Wenn die „Steirische“ Generationen verbindet

Am Bauernhof der Familie Mattersberger in Matrei wird schon seit vier Generationen musiziert. Martin hat mit seinen Kindern die „Familienmusik Mattersberger“ gegründet.

Peter Paul war der erste begeisterte Ziehharmonika-Spieler im Hause Mattersberger. „Als mein Opa vom ,Mühlbachlis‘ am Klaunzerberg nach Seblas auf den ,Grongler-Hof‘ zog, um meine Oma Anna zu heiraten, war die Steirische Harmonika in seinem alten Korb aus Weidenrute der weitaus
größte Gegenstand“, weiß Martin zu erzählen. Zu zweit oder mit mehreren Musikanten sei Peter Paul begeistert seinem Hobby nachgegangen. Nachdem es Bälle früher kaum gab, habe man einfach im Hausgang der Bauernhöfe, in der so genannten ,Labe‘, zum Tanz aufgespielt. Auch Martins Vater Albert ist seit vielen Jahrzehnten ein leidenschaftlicher Musikant. Seine Instrumente, die Ziehharmonika und die Gitarre, ließ er früher als Mitglied der „Broi Buibm“ und der „Alt-Matreier Stubenmusik“ erklingen. Heute gehört er dem „Nationalpark-Trio“ an.

Am 8. Jänner 2016 erhielt Mathias Mattersberger den diesjährigen Förderpreis des Kiwanis Club und begeisterte beim Neujahrsempfang das Publikum mit seinen Darbietungen.

Am 8. Jänner 2016 erhielt Mathias Mattersberger den diesjährigen Förderpreis des Kiwanis Club und begeisterte beim Neujahrsempfang das Publikum mit seinen Darbietungen.

Martin Mattersberger hat – in Fortsetzung der musikalischen Familientradition – ursprünglich die Zugposaune erlernt und sein Können 15 Jahre lang bei der Musikkapelle Matrei unter Beweis gestellt. Auch die „Steirische“ nahm er früher oft zur Hand. Seit einigen Jahren ist der Kontrabass sein bevorzugtes Instrument, wobei er bis heute in der Musikschule bei Werner Unterlercher (Herbert Pixner Projekt) immer wieder Neues dazulernt. Eine Familienmusik zu gründen, war schon immer sein Traum. Verwirklichen konnte er diesen mit seinen inzwischen zu Jugendlichen herangereiften Kindern: Mathias (17) spielt bei der „Familienmusik Mattersberger“ die Steirische Harmonika,  Magdalena (15) ist begeisterte Hackbrett-Spielerin. Tochter Sophie (13) ist mit Gitarre und Gesang dabei, und Martin selbst komplettiert das Ensemble mit dem Kontrabass.

v.l.n.r.: Martin hat mit seinen Kindern Sophie, Magdalena und Mathias die „Familienmusik Mattersberger" gegründet.

v.l.n.r.: Martin hat mit seinen Kindern Sophie, Magdalena und Mathias die „Familienmusik Mattersberger“ gegründet.

„Die ,Steirische‘ klingt nicht nur super, sie ist auch eines der traditionsreichsten Instrumente
im Alpenraum. Besonders faszinieren mich die Vielseitigkeit und Flexibilität, die die ‚Steirische‘ bietet“, schwärmt Mathias von „seinem“ Instrument. Anfang Jänner 2016 wurde der 17-Jährige mit dem Kiwanis-Förderpreis ausgezeichnet. Beim Neujahrsempfang des Clubs begeisterte er das Publikum mit dem Walzer „Gruß an Schloss Weißenstein“, der heimlichen Hymne der Matreier von Alois Trost,
und mit dem Stück „Der Russische“ von Herbert Pixner.

Magdalena ist eine begeisterte Hackbrett-Spielerin.

Magdalena ist eine begeisterte Hackbrett-Spielerin.

Die legendären Trost-Brüder sind große Vorbilder des jungen Musikers. „Wenn ich z.B. den  `Foschingstoas` oder die Stücke `Heimkehrer` und `Liebeszauber` höre, muss ich immer wieder daran denken, wie flexibel und kreativ sie gewesen sein müssen!“ Mathias Bewunderung gilt aber auch Herbert Pixner, der schnelle, kraftvolle Stücke ebenso wie langsam-getragene komponiert und spielt. „Er ist mein Vorbild aus der heutigen Zeit. Sehr viel lernen kann ich auch von Clemens Bstieler, meinem Musikschullehrer. Er findet immer wieder die richtige Mischung aus purem Unterricht
und der Freiheit im Musizieren, die er mir lässt“, erklärt der Schüler der Fachschule für Mechatronik in Lienz, der derzeit viel Zeit investiert, die Abendmatura zu absolvieren.

Sophie ist mit Gitarre und Gesang bei der Familienmusik mit an Bord.

Sophie ist mit Gitarre und Gesang bei der Familienmusik mit an Bord.

Ob feierlich oder besinnlich – Martin, Mathias, Sophie und Magdalena treten als Familienmusik
bei verschiedensten Anlässen auf. Ein Fixtermin im Jahresablauf führt sie alljährlich nach Stumm im Zillertal. „Unter dem Motto Über’n Tauern schaug’n gestalten wir dort auf Einladung des Pfarrers eine hl. Messe und geben im Anschluss daran ein Konzert in der Kirche. Die Zillertaler hören besonders gerne die Stücke der Alt-Matreier Tanzmusik“, erzählt Martin. „Uns kann man bei vielen kirchlichen und weltlichen Feierlichkeiten zusehen und zuhören. Bei diesen Anlässen passen auch Stücke wie
,Augenstern‘ oder der ,Vierteljahrhundert Dreiviertler‘ von Pixner, den wir in leicht abgeänderter Form bringen.“

Martin Mattersberger hat früher mit Zugposaune und Ziehharmonika musiziert. Vor ein paar Jahren hat er begonnen, Bassgeige zu lernen.

Martin Mattersberger hat früher mit Zugposaune und Ziehharmonika musiziert. Vor ein paar Jahren hat er begonnen, Bassgeige zu lernen.

Mit Tönen und Klängen zu experimentieren, immer wieder Neues auszuprobieren, ist auch seinem Sohn Mathias sehr wichtig. „In der Kirche kann es auch schon einmal ein Schubert-Stück sein, oder wir spielen das ,Hallelujah‘ von Leonard Cohen. Zur Zeit beschäftige ich mich mit Swing und Blues, was gar nicht so einfach ist.“ Wie er sind auch seine beiden Schwestern Sophie und Magdalena bestrebt, sich musikalisch immer weiterzuentwickeln. „Wir sind sehr froh, dass uns unsere Musikschullehrerin
Leonie Staller in unserer Entwicklung unterstützt und begleitet“, betonen Sophie, die derzeit die vierte Hauptschulklasse in Matrei i.O. besucht, und BORG Lienz-Schülerin Magdalena. Die Proben und Auftritte der Familie fordern von allen nicht nur viel Fleiß, sondern auch ein gutes Zeitmanagement. „Neben Schule und Abendmatura wird es manchmal etwas stressig. Wir proben viel, und bei unseren Auftritten kommen wir natürlich viel herum“, sagt Mathias dazu.

Mathias Mattersberger: „Für mich stand die Steirische Harmonika immer als Instrument meiner Wahl fest. Schon als kleiner Bub hörte ich meinem Opa und Tate beim Musizieren zu. Mit acht Jahren startete mein Unterricht an der Musikschule in Matrei."

Mathias Mattersberger: „Für mich stand die Steirische Harmonika immer als Instrument meiner Wahl fest. Schon als kleiner Bub hörte ich meinem Opa und Tate beim Musizieren zu. Mit acht Jahren startete mein Unterricht an der Musikschule in Matrei.“

„Unsere Kinder sind sehr fleißig. Vor Auftritten ist es, zugegebenermaßen, nicht einfach, schließlich stehen vorher immer Proben im Zwei-Tages-Rhythmus an. Meine Frau Mathilde unterstützt uns aber, wo sie nur kann. Sie ist übrigens auch unsere schärfste Kritikerin“, lacht Martin Mattersberger. Für ihn ist die Musik der ideale Ausgleich zu seinem Beruf, früher war er Lokführer, heute ist er Vollerwerbsbauer. Für die Landwirtschaft kann sich auch sein Sohn begeistern. Sie ist neben der Musik, dem Skifahren und Bergsteigen für den 17-Jährigen besonders wichtig. Die Musik zum Beruf zu machen, kann er sich derzeit nicht vorstellen. „Mein Berufsweg wird mich wohl eher in die technische Richtung führen. Das Musizieren mit der ,Steirischen‘ wird aber mein liebstes Hobby bleiben. Hier kann ich meine Kreativität und meinen Freiheitsdrang voll ausleben. Außerdem hat man in der
Musik auch nie ausgelernt“, so der Kiwanis-Preisträger 2016 abschließend.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

06. Februar 2016 um