Lienz: Disput um Egger-Lienz-Bild im Gemeinderat

Uneinigkeit herrschte bei der Gemeinderatssitzung am 21. Dezember rund um den Erwerb eines Ausschnitts von Eggers „Totentanz“ – der Kauf wurde beschlossen.

Ob Museumsleiterin Silvia Ebner oder Gemeinderat Dr. Christian Steininger – wer nun das Bild im Dorotheum in Wien ersteigert hat, blieb bei der jüngsten Lienzer Gemeinderatssitzung im Dunkeln. Insgesamt sechs Fassungen des „Totentanz“ hat Albin Egger-Lienz zwischen 1906 und 1921 geschaffen, die erste Fassung in Öltechnik zerschnitt er 1908 in drei Teile. Einer dieser Teile, nämlich jener, der den Kopf des letzten Bauern in der Reihe zeigt, ist vor Kurzem im Dorotheum in Wien versteigert worden. Um 90.000 Euro soll das Bild für die Stadt Lienz ersteigert worden sein, 22.000 Euro fielen an Gebühren an. Mit dem Dorotheum konnte vereinbart werden, dass das Bild erst endgültig gekauft wird, wenn der Lienzer Gemeinderat zustimmt. Am 21. Dezember 2015 stand der Bildankauf nun auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung – und es wurde heftig diskutiert.

„Erst als wir im Stadtrat das Budget finalisiert haben, ist dieser Bildankauf aufgetaucht. Aufgrund unserer vielfältigen sonstigen Aufgaben habe ich bereits im Stadtrat gegen den Ankauf gestimmt und werde auch heute wieder dagegen stimmen“, so Bgm. LA DI Elisabeth Blanik. Die Tiroler  Landesgedächtnisstiftung hat nach Verhandlungen 30.000 Euro für den Kauf zugesagt, das Land Tirol zusätzlich 30.000 Euro. Für die Stadt Lienz verbleiben 30.000 Euro plus 22.000 Euro an Gebühren, insgesamt also 52.000 Euro. Man hätte in den Beständen der Stadt Lienz etliche Egger-Lienz-Werke, es gehe jetzt um das Erhalten und Sichern, so Blanik. „Wir wissen derzeit nicht, wie wir in unserem Depot in der Peggetz die Wertgegenstände sichern sollen. Hier kommen große Aufgaben auf uns zu. Die Sanierung des Depots sehe ich als vordringlich an“, so Blanik.

Vehement für den Kauf des Bildes setzte sich die ÖVP-Fraktion ein. „Die Gelegenheit, ein Egger-Lienz-Bild um diesen Preis zu ersteigern, kommt wahrscheinlich nie mehr. 52.000 Euro in etwas derartig Werthaltiges zu investieren, finde ich trotz unserer vielen sonstigen Aufgaben als gerechtfertigt“, so Vize-Bgm. Meinhard Pargger. Auch Josef Blasisker von der FPÖ und zwei Mandatare der SPÖ-Fraktion – nämlich Andreas Hofer und Anita Kerstein – sprachen sich für den Ankauf des Bildes aus. „Für die Sanierung des Depots müsste es endlich ein Konzept geben. Es gibt dort viel Wertvolles, aber auch viel Müll“, so Hofer. Auch Josef Blasisker plädierte, die Sanierung des Depots und damit die bessere Sicherung der Wertgegenstände endlich in Angriff zu nehmen. Uwe Ladstätter von der Liste Stadt Lienz brachte auch einen rechtlichen Aspekt in die Diskussion ein. „Ein derartiger Bildankauf müsste doch vor einer Ersteigerung mit allen Gremien besprochen werden. Dass einfach jemand ein Bild ersteigert und danach erst ein Beschluss im Gemeinderat gefasst wird, halte ich für bedenklich. Wir behalten uns rechtliche Schritte vor“, so Ladstätter.

Nach längerer Diskussion kam es schließlich zur Abstimmung. Die elf VP-Mandatare, Andreas Hofer und Anita Kerstein von der SPÖ sowie Josef Blasisker stimmten für den Bildankauf, die restlichen sieben Mandatare dagegen. Der Bildankauf fand damit eine Mehrheit. Die Stadt Lienz leistet also einen Beitrag von 52.000 Euro zum Ankauf dieses Egger-Lienz-Werkes, und das Bild geht in den Besitz der Stadt Lienz über. Laut Aussage von Vize-Bgm. Meinhard Pargger hat das Bild einen Wert von 70.000 bis 100.000 Euro.

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Museum Schloss Bruck

22. Dezember 2015 um