Kals a.Gr.: Georg Oberlohr bietet Management für Hütten und Alpintourismus

Georg Oberlohr berät Eigentümer von Schutzhütten und PächterInnen. Seine Leistungsspektrum  reicht von der Erstellung eines Betriebskonzeptes bis hin zu Marketingfragen.

Aufgewachsen ist der Kalser in einer Hüttenwirtsfamilie. Die Oberlohrs gelten in Osttirol und weit darüber hinaus als Pioniere, was den Alpintourismus und die alpine Infrastruktur – wie Straßen und Wege, aber auch Wasserkraftwerke – betrifft. Von 1997 bis 2012 leitete er mit viel Engagement die Stüdlhütte auf 2.801 Metern Seehöhe – ein wichtiger Ausgangspunkt für die Besteigung des Großglockners und viele weitere Fels- und Eisriesen in den Hohen Tauern. Seit 2001 vermietet Georg mit seiner Familie drei „Glocknerappartements“ an naturbegeisterte Urlauber, die sich in der Bergwelt des Nationalparks Hohe Tauern sportlich betätigen oder einfach nur eine entspannte Auszeit vom Alltag gönnen wollen. 2019 machte sich der Kalser in den Bereichen Hüttenmanagement und Alpintourismus selbstständig und gibt seitdem sein umfassendes praktisches Wissen an Eigentümer und vor allem auch an Pächter von Schutzhütten weiter.

 

Georg Oberlohr: „Auch im Tal werden kleinstrukturierte Betriebe immer mehr geschätzt. Hier hat Osttirol im Gegensatz zu anderen, oft ausgereizten Tourismusregionen große Vorteile!“

 

Anforderungen an Hüttenwirte steigen

„Die alpinen Hütten sowie das Wander- und Radnetz sind das Herzstück des Tourismus in unserer Region. Allerdings sind die Anforderungen an Hütteneigentümer und Wirtsleute in den letzten Jahren enorm gestiegen. Für den Beruf des Hüttenwirts gibt es im Vorfeld kaum Ausbildungsmöglichkeiten, und der Sitz der Hütteneigentümer (wie z.B. jener von Alpenvereins-Sektionen) liegt meist weit entfernt in österreichischen oder in deutschen Städten. Dem Alpenverein und den Pächtern will ich mit meinem Wissen unter die Arme greifen“, erklärt Georg.

 

Eigentümerin der Sudetendeutschen Hütte in Matrei i.O. ist die Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins. Diese hat Georg Oberlohr bei der Suche nach einem neuen Pächter unterstützt.

 

Aufbauend auf seinem reichen Erfahrungsschatz, berät und betreut der Kalser, der auch Bergretter und Bergwanderführer ist, die Hütteneigentümer bei der Suche, Auswahl und Bestellung neuer Pächter und unterstützt den gesamten Ausschreibungsprozess. Als Beispiel nennt er die Sudetendeutsche Hütte in Matrei, für welche die Sektion Schwaben des DAV seit letztem Sommer einen neuen Hüttenwirt gesucht hat. „Ich habe die Sektion bei ihrer Suche begleitet. Im Auslandsjournal des ZDF wurde sogar ein eigener Beitrag darüber ausgestrahlt. Zehn KandidatInnen reichten eine Bewerbung ein, drei wurden zu einem konkreten Gespräch in Stuttgart eingeladen. Die Sektion hat sich schließlich für Wolfgang Kräh  entschieden. Er hat in Bayern bereits eine Hütte geführt, und seit Mitte Juni 2021 bewirtschaftet er nun gemeinsam mit seiner Partnerin aus dem Zillertal das Schutzhaus in der Granatspitzgruppe.“

 

 

Georg Oberlohr sieht es auch als seine Aufgabe, neue Hüttenpächter im lokalen Bereich zu vernetzen. „Gemeinsam mit den Wirtsleuten der Sudetendeutschen Hütte habe ich mich z.B. bei den Grundbesitzern, bei den Wegeobleuten, beim Tourismusverband, bei der Gemeindeführung und anderen vorgestellt sowie den Kontakt zu Lieferanten, regionalen Produzenten und Handwerksfirmen geknüpft. Dies ist im Hüttenalltag oft hilfreich, müssen Entscheidungen im Hochgebirge doch meist schnell getroffen und Maßnahmen konsequent und rasch umgesetzt werden, etwa wenn die Energie- oder Wasserversorgung aufgrund eines technischen Problems ausfällt.“

 

 

Von der Erstellung der Speisekarte bis zur Personalplanung

Lagebeurteilung, Analyse der Gästeschicht, Besucherströme, Art der Belieferung und Entsorgung, Mitarbeiterplanung – das alles sind Themen, die Georg in seine Betriebskonzepte einfließen lässt. „Es geht dabei z.B. auch darum, welche Speisen und Getränke ich anbiete oder ob ich Selbstbedienung, Service oder eine Mischform wähle. Eine Frage kann auch sein, wie ich mein kulinarisches Angebot präsentiere. So sind inzwischen auch auf Schutzhütten Frühstücksbuffets sehr beliebt.“

 

 

Die Wasser- und Energieversorgung, die Abwasserentsorgung, aber auch die gesamte Logistik – viele dieser Aspekte sind im Hochgebirge wesentlich schwieriger zu organisieren als im Tal. Für einen Hubschraubertransport bei der Eindeckung muss z.B. ein genauer Plan erstellt werden. Georg unterstützt Wirtinnen und Wirte in all diesen Fragen, aber auch bei Werbetätigkeiten, beim Internet-Auftritt oder bei Buchungstools.

 

 

Qualität auf Schutzhütten als finanzielle Herausforderung

„Auch im Hochgebirge wollen die Wanderer und Bergsteiger heute auf einen qualitätsvollen Standard nicht verzichten. Für die Übernachtung bevorzugen die meisten Gäste anstelle von Matratzenlagern immer häufiger kleine Einheiten.“ Dies anbieten und finanzieren zu können, sieht der Kalser neben dem Mangel an Fachpersonal und den immer umfassender werdenden behördlichen Auflagen als größte Herausforderungen für Hüttenbewirtschafter. „Wandern und Bergsteigen sind nach wie vor die Hauptmotive für einen Sommerurlaub in unserer Region. Gut geführte Hütten spielen deshalb eine sehr wichtige Rolle“, betont er und verweist darauf, dass Natur- und Bergtourismus auch bei jungen Menschen voll im Trend liegen. „In unserer Region kann man sämtliche Outdoor-Sportarten inmitten einer atemberaubenden Naturlandschaft ausüben. Guides, die auch Geschichten erzählen, die regionale Kulinarik und Packages, auch in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark, runden dieses Angebot perfekt ab.“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Oberlohr, Ingemar Wibmer

29. Juli 2021 um