Prägraten: Zu Allerheiligen kommen wieder die „Anklöckler”

Anton Berger (82) und sein Enkel Tobias (12) erzählten uns beim Besuch auf dem Bauernhof vlg. „Unterbstiel” viel Interessantes über das „Anklöckeln” in früherer und heutiger Zeit.

Der 82-jährige Landwirt Anton Berger war in seiner Kindheit und Jugend begeisterter „Anklöckler“ – „Unklecklagian“ nennt er den Brauch, der in Prägraten in allen Ortsteilen gepflegt wird. Wie in früheren Zeiten versammeln sich die „Anklöckler“ auch heutezutage am Nachmittag des Allerheiligentages nach der Andacht, um dann die einzelnen Häuser zu besuchen. „Vor etwa 70 Jahren gab es in Wallhorn nur etwa 20 Bauernhäuser. Unsere Gruppe umfasste rund 30 Buben im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Jeder führte ein selbstgemachtes Holzhämmerchen im Loden- oder Leinenrucksack mit sich. Die größeren Buben gingen voran und klopften mit ihrem Hämmerchen an die Haustür“, erinnert sich Anton an seine Kindheit und Jugend zurück.

 

 

Heute zählt man in der Fraktion Wallhorn rund 60 Häuser, die von den „Anklöcklern“ besucht werden. „Wir benötigen etwa vier  Stunden, bis wir alle Häuser aufgesucht haben. Hämmerchen haben wir keine mit, wir klopfen einfach an die Haustüre“, erzählt der 12-jährige Tobias. Ein Unterschied zu früher sei, wie er meint, dass seit ein paar Jahren auch Mädchen am Brauchtumsgeschehen teilnehmen. Dazu gehört auch Carolin, die 10-jährige Schwester von Tobias.

 

Anton Berger und sein Enkel Tobias erzählten uns vom alten Brauchtum des „Anklöckelns”.

 

Die Gaben, mit denen man sich bei den „Anklöcklern“ für ihren Besuch bedankte, haben sich im Laufe der Zeit verändert. „Früher gab es einen Apfel, ein Stück Zucker oder einen Krapfen, Kreuzer aber nur sehr selten“, weiß Anton zu erzählen. Für Prägraten typisch seien die so genannten „Krienler“ – eine spezielle Krapfenart, die die Paten zu Allerheiligen an ihre Patenkinder verschenkten. „Wir bekommen heute meist Süßigkeiten und Geld“, berichtet Tobias. Gleich geblieben sei, wie Großvater und Enkel erklären, das laute und herzliche „Vergelt’s Gott“, mit dem sich die „Anklöckler“ bedanken.

 

 

Dass der alte Brauch auch in Zeiten von Computer und Social Media nichts von seiner Faszination eingebüßt hat, zeigt sich daran, dass auch heute noch jedes Jahr zu Allerheiligen an die 30 Buben und Mädchen allein im Ortsteil Wallhorn als „Anklöckler“ unterwegs sind. „Ich freue mich immer auf das  Anklöckeln“, meint Tobias, und sein Großvater freut sich darüber, dass auch der Jugend das gelebte Brauchtum am Herzen liegt.

 

 

 

 

Das „Anklöckeln“ tritt in verschiedenen Variationen im gesamten Alpenraum – von Bayern über das Salzburger Land bis nach Südtirol und die Schweiz – auf. Der Brauch hat vegetationskultischen Ursprung, der Name lässt sich ursprünglich auf „Klocken“ zurückführen. Dieses Klopfen hatte dabei nicht nur die Bedeutung des höflichen Anklopfens an eine Türe, sondern wurde auch mit der Vertreibung von Übel und bösen Mächten verbunden. Das „Anklöckeln” gehört zur Gruppe der Heischebräuche. Die Umzugsgruppen erregen durch Klopfen auf die Haustüre, durch Läuten eines Glöckchens oder durch Singen die Aufmerksamkeit der Hausbewohner, die ihnen, der Tradition entsprechend, Gaben überreichen.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

31. Oktober 2018 um