Lienz macht bei „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ mit

Das Frauenzentrum Osttirol beteiligt sich an der internationalen Kampagne. Angelika Heichlinger sprach am 30. November 2015 zum Thema „Gewalt in der Schwangerschaft“.

Vor dem Vortrag der Hebamme, Still- und Laktationsberaterin Angelika Heichlinger lud das Frauenzentrum Osttirol zu einer Pressekonferenz in die Stadtbücherei Lienz. „Jährlich machen weltweit von 25. November bis 10. Dezember Fraueneinrichtungen weltweit in Form verschiedenster Aktivitäten auf die Bedrohung von Frauen durch männliche Gewalt aufmerksam. Der Vortrag von Angelika Heichlinger über Gewalt in der Schwangerschaft ist bei uns in Lienz heuer das Highlight der Aktion“, so die Diplom-Sozialarbeiterin Brigitte Schieder vom Leitungsteam des Frauenzentrums Osttirol. Außerdem wird am Egger-Lienz-Platz an den 16 Tagen die Flagge mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ zu sehen sein. Auch der Monokel-Film „Hedi Schneider steckt fest“, der am Donnerstag, 3. November, zwei Mal im Kino CineX gezeigt wird, ist Teil der Aktion.

Angelika Heichlinger ist Hebamme, Still- und Laktationsberaterin. Außerdem ist sie als Familienbegleiterin für das Netzwerk Gesund ins Leben tätig. Sie wies insbesondere darauf hin, dass Gewalt an Frauen weitestgehend noch ein Tabuthema ist. „Besonders für Schwangere und damit auch für das Ungeborene können physische, psychische, ökonomische sowie sexualisierte Formen von Gewalt aber auch Belästigung und Stalking massive gesundheitliche Folgen haben“, so Heichlinger. Bei einer Erhebung, an der in 28 EU-Ländern 42.000 Frauen teilnahmen, berichteten 42%, dass sie in ihrer letzten Schwangerschaft von Gewalt betroffen waren, aber nur 20% der Frauen erwähnten Gewalterfahrungen in ihrer derzeitigen Schwangerschaft. „Das muss uns zu denken geben. Häufig fühlen sich Frauen sowohl ökonomisch als auch emotional in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Mann“, erklärte Angelika Heichlinger. Laut Erhebung wäre es für 87% der Frauen akzeptabel, über ihre Erfahrungen mit Gewalt zu sprechen. „Wir bieten Hilfe an, wollen aber keinesfalls bevormundend wirken. Ein respektvoller Umgang mit der Entscheidung der Frau ist uns wichtig. Ansprechen von Gewalt sehe ich als einen Drahtseilakt, den man nie ohne Netz machen sollte“, so die Familienbegleiterin.

Von einem großen emotionalen Stress der Frau sprach Mag. Barbara Brandstätter vom Frauenzentrum Osttirol. „Natürlich ist dieser schon gegeben, wenn die Frau Gewalt erfährt. Aber auch die Entscheidung, ob eine Beratungsstelle aufgesucht wird, verstärkt meistens den Stress. Hier bieten wir auch juristische und psychosoziale Prozessbegleitung an“, so Brandstätter. Laut der EU-weiten Erhebung haben 33% der Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren. „Im Frauenzentrum Osttirol wurden im Vorjahr 255 Mädchen und Frauen in 583 persönlichen Kontakten beraten. Über Telefon und E-Mail hatten wir 431 Kontakte“, berichtete Mag. Anna-Maria Eder vom Leitungsteam des Frauenzentrums Osttirol.

Text: Raimund Mühlburger, Foto: Osttirol heute/Mühlburger

 

01. Dezember 2015 um