Ilona und Anton Rainer-Pranter: Von Natur und Berglandschaft inspiriert

Der Sillianer Landwirt Anton Rainer-Pranter stellt mit viel Leidenschaft kreative Gegenstände aus Holz her. Seine Tochter Ilona lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Wien.

Am Sillianberg auf 1.360 Metern Seehöhe liegt der Herrnegger-Hof von Anton und Monika Rainer-Pranter. Schon wenn man sich dem Anwesen nähert, deutet vieles darauf hin, dass hier kreative Menschen leben. Rund um den Hof lassen sich zahlreiche kunsthandwerkliche Gegenstände orten. Ich treffe mich mit Anton Rainer-Pranter und seiner Tochter Ilona. Der Vollerwerbsbauer feilt gerade an einem Wassertrog. „Als Kind habe ich meinem Vater gerne beim Schnitzen zugeschaut und wohl deshalb irgendwann meine Leidenschaft für das Arbeiten mit Holz entdeckt. Große Holzschuhe, in die man Blumen hineinsetzen kann, waren meine ersten Werkstücke, die ich gefertigt habe. Später kamen Vasen, Engel und sonstige Figuren hinzu. Dieser Wassertrog aus Lärchenholz ist eine Auftragsarbeit für einen Kunden aus Matrei. Solche Tröge habe ich aber auch schon für Auftraggeber aus Nordtirol und Bayern gefertigt“, erzählt Anton, während er am „Feinschliff“ arbeitet.

 

 

Dem Wunsch seiner Kunden entsprechend wählt er zunächst den Baumstamm aus und geht dann mit Motorsäge, Dechsel, Spezialeisen und Flex ans Werk. „Meist stammt das Holz aus dem eigenen Wald. Am besten arbeiten lässt es sich mit frischem Holz. Für einen größeren Trog benötige ich meist einige Tage.“ Bald wird Anton den Trog nach Matrei liefern können. Den Ort, wo er schlussendlich aufgestellt wird, hat er sich vorher angeschaut. „Damit er dann auch wirklich passt“, schmunzelt der Pustertaler, der auf seinem Bergbauernhof Mutterkühe hält und Noriker züchtet.

 

 

Auch die drei Töchter und vier Söhne von Anton und Monika Rainer-Pranter sind durchaus kreativ. Sohn Silvio, der den Hof einmal übernehmen wird, hat gemeinsam mit seinem Vater im Inneren des Bauernhauses mit viel Liebe zum Detail Decken, Getäfel und Sonstiges selbst gefertigt bzw. Altes renoviert. Tochter Sarah, eine gelernte Hutmacherin, arbeitet in der Schweiz. Ilona ist Malerin und als freischaffende Künstlerin in Wien tätig.

 

 

Vom Gegenständlichen zum Abstrakten

Ilona erzählt uns von ihrem Werdegang und betont, wie sehr sie die Kreativität ihres Opas und ihrer Eltern sowie das Aufwachsen auf einem Bauernhof inmitten einer alpinen und mehr oder weniger fast unberührten Naturlandschaft geprägt haben. Nach der Fachschule für Malerei in Innsbruck studierte Ilona an der Kunstuniversität Linz Malerei und Grafik und legte im Oktober 2016 die Diplomprüfung mit Erfolg ab. Während ihres Studiums arbeitete sie einen Sommer lang auch auf einer Alm im Zillertal.

 

 

„Die Natur, Architektur, Horizonte, aber auch der menschliche Körper sind meist Ausgangspunkt für meine Malerei. Wenn ich – so wie jetzt – zu Hause in Sillian bin, wandere ich gerne durch die Natur und fertige Skizzen an – von einer Wurzel oder von einem Einhof zum Beispiel.“ Sie sei ein ausgeprägt optischer Typ, meint Ilona. „Die Form der Dinge, der Raum, den sie einnehmen, Strukturen und Kompositionen brennen sich als Bilder in meine Erinnerung ein. Wenn ich male, möchte ich diese Eindrücke jedoch nicht gegenständlich abbilden, sondern versuche, sie zu verfremden und aus ihrem Kontext zu nehmen. Es geht mir darum, die immaterielle Seite der Dinge einzufangen und diese durch malerische Spuren zu veranschaulichen.“

 

 

Ilona löst z.B. mit mehreren übereinanderliegenden Farbschichten klare Formen zunehmend auf. So entstehen abstrakte Bilder, die nur fragmentarisch Gegenständliches vermuten lassen. „Meine Bilder zeigen, was übrigbleibt, wenn man nur mehr die Erinnerung an etwas hat. Bei meiner Arbeit geht es mir darum, im Betrachter eine Assoziation auszulösen, und zwar in dem Moment, in dem er vor dem Bild steht. Er soll sich an etwas erinnern, vielleicht an Erlebnisse in seiner Vergangenheit, an Facetten seiner derzeitigen Lebenssituation oder auch seines innersten Selbst.“

 

 

Die Verbindung zu ihrer Heimat im Pustertal und der Familie am Herrnegger-Hof ist für die Künstlerin, die in Wien ein Atelier betreibt, sehr wichtig. „Hier finde ich nicht nur Inspirationsquellen für meine Malerei, ich kann auch persönliche und gesellschaftliche Dynamiken reflektieren. Die Unterschiede im Denken und in der Einstellung der Menschen in der Stadt im Gegensatz zu jenen am Land und in den Bergen finde ich äußerst spannend. Sie schwingen in meinen Arbeiten thematisch oft mit.“

 

 

Was beide – Anton und Ilona – mit ihrem kreativen Schaffen bewirken wollen, fassen sie so zusammen: „Ich will, dass meine Kunden Freude mit meinen Handwerks-Gegenständen haben“, sagt Anton. Ihm ist es ein Anliegen, schon im Vorfeld ein Gefühl für den jeweiligen Auftraggeber und seine Vorstellungen zu gewinnen. Auch seiner Tochter Ilona ist das Feedback auf ihr künstlerisches Schaffen wichtig: „Wenn man etwas Kreatives schafft, hofft man innerlich natürlich immer, dass es bei den Menschen auch ankommt. Man will schließlich als Künstlerin Schönes in die Welt bringen und Freude auslösen!“

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Elias Bachmann

12. November 2021 um