Michael Kühr: Junger Rangersdorfer Schlosser mit einem Faible für Geschichte

Im Herbst 2022 hat Michael Kühr das Buch „Lainach – ein Streifzug durch die Ortsgeschichte“ herausgegeben, an dem er drei Jahre lang intensiv gearbeitet hat.

Seit seiner frühen Jugend beschäftigt sich Michael Kühr intensiv mit der Geschichte von Lainach, einer Fraktion der Mölltaler Gemeinde Rangersdorf. Hier ist Michael aufgewachsen, heute lebt er mit seiner Partnerin Jasmin und den Kindern Selina und Adrian auf einem Bauernhof am Lobersberg.

 

 

„Von unserem Zuhause aus können wir bei klarem Wetter einen wunderschönen Blick auf Lainach genießen. Drei Jahre lang habe ich mich intensiv mit der Geschichte meines Heimatdorfes beschäftigt – viel recherchiert, über Archive Informationen und Fotos gesammelt und vor allem viele interessante Gespräche mit Zeitzeugen geführt“, erzählt der 33-Jährige, der als Schlosser und Mechaniker auf Tunnelbaustellen in ganz Österreich unterwegs ist.

 

Die Lainacher Filialkirche Hl. Margarethe um 1900. Foto: privat

 

2018 kam dem jungen Mölltaler die Idee, eine Festschrift für das 500-jährige Weihejubiläum der Filialkirche Hl. Margarethe zu verfassen. „Damals begannen die Renovierungsarbeiten für die Lainacher Kirche. Doch verschiedene Umstände machten die ehrgeizigen Pläne der Fertigstellung der Renovierung zunichte. Auch meine Absicht, die Geschichte der Kirche chronologisch zusammenzustellen, geriet ins Stocken. Erst mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie fand ich die nötige Zeit für die Recherche.“

 

Lainach um 1850. Foto: Wagner J., s.D., Album für Kärnten, Heft 26

 

Michael sammelte akribisch Informationen über die Filialkirche, sichtete historische Quellen und Fotomaterial. „Die ältesten erhaltenen urkundlichen Hinweise über einen Sakralbau in Lainach stammen aus dem Jahre 1521.“ Michael vertiefte sich derart in seine Recherchearbeit, dass sich ihm viele weitere interessante Themen rund um Lainach erschlossen – vor allem auch durch die Gespräche mit älteren Menschen und Zeitzeugen. „So reifte in mir der Wunsch, nicht nur eine Festschrift für das Kirchweihjubiläum, sondern ein Büchlein mit dem Charakter einer Dorfchronik zu verfassen.“

 

Das Gebäude der ehemaligen Montanverhüttung um 1900 (links das sogenannte Gebläse, im Hintergrund das Hammerwerk und rechts das Wohnhaus mit angebautem Kohlbarren). Foto: Sammlung Ing. Adolf Gugganig

 

Michael recherchierte in Archiven und zog Experten und Zeitzeugen bei. Die Recherche für seine „Chronik” ließ ihn auch während seiner Arbeit auf den Tunnelbaustellen nicht los. „Als ich für den Brennerbasistunnel arbeitete, besuchte ich z.B. das Tiroler Landesarchiv in Innsbruck und fand dort die Urkunde von Graf Albrecht I. von Görz und Tirol, in der mein Heimatdorf als ,Leunach‘ erstmals urkundlich genannt wird.“

 

 

In seiner Chronik finden sich Kapitel über die ältesten menschlichen Spuren in Lainach, über Funde aus der Ur- und Frühgeschichte, über Bergbau und Wasserkraft und über die Salzburger Landeshoheit ebenso wie die geschichtliche Aufarbeitung der örtlichen Bauernhöfe und „Keuschen“ inklusive Hofnamen. Außerdem hat sich Michael auch mit der Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Lainach und dem Dorfleben inklusive zahlreicher Bilddokumente aus längst vergangenen Tagen befasst. Michaels Buch „Lainach – ein Streifzug durch die Ortsgeschichte“ kam in Rangersdorf und darüber hinaus gut an. Die erste Auflage war innerhalb von zwei Monaten verkauft, den Reinerlös ließ er der Renovierung der Filialkirche zugutekommen.

 

 

„Ich wollte mit dem Büchlein etwas Bleibendes für mein Heimatdorf Lainach schaffen und war überrascht, wie groß das Interesse für Geschichte auch bei den Jungen ist. Viele haben mitgeholfen, dass dieses Buchprojekt gelingen konnte – allen voran mein Bruder Franz“, bedankt sich Michael, der sich übrigens auch bei der Feuerwehr Lainach und bei der Trachtenkapelle Rangersdorf engagiert.

Dass ihm seine Heimat sehr am Herzen liegt, zeigt sich auch daran, dass er immer zur Stelle ist, wenn in der Nachbarschaft Lainach oder in der Pfarrgemeinschaft Not am Mann ist. Und seit 2015 ist der Oberkärntner in Rangersdorf auch mit der ehrenvollen Aufgabe des „Kirchtagladers“ betraut.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Elias Bachmann, Wagner J., Sammlung Ing. Adolf Gugganig, privat

06. Juli 2023 um