Waldgipfel in Obertilliach: Gemeinsame Strategien zur Sicherung der Bergwälder

Im Rahmen des Österr. Walddialogs findet am 6. und 7. Mai in Osttirol die Euregio-Fortschutztagung statt. Aufarbeitung des Schadholzes und Aufforstung stehen im Fokus.

„Hier in der Region ist nichts selbstverständlich. Nicht nur zur Bewältigung der Herausforderungen in der Forstwirtschaft braucht es engagierte Bürgermeister, engagierte Unternehmer und engagierte Touristiker. Obertilliach sehe ich als einen Leuchtturm in Sachen zukunftsorientierte Entwicklung. Auch heuer erwarten wir wieder ein starkes Borkenkäfer-Jahr. Wir brauchen eine nachhaltige Waldbewirtschaftung verbunden mit einer konsequenten Jagdbewirtschaftung und keine großflächige Außernutzungstellung von Waldflächen. Mit gezielten Maßnahmen können wir eine Wiederbewaldung mit klimaresilienten Baumarten erreichen, die auch noch in 100 Jahren vital sind“, so Bundesminister Norbert Totschnig bei der Euregio-Forstschutztagung.

Der Obertilliacher Bürgermeister Matthias Scherer hatte zuvor die Gemeinde vorgestellt und die Herausforderungen in Sachen Forstwirtschaft erläutert. „Obertilliach zählt 670 Einwohner und umfasst 65 km² Fläche, mehr als die Hälfte davon ist Waldfläche. Seit dem Sturmtief VAIA 2018 haben wir rund 20 Prozent der Waldfläche verloren. Der Waldzustand ist dramatisch. Ende des Jahres 2024 werden wir 300.000 Festmeter Holz aus dem Wald gebracht haben“, informierte der Bürgermeister.

Anschließend an das Sturmtief VAIA haben zwei schneereiche Winter mit Schneedruck und Schneebruch sowie seit 2022 der Borkenkäfer-Befall für enorme Schäden an den Osttiroler Wäldern geführt. Allein 2023 waren die Waldbesitzer mit 970.000 Festmetern Schadholz konfrontiert, davon waren rund 540.000 durch Borkenkäfer-Befall verursacht.

„Um unseren Wald vital zu halten, müssen wir den Umbau der Wälder hin zu klimafitten Bergwäldern forcieren, Schadholz nach Extremereignissen schnell aus dem Wald bringen, Schädlinge wie den Borkenkäfer gezielt bekämpfen und die Funktion des Schutzwaldes nach Schadereignissen durch Wiederbewaldung wiederherstellen“, nannte LH-Stv. Josef Geisler die zentralen Herausforderungen.

 

 

Fast die Hälfte des gesamten österreichischen Holzeinschlags im vergangenen Jahr ist auf Schadholz entfallen. „Die Schadholzmenge und Wiederaufforstung ist für die betroffenen Waldbesitzerinnen und -besitzer nur mit Mitteln aus dem Waldfonds zu bewältigen, den wir als Bundesregierung 2021 gestartet und Ende 2023 um 100 Millionen Euro aufgestockt haben. In Summe stehen 450 Millionen Euro zur Verfügung“, so der Landwirtschaftsminister.

Im Bezirk Lienz wurden zwischen 2019 und 2023 rund 3,65 Millionen klimafitte Bäume gepflanzt, für 2024 sind 1,4 Millionen geplant. Das Projekt Tiroler Gailtal umfasst eine Gesamtfläche von rund 229 Hektar. Die Kosten belaufen sich auf 4 Mio. Euro. Davon werden rund 60 Prozent durch Bundesmittel und rund 20 Prozent durch Landesmittel finanziert. Die restlichen Kosten werden durch die Gemeinden sowie durch die Landesstraßen gedeckt.

„Im Zeitraum 2018 bis 2023 haben wir die Schadholzaufarbeitung, Borkenkäferbekämpfung und Wiederbewaldung allein in Osttirol mit 23 Millionen Euro unterstützt. Möglich war das nur mit Hilfe des Waldfonds“, so LH-Stv. Josef Geisler. Nach dem letztjährigen Sturmereignis in Nordtirol sind 85 Prozent des Schadholzes bereits aufgearbeitet. Ein Hauptaugenmerk gilt nun sowohl in Ost- als auch in Nordtirol dem Borkenkäfer und der Wiederbewaldung von Kahlflächen.

Auch wenn die kühlere Witterung in den letzten Wochen die Entwicklung etwas eingedämmt hat, hat die Borkenkäferbekämpfung höchste Priorität. „Ein hoher Ausgangsbestand an Borkenkäfern in Kombination mit Schadholz ist eine gefährliche Kombination“, so Geisler. Ein landesweites Netz an Käferfallen mit zugelassenen Pheromonen zur Anlockung der Käfer ist im Aufbau. Diese müssen regelmäßig entleert werden. Vorreiter war auch hier der Bezirk Lienz.

„Zentral ist auch hier in Osttirol eine rasche Wiederaufforstung und ein rascher Abtransport des Schadholzes. Um den großen Herausforderungen in Sachen Forstwirtschaft insgesamt gerecht zu werden, brauchen wir auf europäischer Ebenen umsetzbare Lösungen und weniger Bürokratie. Wir müssen dazu Allianzen bilden. Gemeinsam mit Finnland, Schweden und Slowenien hat Österreich beispielsweise die ,For Forest Group‘ gebildet“, so der Bundesminister.

Im Rahmen des zweitägigen Waldgipfels in Osttirol unterzeichneten Minister Norbert Totschnig, der Südtiroler Landesrat Luis Walcher, Giovanni Giovannini (Direktor Forstdienst Autonome Provinz Trient) und LH-Stv. Josef Geisler die Erklärung „Grenzen überschreitende Strategien zur Sicherung unserer Bergwälder“.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Land Tirol

06. Mai 2024 um