Familie Freiberger und die Alpakas vom Zirklhof

Leopold und Claudia Freiberger haben dem Zirklhof in Zwickenberg in der Oberkärntner Gemeinde Oberdrauburg  neues Leben eingehaucht und züchten dort Alpakas.

„2008 haben wir den uralten Hof meines Großonkels übernommen, den zuvor meine Eltern mitbewirtschafteten. Zunächst galt unser Fokus der Schafhaltung, seit 2012 züchten wir auch Alpakas“, erzählt Claudia Freiberger, die als Lehrerin an den Volksschulen Iselsberg und Nußdorf tätig ist. Ihr Mann Leopold – er stammt ursprünglich aus Maria Luggau – ist Schulleiter der VS Tristach. „Mein Cousin in Maria Luggau hält Lamas. Bei ihm haben wir einen ersten Einblick in die Zucht dieser Tiere erhalten. Nachdem unser Interesse geweckt war, schauten wir uns auch in anderen Betrieben um. Auf einem Lamahof entdeckten unsere Töchter Alpakas – und waren von diesen herzigen Tieren begeistert. Wir entschieden uns, Alpakas auf unserem Hof zu halten und diese auch zu züchten“, erinnert sich Leopold.

 

 

Der Start erfolgte mit drei tragenden Stuten aus Süd- und Nordtirol – inzwischen leben 14 Stuten und sieben Hengste auf dem Zirklhof. Das Alpaka gehört wie das Lama zur Familie der Neuweltkameliden. Vor rund 5.000 Jahren begann man in Südamerika mit der Domestizierung der Tiere. „In den Anden von Chile und Peru gibt es auch heute noch große Alpaka-Herden. Durch das besondere Aussehen, den neugierigen Charakter, die beruhigende Ausstrahlung und vor allem aufgrund der hohen Qualität der Wolle wird diese Tierart heute auch in unseren Breiten sehr geschätzt“, schwärmt Leopold.

 

 

Alpakawolle fühlt sich im Vergleich zur Schurwolle viel weicher an und ist außerdem bis zu sieben Mal wärmer. Sie wird deshalb auch als „Vlies der Götter“ bezeichnet. „Die Wolle ist frei von Lanolin und bei Woll-Allergikern sehr beliebt. Durch ihre einzigartige Hohlfaser-Struktur isoliert sie wesentlich besser als die meisten anderen Fasern und sorgt für wohlige Wärme ohne Schwitzen. Man könnte sagen, dass Alpakawolle wie eine Klimaanlage ,arbeitet‘. Außerdem ist sie atmungsaktiv und geruchshemmend.“ Jedes Frühjahr werden die Alpakas auf dem Zirklhof geschoren. „Die Wolle sortieren wir in drei Qualitäten und verarbeiten sie gemeinsam mit unseren Partnern zu Bettdecken, Filzpatschen, Schuheinlagen, Sitzunterlagen und vielem anderen mehr. Sehr beliebt ist auch die Strickwolle“, ergänzt Claudia.

 

 

Leopold, der sich nach eigenen Angaben längst schon zu einem begeisterten Nebenerwerbsbauern entwickelt hat, informiert, dass auf dem familieneigenen Hof auf 950 Metern Seehöhe extensive Landwirtschaft betrieben wird. „Alpakas sind auch deswegen für Bauern interessant, weil sie die Hänge auf schonende Art und Weise pflegen“, sagt er. „Sie sind Schwielensohler und treten die steilen Hänge nicht ab. Alpakas haben als Oberkiefer eine Kauplatte. Sie zupfen die Weide also nur ab und verletzen dadurch die Grasnarbe bzw. die Wurzeln nicht. Für die Dauerbeweidung sehr gut geeignet sind Alpakas schließlich auch deswegen, weil sie fixe Kotplätze haben.“

 

 

Die Alpakas halten sich auch jetzt im Winter die meiste Zeit im Freien rund um den Zirklhof auf, die Sommer verbringt ein Teil der Herde auf der Höferalm oberhalb von Zwickenberg. Zusätzlich zur Zucht und zur Verarbeitung der Wolle bietet Familie Freiberger über ihren Betrieb „Zwickenberg Alpaka“ ganzjährig auch Alpaka-Trekkingtouren an. „Alpakas strahlen sehr viel Ruhe aus. Sie sind stolze und sehr soziale Tiere. Sie weichen aus, sind neugierig und lernfähig. Deswegen werden sie auch als Therapietiere eingesetzt“, klärt Leopold auf.

 

 

Leopolds Cousin bietet im Lesachtal Lama-Trekking für Schulen an. „Als ich noch in Untertilliach unterrichtete, habe ich mit meinen SchülerInnen manchmal daran teilgenommen. Die Wirkung der Lamas auf die Kinder war für mich ein Schlüsselerlebnis. Heute sind unsere Trekkingtouren bei Gästen ebenso wie bei Schulklassen sehr beliebt.“

 

 

Familie Freiberger verfügt über eine stattliche Alpaka-Herde mit guter Genetik und hat sich inzwischen auch in Züchterkreisen einen Namen gemacht. Bei der „4. Alpaka-Expo“ in Graz – einer der größten Alpakamessen im mitteleuropäischen Raum – konnten die Oberkärntner im Februar 2020 drei zweite Plätze und einen dritten Platz erreichen. „Tierhalter aus Deutschland, Italien und Österreich stellten sich mit mehr als 340 Alpakas der Beurteilung durch eine Fachjury. Für uns war es die erste Teilnahme an einer derartigen Veranstaltung. Dass es uns gelungen ist, gleich zu punkten, macht uns schon ein wenig stolz und beweist die herausragende Qualität unserer Herde und der Deckhengste“, freuen sich die beiden Alpaka-Züchter.

 

 

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger

22. Dezember 2020 um