Otto Feldner: Ein Schmetterlingsenthusiast mit Osttiroler Wurzeln

Der gebürtige Lienzer, der schon seit vielen Jahren im Pinzgau lebt, beschäftigt sich seit knapp 50 Jahren mit einer ganz besonderen Insektenspezies – den Schmetterlingen.

Es ist die Ausstellung „Fliegende Edelsteine“, die uns Mitte Juli in die Oberpinzgauer Gemeinde Bramberg führt. Im örtlichen Museum sind wir mit Otto Feldner verabredet, der für die Gestaltung der diesjährigen Sonderschau über Schmetterlinge verantwortlich zeichnet. Gleich zu Beginn erzählt er uns, dass seine familiären Wurzeln im Bezirk Lienz liegen: „Mein Vater war Eisenbahner, meine ersten Lebensjahre habe ich bei meinen Großeltern im Ortsteil Bichl in Prägraten verbracht.“ Volks- und Hauptschule besuchte Feldner in Lienz, um dann in der Druckerei Mahl die Lehre zum Schriftsetzer zu absolvieren. Nach dem Bundesheerdienst wechselte der Osttiroler nach Zell am See, wo er in der Folgezeit für verschiedene Druckereien und Medienunternehmen tätig war. Die Liebe führte ihn nach Weißbach bei Lofer und schließlich nach Saalfelden, wo er sich mit seiner Frau Ida niederließ und eine Familie gründete. Auf die gemeinsamen fünf Söhne ist der heute 67-Jährige besonders stolz.

 

 

Die Faszination für Schmetterlinge setzte in Otto`s Schulzeit ein. „Mit etwa 12 Jahren begann ich mich für diese flatterhaften Schönheiten zu interessieren“, schmunzelt er und berichtet, dass er gemeinsam mit einem Freund den Nachthimmel angeleuchtet habe, um Falter zu beobachten bzw. untertags auf der Lauer lag, um „Trauermäntel“ zu fangen. Mit seinem ersten Kosmos-Bestimmungsbuch eignete er sich ein umfangreiches Wissen rund um die Tiere an. Er sammelte, etikettierte und arbeitete bereits als junger Mann wissenschaftlich. Heute gilt Otto Feldner längst weit über die Grenzen des Bundeslandes Salzburg hinaus als äußerst versierter Schmetterlingsexperte. Er ist im Auftrag des Landes tätig, pflegt intensive Kontakte zum „Haus der Natur“ in Salzburg bzw. zum Naturhistorischen Museum in Wien sowie zu internationalen Schmetterlingsforschern und -züchtern. In Uttendorf hat er beispielsweise einen Schmetterlingslehrpfad installiert, in Weißbach bei Lofer und im Stoissengraben in Saalfelden Voraussetzungen für Biotope mit Schmetterlings-Wiederansiedelungen geschaffen. „In Saalfelden ging es um den Roten Apollofalter, dessen Wiederansiedelung auch andere Falter zurückgebracht hat. Heute flattern in dem kleinen Seitental des Saalachtales rund 25 Tagfalter- und mehrere hundert Nachtfalterarten“, nennt er Details zu einem der vielen Schmetterlingsprojekte, die er angestoßen hat.

 

 

Über die Schmetterlinge im Saalachtal führt der Entomologe übrigens seit 1973 auch eine eigene Chronik. Akribisch notiert er Sichtungen, Wetter und Temperatur, landwirtschaftliche Tätigkeiten, Beobachtungen und Funde. Von Einheimischen hat er die Information, dass es im Mai 1914 in Weißbach so viele schwarze Apollofalter gegeben habe, dass die Menschen dachten, es schneit. Otto Feldner: „Der außergewöhnliche Massenflug wurde – im Juli begann der Erste Weltkrieg – im Volksmund lange Zeit als schlechtes Omen gewertet.“

 

Waltraud Moser-Schmidl und Otto Feldner im Museum Bramberg, in dem die Sonderschau „Fliegende Edelsteine“ zu sehen ist.

 

Heute ist das „Image“ der Schmetterlinge nicht nur im Saalachtal längst schon ein sehr positives. „Schmetterlinge sind kleine Wunder der Natur und prächtig anzusehen“, meint der 67-Jährige, dem es seit vielen Jahren ein Anliegen ist, Kindern und Jugendlichen die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Tiere zu vermitteln. Wie gut er dies kann und wie begeistert der naturinteressierte Nachwuchs ist, weiß Waltraud Moser-Schmidl zu erzählen. Die Archäologin und Kustodin des Bramberger Museums berichtet davon, dass im Rahmen der diesjährigen Sonderschau bereits hunderte Schulkinder Einblick in die Welt der Schmetterlinge erhalten haben. „Gemeinsam mit Otto haben wir uns bemüht, die Schau museumspädagogisch so aufzubereiten, dass sie für Jung & Alt interessant ist. Modelle zeigen beispielsweise den Weg der Raupe zum Schmetterling. Außerdem durften die Schulklassen die prachtvollen Tiere auch hautnah bestaunen. Ein besonderes Highlight war sicherlich, dass Otto 300 lebende Raupen zur Verfügung gestellt hat, die die Mädchen und Buben mit nach Hause nehmen durften, um sie zu füttern und um die Verwandlung zum Schmetterling live miterleben zu können.“

 

Ihre Erforschung und Aufzucht, der Biotopenschutz und Wiedereinbürgerungen sind ihm ein besonderes Anliegen.

 

Waltraud führt uns auch durch die beiden Schauräume, die aktuell im Bramberger Museum den Schmetterlingen gewidmet sind. „Die in den Schaukästen präsentierten Exemplare sind teilweise Eigentum des Museums bzw. wurden von Otto leihweise zur Verfügung gestellt.“ Die Vielfalt der gezeigten „fliegenden Edelsteine“ überrascht. Wir können Schmetterlinge verschiedenster Größe und Farbe bewundern, heimische Exemplare ebenso wie seltene Schmetterlinge aus Nord- und Südamerika, Australien und Indien, aus Russland und Kirgisien sowie aus verschiedenen Himalaya- und Tibetregionen.

 

 

Eine Unterart des Apollofalters, die „subspezie onarani“ aus der Türkei, konnte Otto Feldner einst erstmals öffentlich dokumentieren. Heute gilt er als Spezialist für die Schmetterlingsart „Parnassier“, die er erforscht und auch selbst züchtet. In Expertenkreisen wurde seine Hybridzucht von zwei Parnassier-Arten aus Russland und Kirgisien als „kleine“ Sensation gewertet. „Um Schmetterlinge erfolgreich züchten zu können, muss man auch ein Gefühl für die Natur und die Arten haben und wissen, welcher Schmetterling welche Pflanze frisst“, sagt er und zeigt uns zum Abschluss unseres Besuches vor dem Museum die so genannte „Fette Henne“, eine Bodendecker-Pflanze, die als das bevorzugte Futter eines Tagfalters aus der Familie der Bläulinge gilt.

Wir bedanken uns herzlich für die interessanten Stunden im Bramberger Museum. Ein Besuch der Schau „Fliegende Edelsteine“ kann jedem nur wärmstens empfohlen werden!

 

Schmetterlinge – die Metamorphose

 

Aus der gefräßigen Raupe wird ein graziler Flieger: Der Schmetterling verändert nicht nur sein Aussehen, sondern auch die Art der Fortbewegung und der Nahrungsaufnahme. Das passiert bei dieser faszinierenden Verwandlung:

1. Das Eistadium Die vollständige Metamorphose des Schmetterlings beginnt mit dem Eistadium. Der Embryo ernährt sich in dieser Zeit vom Eidotter. Nach ungefähr einer Woche Reifung schlüpft eine Raupe aus dem Ei.

2. Das Raupenstadium Eine kleine Fressmaschine ist geboren. Sie beginnt sofort, große Mengen Pflanzen zu vertilgen. Viele Raupen sind dabei auf eine Pflanze spezialisiert. Die Raupe wächst schnell und häutet sich regelmäßig.

3. Das Puppenstadium Nach drei bis vier Wochen Wachstum verpuppt sich die Raupe. Im Puppenstadium wird ihr Körper durch Enzyme bis auf wenige Zellen zersetzt und neu gebildet. In einer Woche entsteht ein Schmetterling.

4. Das Imagostadium Aus dem Kokon schlüpft der fertige Schmetterling (Imago). Er pumpt Blut in seine Flügeladern, damit sich die Flügel entfalten. Der elegante Flieger ernährt sich nun von Blütennektar.(Quelle: naturbeobachtung.at)

 

 

Text: Elisabeth Hilgartner, Fotos: Martin Lugger

13. August 2018 um