Zeit der Ernte am Kralerhof auf dem Sillianberg

Drei Generationen leben und arbeiten am Kralerhof in Sillian. Hans Walder ist es wichtig, alte Arbeitsweisen zu erhalten. Der 61-Jährige begeistert damit auch Jungbauer Simon.

Der Kralerhof, ein altes bäuerliches Anwesen, liegt auf dem Sillianberg auf 1.270 Metern Seehöhe und ist das Zuhause von Familie Walder. Zum Hof gehören Mutterkühe, Zuchtkälber, Schweine, Hühner und ein Noriker-Pferd. „Wir betreiben Viehzucht sowie Grünlandwirtschaft und haben einen kleinen Acker“, informiert Hans Walder und betont, wie wichtig es ihm ist, die Kultur des Ackerbaus am Berg zu erhalten. Mit Pflug und Seilwinde wird jedes Frühjahr der Acker bestellt, wobei bei dieser Arbeit, wie in früheren Zeiten üblich, auch der Noriker zeitweise zum Einsatz kommt.

 

Simon Walder: „Mit unserem Noriker die Wiesen zu eggen, ist für mich die allerschönste Arbeit im Frühling – eine archaische, ruhige Tätigkeit.”

 

„Mit unserem Pferd die Wiesen zu eggen, ist für mich die allerschönste Arbeit im Frühling. Es ist eine sehr archaische, ruhige Tätigkeit ohne Stress und Lärm. Man muss sich Zeit nehmen. Am Abend ist man zwar müde, aber rundum zufrieden, weil man etwas durch und durch Sinnvolles geschafft hat“, erzählt Sohn und Jungbauer Simon. Der 21-Jährige hat nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule in Lienz das Zimmererhandwerk erlernt und ist nun auch für den Maschinenring tätig.

 

 

„Mein Interesse galt schon von klein auf der Landwirtschaft – und dabei insbesondere der Viehhaltung. Mit meinem inzwischen verstorbenen Opa habe ich schon als Bub die Tiere versorgt, heute arbeite ich sehr gerne mit meinem Papa zusammen. Wir diskutieren viel, was wir verändern oder besser machen und wie wir klug und vor allem auch ressourcenschonend vorgehen können. Wenn z.B. im Stall etwas erneuert wird, besprechen wir das ausführlich. Dabei bringt sich auch mein Bruder Rafael, der gelernter Maurer ist, ein.“ Neben Hans, Simon und Rafael leben Mama Elisabeth, Oma Paula und Simons Schwestern Anna und Isabella auf dem Kralerhof. Paula hilft noch immer gerne beim Füttern der Hühner und Schweine, Elisabeth stellt Butter, Joghurt und köstlichen Mozzarellakäse aus der Milch, die von der Kälberfütterung übrigbleibt, her.

 

 

Im Sommer helfen alle bei der Heuernte fleißig mit. Zusammenarbeit und Kommunikation spielen im Alltag der Familie eine große Rolle. „Bei der Heumahd unterstützen uns immer wieder auch Bekannte und Freunde, die, wie ich glaube, die Heuarbeit als Ausgleich zu ihrem eigenen Alltag sehr schätzen. Nach getaner Arbeit sitzen wir zusammen, um gemeinsam zu jausnen. Es wird viel geredet und gelacht“, so Hans. Ihm liegen traditionelle Anbau- und Arbeitsweisen besonders am Herzen. „Es ist eher selten, dass auf einer Seehöhe von 1.270 Metern Kartoffeln angebaut werden“, meint er. Für das Mahlen von Roggen und Weizen hat er eine alte Getreidemühle reaktiviert. Seine Frau Elisabeth verwendet das Mehl zum Brotbacken, für Knödel und Nudeln.

 

Alte Anbau- und Arbeitsweisen zu erhalten, ist Hans Walder ein großes Anliegen.

 

Die Wertschätzung des alten Handwerks ist auch Simon wichtig. „Ich bin froh und dankbar, von meinen Eltern viel lernen zu können. Und ich bin nicht der einzige aus der jungen Generation, den das begeistert.“ Aus dem Bewusstsein heraus, dass es für den Erhalt und die Weiterführung von Bergbauernhöfen in exponierter Lage Leidenschaft und Einsatz braucht, versucht Hans Walder, den jungen Menschen die Freude an der bäuerlichen Arbeit und eine gewisse Wertehaltung zu vermitteln. Seine Frau Elisabeth bezeichnet es als „schönste Aufgabe“, die man sich vorstellen kann, im Stall und am Feld mitzuhelfen und dafür zu sorgen, dass es allen Familienmitgliedern gut geht. „Auch die ältere Generation findet auf einem Bergbauernhof immer eine sinnvolle Beschäftigung. Wenn es dann einmal notwendig sein sollte, die Eltern zu Hause zu pflegen, ist dies für uns selbstverständlich“, hält sie fest.

 

 

Dass das Gemeinschaftsleben und der Austausch untereinander und mit anderen den Walders wichtig ist, zeigt sich auch darin, dass sie sich in der Gemeinde und in Vereinen engagieren. Hans war viele Jahre Obmann der Alpenvereinssektion Sillian, als Bergretter und als Mitglied des Pfarrgemeinderates tätig. Seine Frau hilft in der Pfarre und im Sozialbereich mit. In die Fußstapfen seines Vaters ist inzwischen auch schon Simon getreten. Er ist unter anderem Bergretter und nimmt als Pfarrgemeinderat aktiv am öffentlichen Leben teil. Zum Abschluss unseres Besuches am Kralerhof bricht der Jungbauer noch eine Lanze für die Rolle der weiblichen Familienmitglieder am Hof: „Ohne Frauen könnte ein Bauernhof wie der unsere kaum aufrechterhalten werden. Das ist mir im heurigen Sommer wieder einmal so richtig bewusst geworden, als mein Papa mit dem Fahrrad nach Assisi gefahren ist und der Betrieb trotzdem reibungslos weitergelaufen ist.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Bürgler

20. September 2019 um