Osttiroler KünstlerInnen im Dienst der guten Sache

16 Kunstschaffende gestalteten für ein Charity-Projekt ihre ganz persönliche Interpretation des Oster-Eies. Versteigerung am Karsamstag durch den Rotary Club Lienz. Sechzehn Osttiroler Künstler und Künstlerinnen aller Stilrichtungen stellten sich in den Dienst einer guten Sache und gestalteten auf Einladung des journals in den Wochen vor Ostern ein Ei. Die Themenwahl stand jedem frei – das Ergebnis verblüffte ob seiner außergewöhnlichen Vielfalt und hohen Qualität. Davon können sich unsere Leserinnen und Leser hier selbst ein Bild machen. Wer die Chance, den kunstvollen Osterstrauß bzw. die Ei-Skulptur mit zu sich nach Hause zu nehmen, wahren möchte, der hat dazu am kommenden Wochenende Gelegenheit: Am 15. April, am Karsamstag, lädt der Rotary Club Lienz zur Osterei-Versteigerung ab 11.00 Uhr am Johannesplatz in Lienz ein. Der Erlös kommt einem sozialen Zweck zu: Eine Osttiroler Familie in Not wird das Geld erhalten.

„Grateful“ – Daniel Leiters Ei-Skulptur

Daniel Leiter ist der jüngste der teilnehmenden Künstler. Der HAK-Schüler aus Thurn brachte schon als Kind Tiere und Landschaften mit Blei- und Buntstiften zu Papier. Als Jugendlicher hielt er sich oft im Atelier ‚Frei_Raum‘ in Lienz auf und erweiterte hier sein Wissen und Können. Später widmete sich Daniel der Kohlezeichnung, der Aquarellmalerei und eignete sich auch die Ölmalerei an. Mit 15 Jahren stellte er erstmals aus, mit 16 erhielt er den „TalentScout-Preis“ der Privatstiftung Lienzer Sparkasse und eine eigene Ausstellung. Inzwischen waren seine Arbeiten u.a. am Kunstmarkt der Arbeiterkammer, im Wohn- und Pflegeheim Lienz, im Volkshaus, in der Raika Matrei oder als Teil des Adventkalenders an der Lienzer Liebburg zu sehen. Ob er denn auch eine Skulptur rund um das Thema Ei gestalten könne, fragte der junge Thurner nach, als wir ihn zur Teilnahme an „Kunst am Ei“ einluden. Die bemerkenswerte Arbeit, die er uns brachte, stellt einen Menschen mit speziell gefertigter Dornenkrone aus Draht auf bemalter Holzplatte dar, der in ebenso aus Draht gefertigten Händen zwei goldene Eier hält. „Grateful“ nennt er sein Werk, das ganz bewusst den Widerspruch zwischen dem Leiden und dem Begriff „Dankbarkeit“, symbolisiert durch die beiden Eier, thematisieren soll. „Kunst ist dazu da, zum Nachdenken anzuregen. Es soll nicht alles vorgegeben sein, sondern Spielraum für individuelle Interpretation bleiben“, so Daniel.

Alois Faschings „Asche-Ei“

Ob der Dölsacher Bildhauermeister Alois Fasching bei der Gestaltung seines Oster-Eies an den Aschermittwoch gedacht haben könnte oder an die Vergänglichkeit allen Lebens im Allgemeinen, überlegen wir, als er uns sein Asche-Ei vorbeibringt. Lachend erzählt uns Lois, dass ihm das Ei in die Asche gefallen sei und er es dabei belassen habe. „Asche gehört neben Holz, Heu, Bronze, Aluminium und Stein, zu den Materialien, mit denen ich bevorzugt arbeite. Mir ging es bei diesem Ei nicht um die Symbolik. Vielmehr gefielen mir die verschiedenen Graustufen der Asche, die reliefartigen Formen, die entstanden sind, als ich die Asche auf dem Ei fixiert habe.“ Mit der Thematik des Leidens und Sterbens Christi hat sich der Osttiroler, dessen qualitätsvolles Schaffen weit außerhalb des Bezirkes große Anerkennung findet, schon wiederholt intensiv auseinandergesetzt. Seine mit einer Kettensäge aus Holz gefertigten Passionsdarstellungen inspirierten beispielweise die Mundartdichterin Barbara Rettenbacher-Höllwerth zu Texten, die als „Debanter Passion“ zuletzt 2016 im Pinzgau zur Aufführung gebracht wurden. Derzeit arbeitet Lois Fasching im Auftrag des Landes Tirol an einer fünfteiligen Reliefreihe. Eigentlich sollte diese ein Geschenk für den früheren Tiroler Bischof Scheuer werden. Manfred Scheuer habe sich jedoch gewünscht, so Lois Fasching, dass die Arbeit ein Tiroler Gotteshaus schmücken solle. „Die Wahl ist schließlich auf die Pfarrkirche Debant gefallen.“

„Die Passion Christi“ von Michael Lang

Michael Lang stammt aus Virgen. Für den 34-Jährigen gab es nie einen anderen Berufswunsch, als Bildhauer zu werden. Im Alter von sechs Jahren schnitzte Michael seine erste Figur, einen Hirten aus Lindenholz. Unmittelbar nach der Pflichtschule wechselte der Osttiroler an die Bildhauerschule nach Elbigenalp, die er erfolgreich abschloss. Sechs Tage nach dem Ende seiner Pflichtzeit beim Bundesheer eröffnete er sein eigenes Atelier in der Lienzer Messinggasse. Dieses betreibt er, gemeinsam mit Kollegen, auch heute noch, obwohl er inzwischen in seiner Heimatgemeinde ein Eigenheim mit Atelier errichtet hat. „Ich will mich weder in Hinsicht auf das Material noch stilistisch innerhalb von Grenzen bewegen. Ob aus Stein, Bronze, Keramik oder Holz, ob naturalistisch oder abstrakt/kubistisch – es entsteht immer das, was sich in meinem Kopf gerade abspielt.“ Mit der Größe eines Gänseeies hatte der Bildhauer nach eigenen Angaben anfangs so seine Probleme. Gebracht hat er dann zwei ganz außergewöhnliche Eier: Beide stellen – einmal mit Apoxie Sculpt modelliert, einmal graviert und durchbrochen – eine Interpretation des Christus-Kopfes dar. Michael Lang: „Die Osterzeit ist für mich seit meiner Kindheit eng mit der Passion, mit dem Leiden Christi, verbunden. Als ich mich mit den filigranen Eiern beschäftigte, wurde mir bewusst, wie filigran und zerbrechlich auch der Glaube an Gott ist.“

Peter Raneburgers „skull egg“

„Skull egg“ nennt Peter Raneburger seine Variante eines Oster-Eies. „Die Form des Eies ähnelt dem eines Schädels, und damit schließt sich für mich ein Kreis: Das Ei stellt den Anfang, der Totenschädel das Ende des Lebens dar“, hält der 1967 geborene und heute in Matrei i.O. lebende Doktor der Philosophie fest. Raneburger bezeichnet sich selbst als Autodidakt. Er ist Mitglied der Tiroler Künstlerschaft und des Kärntner Kunstvereines und hat sein Schaffen schon im Rahmen verschiedener Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Neben der Malerei beschäftigt er sich u.a. auch mit der Architektur. Er ist einer, der die Dinge an der Wurzel fassen will, der Mensch steht dabei für ihn immer im Mittelpunkt. Ob es sich um Ausgegrenzte der Gesellschaft oder um Personen handelt, die anecken, psychisch krank oder süchtig nach einer extremen Ideologie sind – ihm geht es bei solchen Themen nie nur um reine Provokation. Besonders faszinieren Peter Raneburger Themen wie die Vergänglichkeit allen Seins, Religion, die politische Einstellung und das soziale Verhalten von Menschen. Ihm persönlich sind soziale Kompetenz, künstlerische Weiterentwicklung und Phantasie sehr wichtig.

Dieter Remler: „Alles ist im Wandel“

Dieter Remler widmet sich seit 1994 der Kunst. Sich selbst definiert der gebürtige Matreier, der mit seiner Familie in Lienz lebt, als „Performancekünstler“. Wiederholt hat er schon mit außergewöhnlichen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Seine Kunst kommt besonders dann zum Vorschein, wenn es darum geht, große Räume mit Farbe, Licht, Musik oder Bewegung „auszufüllen“. Sei es Tanz oder auch Extremsport – bei Remler verbinden sie sich auf eine überraschende, außergewöhnliche Art und Weise. Je nach Schauplatz entstehen Aktionen, Bilder bzw. Stücke. Beliebigkeit findet man bei ihm nicht. Es geht ihm immer um präzise Aussagen. Am 21.4.2017 wird er dies bei der Tammerburg in Lienz im Rahmen seines Projektes „Reduktion II“ erneut unter Beweis stellen. Seine Interpretation des Oster-Eies, gestaltet mit kräftigen Farben und Kristallen, erklärt er so: „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Ich habe bei der Beschäftigung mit meinem Ei an die derzeit vorherrschende Unruhe und Unsicherheit auf der Welt gedacht, an die politischen und sozialen Umwälzungen. Die einzelnen Farben stehen als Symbole für Wasser, Erde, den Blutkreislauf, aber auch für den Begriff Stärke. Weiß als Untergrund blitzt  immer wieder hervor, Swarovski-Kristalle fangen das Licht ein und spiegeln die Farben wider.“

Peter Niedertscheiders „Marmor-Eier“

Peter Niedertscheider, geboren 1972 in Lienz, ist Steinbildhauer. Seine Arbeiten kreisen in unterschiedlichen Formen um bildhauerische Überlegungen, sein bevorzugtes Arbeitsmaterial ist Marmor. In der Bearbeitung des ewigen Steins greift der Osttiroler Künstler verschiedenste Aspekte auf – die Kunst der Vergangenheit ebenso wie die Einbindungen bzw. Verfremdung von industriell gefertigten Objekten oder die Verwendung von neuen technologischen Möglichkeiten. Eine wesentliche Konstante in seinem Schaffen ist seit über zehn Jahren die Auseinandersetzung mit dem Flachrelief, dessen klassische Technik er in die Gegenwart überführt. Kunsthistorische Bezüge, aber auch alltägliche Szenen sind dabei beliebte Motive. Derzeit läuft im RLB Atelier im Herzen der Osttiroler Bezirkshauptstadt eine Ausstellung mit Arbeiten des Lienzers. Die Schau steht allen Kunstinteressierten noch bis 26. Mai 2017 offen. Seine Leidenschaft für Marmor hat Peter Niedertscheider auch bei der Gestaltung der beiden Oster-Eier, die er uns bringt, zum Ausdruck gebracht. „Der Kontrast zwischen der filigranen, zarten Eierschale und Marmor, dem harten Stein, hat mir gefallen. Deshalb habe ich mich fürs Marmorieren der Eier entschieden“, informiert er.

Adele Stallers „Weg der Sinne“

Die Matreierin Adele Staller widmet sich seit 10 Jahren der abstrakten Malerei. Alltagsthemen und Gedanken, die sie beschäftigen, bringt sie in ihren Bildern zum Ausdruck. „Farben spielen für mich eine große Rolle“, berichtet die Autodidaktin aus dem Iseltal. „Ich arbeite gerne mit Rot- und Gelbtönen und verschiedenen Orange-Schattierungen und meist gleichzeitig an drei bis vier Bildern.“ Für ihr Ei hat sie sich für das Motiv „Weg der Sinne“ entschieden. „In der Osttiroler Gemeinde Virgen führt dieser Weg durch eine idyllische Wiesen- und Heckenlandschaft am Fuß der Hohen Tauern, den Beginn markiert ein überdimensional ausgearbeiteter Schmetterling“, sagt sie. Den „Tanz der Schmetterlinge“ wählte sie schon einmal für eine Auftragsarbeit für eine Ordination in der Schweiz. Einen abstrahierten Schmetterling findet man bei genauer Betrachtung auch auf ihrem Kunst-Ei, für das sie eine harmonische Farbgestaltung in Grau- und Blautönen mit kleinen Tupfern in Rot gewählt hat.

Elfriede Skramovsky und ihr „Blätter-Ei in Rot“

Geboren 1958 in Wien, arbeitet Elfriede Skramovsky seit dem Jahr 1987 in der Kunstwerkstatt Lienz der Lebenshilfe Tirol. Die 58-Jährige stellte ihre Arbeiten bisher in Köln, Wien, Bochum, Villach, Innsbruck, Lienz und Landeck aus. Ein Höhepunkt ihres Schaffens war 1997 die Teilnahme an der Documenta in Kassel. Im öffentlichen Raum sind Werke von Elfriede Skramovsky zum Beispiel in der HTL Lienz, der Lienzer Sparkasse und in der Wohnanlage „Spitzkofel“ zu sehen. Als Motive bevorzugt sie farbige Flächen in verschiedenen Mustern, oft wählt sie auch Menschen oder Tiere als Thema. „Blätter in Rot“ nennt sie das Ei, das sie für den Charity-Osterstrauch des Rotary Club Lienz gestaltet hat.

Sylvia Manfredas „Osterhasen-Ei“

Die gebürtige Lienzerin Sylvia Manfreda ist 45 Jahre alt und bereits seit 22 Jahren in der Kunstwerkstatt Lienz tätig, die seit dem Jahre 1999 unter der Leitung von Mag. Rudolf Ingruber steht. Die Kunstwerkstatt garantiert ihr und weiteren KünstlerInnen die entsprechenden Rahmenbedingungen für ihr künstlerisches Schaffen. 2003 fand in der Einrichtung der Lebenshilfe Tirol in der Mühlgasse in Lienz Manfredas erste Personale statt. Im Laufe ihrer künstlerischen Entwicklung wandte sich Sylvia Manfreda der Pastellmalerei als bevorzugtem Gestaltungsmittel zu. Sie setzt Stimmungen, Eindrücke und Erinnerungen oft in großformatige Arbeiten um. Die Osttirolerin nimmt auch Gesehenes, Erlebtes und Erinnertes mit in ihre expressive Malerei hinein. Ihre Assoziation zu Ostern drückte sie auf ihrem, mit Buntstiften bemalten Ei in Form eines Osterhasen aus.

Franka Hopfgartner-Wurzers ganz besondere „Eier-Nester“

Mag. Franka Hopfgartner-Wurzer unterrichtet seit 2010 als Kunsterzieherin am BG/BRG in Lienz. 1980 in Villach geboren, maturierte sie 1999 an der HBLA in Lienz, um dann am Mozarteum in Salzburg zu studieren. Ihre Wahl fiel auf die Fächer „Bildnerische Erziehung“ und „Textiles Gestalten“. Im Anschluss absolvierte die heute gemeinsam mit ihrer Familie im Defereggental lebende Kunstschaffende ein Postgraduate Studium an der Academy of Fine Arts in Ljubljana/Slowenien. Ihre Arbeiten zeigte sie schon im Rahmen diverser Ausstellungen in Österreich, Slowenien und Italien. Die Defreggerin nahm an verschiedenen Festivals teil und ist Trägerin des „Bank Austria Kunstpreises“ (2010). Aktuell widmet sie sich einer Arbeit, die ab Mai 2017 im Künstlerhaus Klagenfurt zu sehen sein wird. Ihre Gedanken zum Thema Ei hat sie mit einem Buch verknüpft, das sie einst gestaltet hat. „Papier-Insekten waren Teil dieser Found-Footage-Arbeit“, sagt sie, die nach eigenen Angaben viel und gerne sammelt. „Bei Found-Footage wird vorhandenes Material neu zusammengefügt.“ Franka Hopfgartner-Wurzers Ei-Nester zieren filigrane Schmetterlinge und Käfer. Die Nester aus dünnen Ästen eines Strauches sollen, so die Künstlerin, den Schutz des Zerbrechlichen symbolisieren – eine Assoziation zum Thema Weiblichkeit und Mutterschaft.

„Das Ei als Sinnbild des Lebens“ – Angela Kaisermayer

Angela Kaisermayer, geboren 1954 in Lienz, ist eine Osttiroler Künstlerin, die mit ihren Werken auch in einer so angesehenen Sammlung wie der Wiener Albertina – im sogenannten „Louvre des Papiers“ – vertreten ist. Neben zahlreichen Vernissagen in Österreich waren Arbeiten der Lienzerin über Einladung des österreichischen Kulturinstitutes Zagreb und des österreichischen Kulturforums Warschau im Rahmen viel beachteter Ausstellungen in Kroatien und Polen zu sehen. Die Kunsterzieherin an der NMS Nord in Lienz arbeitet bevorzugt mit Aquarellfarben auf Papier bzw. Acryl auf Leinwand. Das Ei ist für die feinsinnige und vielseitig Interessierte ein Sinnbild für das Leben. Bei der Gestaltung der Eier für unseren Osterstrauch hat sie auf bunte Farben gesetzt, die sie an die Natur im Frühling und in ihrem Garten erinnern. „Die Farben korrespondieren mit der Form des Eies, das für mich auch für Verletzlichkeit, aber auch für Freiheit und Unbegrenztheit steht.“

Hannelore Nennings klassische Art der Ostereigestaltung

Mit ihrer der figurativen Darstellung verpflichteten, vielseitigen künstlerischen Arbeit dokumentiert die studierte Kunsthistorikerin Mag. Hannelore Nenning (1947 in Lienz geboren) die Natur mit den Mitteln der klassischen Malerei. Am 4. Mai 2017 wird in der Galerie der DolomitenBank in Lienz ihre Ausstellung „Aquarelle und Radierungen“ eröffnet. Ihre Werke, die den Gletscherfluss Isel und manch unbeachtete Sehenswürdigkeit am Tauernbach, an Schwarzach und Kalserbach zeigen, sollen, so die Osttirolerin, auch auf Unwiederbringliches hinweisen. „Die Achtlosigkeit, mit der wir das noch vorhandene Schöne hinnehmen, gefährdet seinen Fortbestand“, erklärt sie ihre Intention. Die Malerin, u.a. 2002 mit dem Tiroler Umweltpreis für künstlerische Projekte ausgezeichnet, sieht ihre Kunst stets im Dienste einer guten Sache – und setzt dies auch im Rahmen von „Kunst am Ei“ um. Drei besonders schöne, filigrane Kunstwerke bringt sie in die Redaktion. „In der Auseinandersetzung mit der Form des Eies fühlte ich mich an die runden Gefäße in der Porzellanmanufaktur in Meißen erinnert. Als naturverbundener Mensch lag für mich die Wahl für Blumen aus meinem Garten und den Fuchsschwanzfalter, jenen Schmetterling, den man im Frühjahr bei uns überall sehen kann, nahe“, erzählt sie.

Othmar Trost und seine Verbundenheit zur Heimat

Ganz spontan hat sich Othmar Trost, wie er sagt, dazu entschlossen, seinen Beitrag zur Charity-Aktion „Kunst am Ei“ zu leisten. Aufgewachsen ist er in einer Matreier Familie, die der Kultur und allem Neuen immer schon offen und aufgeschlossen gegenüberstand. Sein Vater Siegfried, ein Bergführer, ist im Iseltal als Maler unzähliger Venediger- und Innergschlöß-Ansichten bekannt geworden. Othmars Großvater war der Komponist Alois Trost, der 1910 gemeinsam mit seinem Bruder Josef die Altmatreier Tanzmusik begründete. „Mein Vater hat meistens in unserer Küche gemalt. Hier haben ihn die Maler Franz Walchegger und Franz Eichhorst oft besucht“, erzählt er. Der Kunstschaffende verbringt inzwischen wieder viel Zeit im Haus seiner Vorfahren in Matrei. Im Dachboden hat er sich ein Atelier eingerichtet. Hier entstehen auch viele seiner Werke, wie z.B. jene großformatigen Ölgemälde, die 2016 in der Pfarrkirche St. Alban zu sehen waren. Als Motiv für sein Oster-Ei hat der Matreier das Almdorf Außergschlöß gewählt. Er will, wie er sagt, damit seine ganz besondere Verbundenheit zu seiner engeren Heimat zum Ausdruck bringen. Dem Landschaftsmotiv mit dem dominierenden Farbton Blau hat er eine Fläche gegenübergestellt, die mit Blattgold und Frühlingsblumen verziert ist. Der 53-jährige lebt heute mit und von seiner Kunst, mit der er vor allem Geschichten erzählen will. Nicht von ungefähr wählt er für seine Arbeiten immer wieder auch Motive aus der heimischen Bergwelt, porträtiert Menschen aus der Region oder gibt Alltagsszenen wieder.

Anton Fercher: Abstraktion in Vollendung

„Häuser in verschiedenen Farben, abstrahiert und auf einfache Formen reduziert, fast wie symbolische Elemente“ – so beschreibt der gebürtige Oberkärntner Mag. Anton Fercher sein bis ins kleinste Detail ausgearbeitetes Oster-Ei. „Man beginnt zu malen – und dann ergibt sich das eine aus dem anderen. Man spielt mit Flächen, Formen, Farben und  Kontrasten, und dann möchte man beinahe nicht mehr aufhören“, berichtet er lachend von seiner Teilnahme an „Kunst am Ei.“ Der studierte Kunsterzieher am BG/BRG Lienz hat sein breites Schaffen schon vielerorts einer kunstinteressierten Öffentlichkeit präsentiert. Vielbeachtet waren u.a. seine Ausstellungen bzw. Ausstellungsbeteiligungen in Galerien  in Wien, Salzburg, Lienz, Matrei, Dölsach, Villach, Klagenfurt oder Bozen, im Kunsthistorischen Museum in Wien, im Haus der Architektur in Klagenfurt oder in der Kunsthalle Kirov/Russland. Anton Fercher beschäftigt sich mit Formen, die in irgendeiner Weise allgemein vertraut sind. Er setzt sich mit optischen Phänomenen, speziell der plastisch-räumlichen Wirkung durch den differenzierten Einsatz von Licht und Schatten auseinander. Bevorzugte Motive sind Objekt-, Landschafts- und Figurserien.

Hans Salcher: „Ka überflüssiger Strich“

Der absoluten Radikalisierung des Minimalismus und dessen Umsetzung hat sich der 1956 in Lienz geborene Künstler Hans Salcher verschrieben. Der typische Hans Salcher-Stil ist vielerorts in Osttirol zu finden, zu seiner Bekanntheit weit jenseits der Bezirksgrenzen haben auch Servus TV und Red Bull beigetragen. Seine Haltung zur Welt und seine Ästhetik lässt sich an seinen Bildern ablesen, bei denen er auf absolute Reduktion setzt. Wenige Striche genügen ihm, der auch als Autor tätig ist, um seine Welt zu umreißen und seine Wahrnehmung in ein Kunstwerk zu verwandeln. „Zusammenkunft“ – so lautet der Titel eines der beiden Kunst-Eier, die er bemalt hat. Mit „Hand in Hand“ will er das Sich-Gegenseitig-Schützen und das Miteinander von Menschen symbolisieren. Ein Tiroler Dorf im typischen Hans Salcher-Stil findet sich auf dem zweiten Ei, das er für den guten Zweck und die Verlosung durch den Rotary Club Lienz zur Verfügung stellt.

Joe Wandaller, das nordische Meer und die Farben der Toskana

Den Kunsthistoriker und Literaten Paul Nizon zitiert Joe Wandaller, wenn er sagt: „Man ermalt sich das Leben“ und wenn er damit ausdrückt, was ihn selbst bewegt und vorantreibt. „Ich male nicht, was ich weiß, sondern um etwas zu erfahren!“ Dass Wandaller, ausgebildeter Maler und im Brotberuf Kunst- und Werkerzieher am BG/BRG Lienz, vielfältig interessiert und sehr belesen ist, wird in der Begegnung mit ihm schnell klar. Dem gebürtigen Kärntner, der in Lienz lebt und arbeitet, merkt man an, dass ihm Oberflächlichkeit ein Gräuel ist und dass er selbst sich auf der Suche nach dem Tiefgründigem, nach dem Blick auf das Dahinter, nach den zentralen Fragen des Lebens befindet. Joe Wandaller ist kein die Öffentlichkeit bewusst suchender Kunstschaffender, das Malen für die breite Masse nicht das Seine. Ihn, den ohne Zweifel Intellektuellen, bewegen viele Gedanken, Sehnsüchte, Gefühle. Einer seiner „Sehnsuchtsorte“ ist das nordische Meer, das sich auch als Motiv auf einem der beiden Eier, die er für den guten Zweck bemalt hat, wiederfindet. Besonders schätzt er auch die Landschaft der Toskana und das dort vorherrschende, ganz eigene Licht. Das von ihm oft eingesetzte Blau steht für Phantasie, Traum, Unerfülltes, Hoffnung, Freiheit und die Sehnsucht nach neuen Ufern; die Braun- und Erdtöne hingegen weisen auf Wirklichkeit und Realitätssinn, feste Überzeugungen, Erdung, Gebunden- und Geschlossenheit hin.

Text: E. & J. Hilgartner, Fotos: Osttirol heute/D. Hotzler, H. Kraner

12. April 2017 um