Mölltaler Traktorclub: Alte Traktoren sind ihre große Leidenschaft

Wenn die Mitglieder des Mölltaler Traktorclubs Ausfahrten unternehmen, haben sie nicht nur jede Menge Spaß, sondern erleben auch eine ganz besondere Art der „Entschleunigung“.

Im Almgasthaus „Glocknerblick“ auf 2.050 Metern Seehöhe gründeten Traktor-Liebhaber aus Oberkärnten im Juli 2015 den Mölltaler Traktorclub. „Wir waren damals 18 Gründungsmitglieder, aktuell gehören 43 aktive Traktorfahrer unserem Verein an“, erzählt Otto Kerschbaumer. Der Oberkärntner steht dem Verein seit seiner Gründung als Obmann vor. Als Vereinssitz fungiert der Gasthof „Stadlwirt“ in Rangersdorf, den Otto vor seiner Pensionierung jahrzehntelang geführt hat.

 

Schriftführer Manfred Lassnig (rechts) schraubt gemeinsam mit Obmann Otto Kerschbaumer an seinem 15er Steyr Baujahr 1954. Als Kassier des Mölltaler Traktorclubs fungiert übrigens Wolfgang Frei.

 

„Unsere Mitglieder kommen keineswegs nur aus Rangersdorf“, sagt er, „sondern aus dem gesamten Mölltal, von Mörtschach bis Stall. In unseren Reihen gibt es aber auch Technikbegeisterte aus dem benachbarten Iselsberg-Stronach in Osttirol.“ Neben Bauern sind zahlreiche weitere Berufsgruppen im Traktorclub vertreten, Beamte, Angestellte und Wirte genauso wie Unternehmer. Das älteste Mitglied ist 83, das jüngste, ein Jungbauer, 17 Jahre alt. Die verschiedenen Altersklassen und beruflichen Tätigkeiten bezeichnet der Obmann  als „mit das Spannendste in unserem Club. Wenn wir uns zur Jahreshauptversammlung treffen, wird rege diskutiert – und dabei geht es nicht nur um Traktoren“, schmunzelt er.

 

 

Das Amt des Schriftführers im Mölltaler Traktorclub hat Manfred Lassnig über. Er informiert über Voraussetzungen, um dem Verein beitreten zu können. „Bedingung ist, dass man einen Traktor sein Eigen nennt, der mindestens 30 Jahre alt ist.“ Lassnig selbst besitzt einen 15er Steyr Baujahr 1954, Ottos Traktor gleicher Marke ist fünf Jahre jünger. Steyr, Ford, Warchalowski, Lindner, Krasser, Ferguson oder Eicher – bei den Ausflügen des Mölltaler Traktorclubs sorgen die alten Traktoren bei Anrainern wie Zuschauern entlang der Strecke immer für viel Bewunderung. Mindestens sieben Mal pro Jahr leben die Traktor-Fans ihre Passion auf der Landstraße aus.

 

 

Die alten Vehikel – das älteste Gefährt stammt von 1931, das jüngste von 1970 – werden dafür eigens mit Fahnen geschmückt, die Traktorfreunde tragen eine zünftige Vereins-Jacke und einen Hut. „Die Winklerner Alm oder die Lainacher Kuhalm sind z.B. Zielpunkte unserer Ausflüge, ebenso wie die Großglockner Hochalpenstraße oder das Rangersdorfer Marterle. Auch am Sängerfest in Tresdorf oder an Erntedankfesten in der Umgebung nehmen wir regelmäßig teil“, erzählt Manfred.

 

 

Mit höchstens 25 km/h sind die alten Traktoren auf der Landstraße unterwegs. Deswegen sind eine gute Organisation und Regeln, an die sich jeder Teilnehmer halten muss, notwendig. „Der Melder fährt mit seiner Maschine voraus. Er weist die Traktoren am Ziel in die vorgesehenen Parkplätze ein. Wichtig ist, dass während der Fahrt Lücken für die Autofahrer gelassen werden, damit es zu keinen Staus kommt. Üblicherweise fahren die schnelleren Tracker voraus, die langsameren folgen“, beschreibt der Schriftführer das Reglement. Manchmal kommt es auch vor, dass eine der Diesel-Fahrzeuge nicht mehr anspringt. „Auch das ist kein Problem, da wir einige Mechaniker und Schlosser in unseren Reihen haben. Jeder von uns bastelt in seiner Freizeit viel und gerne an seinem Oldtimer herum“, wirft Otto ein.

 

 

Ein Vereinsmitglied ist mit seinem alten Traktor sogar bis an die Obere Adria gefahren sei. Für die Strecke bis Lignagno brauchte er zwei Tage. Das Gemeinschaftsleben im Club, in das bei den Ausflügen auch Kinder und Enkelkinder eingebunden sind, ist den beiden Mölltalern, wie sie unisono meinen, sehr wichtig. „Unsere Passion macht Spaß, Freundschaften entstehen. Wir pflegen die gegenseitige Hilfestellung und Unterstützung nicht nur in technischen Belangen.“ Der Vereinsobmann spricht abschließend noch einen weiteren Aspekt an: „Für uns ist eine Fahrt mit den alten Traktoren wie eine Art Entschleunigung!“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Elias Bachmann

13. November 2021 um