Simon Steidl sorgt in der Oper für den „Herzschlag“

Seit zwei Jahren schlägt der Heinfelser Simon Steidl als Berufsmusiker beim „Grazer Philharmonischen Orchester“ die Pauke – und hat sich damit einen Lebenstraum erfüllt.

89 MusikerInnen spielen im Orchester der Grazer Oper, der 23-jährige Simon Steidl aus Heinfels ist einer von ihnen. Im Mai 2015 meldete er sich auf eine Ausschreibung des Orchesters, reichte seine Bewerbungsunterlagen ein – und wurde als einer von 20 unter 75 BewerberInnen zum Probespiel eingeladen. Sieben Stunden lang versuchten die MusikerInnen, ihr Bestes zu geben. „Als die Entscheidung auf mich fiel, konnte ich das zunächst nicht wirklich realisieren. Ein Lebenstraum hatte sich erfüllt“, erzählt der junge Musiker von diesem ganz besonderen emotionalen Erlebnis.

 

 

Schon während seiner Schulzeit am Musik-BORG in Lienz nahm der Heinfelser die Mühe auf sich, einmal pro Woche ans Konservatorium nach Klagenfurt zu pendeln, um dort Schlagwerk-Unterricht zu nehmen. Mit der Matura in der Tasche absolvierte er zunächst ein Bundesheer-Jahr bei der Militärmusik Kärnten und war gleichzeitig mit Pauke und Schlagwerk am Stadttheater Klagenfurt tätig. 2012 folgte dann die Übersiedlung nach Graz. An der Kunstuniversität der steirischen  Landeshauptstadt studiert der Pustertaler seitdem das Konzertfach Schlagwerk und das Fach IGP (Instrumental- und Gesangspädagogik).

 

 

Als Mitglied des Orchesters der Grazer Oper ist Simon Steidl, wie er selbst sagt, sehr gefordert: „Pro Monat fallen 30 Orchester-Dienste an. Dabei handelt es sich um Proben ebenso wie um Auftritte im Bereich Oper, Musical, Operette oder Ballett. Normalerweise laufen mehrere Produktionen parallel ab. Zu Beginn jeder Spielsaison (September bis Juli) erhalten wir MusikerInnen den Spielplan. Dann beginne ich, mich mit den einzelnen Werken zu beschäftigen“, berichtet er. Das Orchester probt zunächst eigenständig in der sogenannten „Tischlerei“. Etwa eine Woche vor der jeweiligen Premiere verlagert sich das Geschehen dann in den Orchestergraben der Oper. „Dort proben wir gemeinsam mit den SängerInnen und allen anderen Beteiligten. Normalerweise gibt es sechs Opernpremieren pro Jahr.“

 

 

Richard Wagners „Tristan und Isolde“ bezeichnet Simon Steidl als eine der anspruchsvollsten Opern, die er bisher als Pauker mitgestalten durfte. „Es gibt bei dieser bekannten Wagner-Oper nicht viele Paukeneinsätze, dafür aber dramaturgisch sehr wichtige“, sagt er. Als einen weiteren Höhepunkt seines bisherigen Engagements an der Grazer Oper nennt er „Die griechische Passion“ von Bohuslav Martinu. „Diese Oper spielt in einem griechischen Dorf kurz vor den Osterfeierlichkeiten und thematisiert die Flüchtlingsproblematik. Die Pauke ist bei diesem Werk sehr stark im Einsatz“, so Simon Steidl. Gemeinsam mit seiner Musikerkollegin Karin Meissl schlägt er in der Grazer Oper die Pauke, Leonhard Königseder agiert als erster Schlagzeuger.

 

 

„Mit Pauken und Schlagwerk kann man atmosphärisch und dramaturgisch viel bewirken. Viele Dirigenten vertreten die Ansicht, dass Pauke und Schlagzeug gemeinsam mit den Blechinstrumenten Trompete, Posaune und Tuba den ,Herzschlag‘ eines Orchesters bilden und die MusikerInnen führen“, schwärmt Simon von seinem Instrument. Das „Grazer Philharmonische Orchester“ konzertiert auch im Grazer Musikverein und zwei Mal im Jahr auch im berühmten Wiener Musikverein, 2017 übrigens mit Mahlers 1. Symphonie. Kálmáns Operette „Die Zirkusprinzessin“ sowie die Kurzopern „Der Zwerg“ und „Der Gefangene“ stehen in Kürze auf dem Spielplan der Grazer Oper. Bis Saisonabschluss im Juni 2017 kommt noch Bernsteins Musical „West Side Story“ hinzu.

 

 

Als seine Lieblingskomponisten bezeichnet der 23-jährige Musiker Gustav Mahler, Richard Strauss und Anton Bruckner, als bevorzugte Werke nennt er Opern von Puccini und Wagner. „Fünf Stunden lang z.B. bei der Aufführung einer Wagner-Oper die Pauke zu schlagen, ist nicht nur körperlich eine Herausforderung. Es ist auch hohe Konzentration gefragt. Ausgleich und Entspannung finde ich, wenn ich Jazz-Musik höre oder Sport betreibe. Ich laufe gerne oder spiele mit Kollegen Fußball. Wir haben sogar eine eigene Orchestermannschaft“, schmunzelt der 23-Jährige.

 

 

Dass er den Weg des Berufsmusikers eingeschlagen hat, hat er nach eigenen Angaben noch keine einzige Sekunde bereut. „Pauker zu sein, sehe ich nicht als Beruf an. Es ist vielmehr eine Leidenschaft, für die ich brenne. Meinen Teil beizutragen, dass eine Premiere oder ein Konzert gelingt, bereitet mir große Freude. Wenn ich in der Oper die Pauke spiele, vergesse ich alles rund um mich. Die Musik nimmt mich während einer Vorstellung voll in Besitz. Und die Glücksgefühle, die ich dabei empfinde, möchte ich immer wieder erleben.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Journal/Alexander Fröhlich

14. April 2017 um