Gander (11) gelten als Nachwuchshoffnung der Osttiroler Rangglerszene.

Zum 11. Mal in Folge kürte sich die Sektion Ranggeln der Turn- und Sportunion Matrei i.O. 2018 zur besten Vereinsmannschaft des gesamten Alpenraumes. Wir unterhielten uns mit den jungen Rangglern und ihrem Trainer Franz Holzer über die Faszination, die von dieser traditionellen Sportart ausgeht. Unser Termin mit den Iseltaler Rangglern findet in der Volksschule St. Johann im Walde statt. Hier wird von Anfang Jänner bis Ende Oktober zwei Mal in der Woche trainiert.

 

Trainer Franz Holzer mit Matthäus Gander, Simon Lang und Gabriel Mariner (v.l.n.r.)

 

„Neben Ausdauertraining und  Fallübungen liegen mir die Einheiten, die der Verbesserung der Stabilisation dienen, besonders am Herzen. Sie sind für den Rumpfbereich und die Wirbelsäule immens wichtig”, teilt uns Trainer und Sektionsleiter Franz Holzer mit. Der 47-Jährige war früher selbst aktiver Ranggler und sehr erfolgreich. Zuletzt konnte er sich im Jahre 2012 zum Hogmoar-Sieger küren. „Wenn man von gröberen Verletzungen verschont bleibt, kann man diesen Sport ohne Probleme bis zu einem Alter von etwa 40 Jahren ausüben. Für mich steht heute aber die Nachwuchsarbeit im Fokus. Ich bin stolz darauf, dass unsere heimischen Ranggler zu den besten im gesamten Alpenraum gehören. Unsere Nachwuchshoffnungen – Matthäus Gander, Gabriel Mariner und Simon Lang – waren in der letzten Saison allesamt Seriensieger und sind bereits in die nächsthöhere Klasse, in der sie gegen um ein Jahr ältere Athleten kämpfen, aufgestiegen.”

 

 

„Ich habe im Alter von vier Jahren mit dem Ranggeln begonnen. Am Anfang war das für mich nicht einfach, schließlich war ich der Jüngste von allen. Inzwischen machen mir Training und Wettkampf großen Spaß. Wir sind viel unterwegs und lernen immer wieder neue Freunde kennen”, erzählt Simon. Bereits vier Mal war der Virger inzwischen Hundstoa-Sieger. Diesen begehrten Titel konnten auch Matthäus und Gabriel je ein Mal heim nach Osttirol holen. „Das Hundstoa-Ranggeln gehört neben dem
Gauder-Ranggeln im Zillertal zu den größten Ranggler-Events im Alpenraum. Es findet alljährlich am Hundstoan in Maria Alm/Bezirk Zell am See auf 2.064 Metern Seehöhe statt. Bis zu 3.000 Zuschauer verfolgen die Kämpfe”, weiß Franz Holzer über die Veranstaltung zu berichten, die 1518 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und vor einigen Jahren zum „immateriellen Kulturerbe Österreichs“ erklärt wurde.

 

 

Ranggeln zählt zu den ältesten Sportarten im Alpenraum. Heute finden in Salzburg, Bayern, Nord-, Süd- und Osttirol pro Jahr etwa 25 Ranggler-Veranstaltungen statt. „Sieger ist beim Ranggeln derjenige, der seinen Gegner auf den Rücken werfen kann, wobei beide Schulterblätter den Boden berühren müssen”, zeigt sich Matthäus informiert. „Axler“, „Knipfer“, „Ausheber“, „Hufer“, „Stierer“ – Ranggler müssen eine große Vielfalt an Griffen kennen, wobei es Techniken gibt, die stehend und am Boden ausgeführt werden. „Der Kreuzwurf ist eine der schönsten Techniken und gilt als so etwas wie eine Osttiroler Spezialität. Wichtig ist, dass man beim Training ein System findet, damit sich die jungen Ranggler die vielen Wurftechniken, Griffe und Gegengriffe einprägen können”, merkt Franz Holzer dazu an.

 

 

„Schnelligkeit ist genauso wichtig wie Technik”, wirft Gabriel Mariner ein. Der 9-Jährige beweist seine Kraft nicht nur beim Ranggeln, sondern hilft auch am elterlichen Bauernhof in Obermauern fleißig mit. „Ich möchte später einmal Bauer werden”, ist sich der junge Iseltaler sicher. Seine Kollegen Matthäus und Simon zeigen sich auch an anderen Sportarten sehr interessiert. Matthäus geht im Winter gerne Skifahren und im Sommer Radfahren. Und Simon ist im Winter auch als Eishockey-Spieler in Zell am See und in Huben im Einsatz.

 

 

„Der Ranggel-Sport hat auf die körperliche und persönliche Entwicklung junger Menschen enorm positive Auswirkungen. Außerdem lernen die Buben, Teamarbeit zu schätzen. Körperliche Kraft ist vielfach nicht das Entscheidende, vielmehr dreht sich vieles um Kopfarbeit. Es geht um Taktik und vor allem auch um die Frage, wie ich den Gegner täuschen kann”, so Trainer Franz Holzer. Wer ihr Vorbild ist, wollen wir abschließend noch von den drei jungen Rangglern wissen. „Philip”, schallt es wie aus einem Munde. Der 19-jährige Sohn von Franz Holzer, eines der weitum bekannten Aushängeschilder des Iseltaler Vereins, hilft mittlerweile, gemeinsam mit seinem Bruder Sepp, schon kräftig beim Training mit.

 

Ranggeln in Osttirol

In Osttirol fanden Ende des 18. Jahrhunderts erstmals Ranggler-Turniere statt, und zwar in der Tauerngemeinde Matrei. Die Ranggler stiegen vor allem im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Markt- und Kirchtagen in den Ring. Bis heute gilt die Tauerngemeinde im gesamten Alpenraum als „Ranggler-Hochburg”. Der heimische Ranggler-Verein wurde im Jahre 1961 gegründet. Zwei Jahre später erfolgte die An- und Eingliederung der Sektion Ranggeln in die Turn- und Sportunion Matrei.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

22. Juni 2019 um