Fabio Gsaller: Junger Forscher legt Fokus auf den Schimmelpilz

Mit der Erforschung des Aspergillus fumigatus und mit der Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten beschäftigt sich der aus Osttirol stammende Molekularbiologe Fabio Gsaller.

Pilzinfektionen gehören zu den großen Herausforderungen der Infektionsforschung im 21. Jahrhundert. Jährlich sterben daran weltweit mehr als 1,5 Millionen Menschen. Ein signifikanter Anteil der Todesfälle ist auf den Schimmelpilz Aspergillus fumigatus zurückzuführen. Mit der Erforschung dieses Pilzes, mit Resistenzmechanismen und der Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten beschäftigt sich der aus Osttirol stammende Molekularbiologe Fabio Gsaller. Seine Großeltern und Eltern stammen aus Hopfgarten im Defereggental, den größten Teil seiner Kindheit und Jugend hat der heute 34-Jährige jedoch in Lienz verbracht. „Schon während der Schulzeit am BG/BRG Lienz wurde mein Interesse für die Naturwissenschaften geweckt. Bald war klar, dass ich Biologie studieren möchte.  Während meiner Studienzeit in Innsbruck hat sich dann meine besondere Leidenschaft für Mikro- und Molekularbiologie entwickelt”, blickt der junge Wissenschaftler zurück.

Nach dem Bachelorstudium entschloss sich Fabio dazu, den Master in Molekularbiologie anzustreben. Seine Masterarbeit widmete er der Erforschung des krankheitserregenden Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus. „Es handelt sich dabei um einen Schimmelpilz, mit dem wir täglich konfrontiert sind“, informiert er. „Gesunden Menschen kann der Pilz eigentlich nichts anhaben, da unser Immunsystem diesen Erreger normalerweise erfolgreich bekämpft. Bei immungeschwächten Personen, wie HIV- oder Krebspatienten oder Menschen nach einer Knochenmarktransplantation, kann dieser Pilz jedoch ein großes Problem und oftmals eine lebensbedrohliche Komplikation darstellen.” Aufgrund limitierter Therapieoptionen und ansteigender Resistenzbildung gegen verfügbare Medikamente ist der Bedarf an alternativen Behandlungsmethoden gegen den Pilz weltweit sehr hoch.

 

 

Fabio Gsaller führte seine Forschungsarbeit nach seinem Master weiter und legte auch den Fokus seiner Dissertation auf den Aspergillus fumigatus. Seine Doktorarbeit führte ihn für eine Weile nach Großbritannien, wo er an der Universität in Manchester weitere molekulare Techniken erlernte. In Manchester befindet sich auch das National Aspergillosis Centre, das sich primär mit Patienten beschäftigt, die von der lebensbedrohlichen Krankheit Aspergillose (generelle Bezeichnung für die Krankheit, die Aspergillus Spezies auslösen) betroffen sind. 2013 wurde Fabios Doktorarbeit mit dem „Award of Excellence“, einem Staatspreis für die besten Dissertationen Österreichs,  ausgezeichnet. Nach seiner Promotion verschlug es den engagierten Wissenschaftler erneut nach Großbritannien. Als Post-Doc arbeitete er im Rahmen eines EU-Projektes und Mitglied einer Arbeitsgruppe an der Universität Manchester an der Identifizierung neuer antimykotischer Therapeutika. Zu dieser Zeit wurde in Manchester auch ein eigenes Institut mit dem Schwerpunkt „Aspergillus-Infektionsforschung, antifungale Medikamente und Probleme mit der Resistenzentwicklung“ gegründet.

Nach etwa einem Jahr gelang es dem Tiroler, ein Erwin-Schrödinger-Stipendium zu erwerben. Dieses ermöglichte es ihm, seine antifungale Forschung zwei weitere Jahre zu vertiefen und Vorarbeiten für ein Projekt in Österreich zu schaffen. Nach insgesamt rund 3,5 Jahren kehrte Gsaller 2017 an das Biozentrum der Medizinischen Universität in Innsbruck zurück. Er schrieb einen Projektantrag mit dem Ziel, eine eigene Gruppe aufzubauen und seine Forschung mit dem Fokus auf „Antifungale Therapie und Resistenz“ voranzutreiben. Das Projekt wurde bewilligt, und so konnte der junge Wissenschaftler im Vorjahr mit seiner Arbeitsgruppe durchstarten. „Wir forschen an einem antifungalen Medikament, das bisher kaum gegen Aspergillose eingesetzt wird. 5-Flucytosin weist bei physiologischem pH eine geringe Wirkung gegen den Pilz auf. Nur unter bestimmten Umweltbedingungen – etwa saurem Milieu – wird es sehr aktiv. Ein Ziel unserer Forschung ist es, diesem Mechanismus weiter auf den Grund zu gehen, um die Aktivität dieser Substanz gegen das Pilzwachstum zu erhöhen. Da Medikamente zur Behandlung von Aspergillose sehr rar sind, ist es unabdingbar, weitere Behandlungsoptionen zu entwickeln”, erläutert Fabio Gsaller Details des Projektes.

 

 

Eine erneute Auszeichnung – dieses Mal mit dem Daniel Swarovski-Förderungsfonds für hervorragende Forschungsarbeiten von NaturwissenschaftlerInnen – ermöglicht es dem 34-jährigen Molekularbiologen und seinem Team, eine potenzielle neue Substanz im Labor zu testen, die der Resistenz gegen die am häufigsten eingesetzte Medikamentenklasse entgegenwirken soll. „Die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sollen dazu beitragen, neue Behandlungsweisen zu entwickeln. Bis man eine neue Strategie tatsächlich als erfolgsversprechend bezeichnen kann, dauert es jedoch oft viele Jahre”, betont er. Seine Arbeit an der Universität in Innsbruck führt den gebürtigen Osttiroler regelmäßig auch auf weltweit stattfindende Kongresse. „Ein- bis zweimal im Jahr reise ich zu einer Konferenz, um unsere Arbeit zu präsentieren und um Meinungen bzw. Ideen mit Experten auszutauschen.“

Einen Ausgleich zu seiner intensiven Forschungstätigkeit findet Fabio bei einem Hobby, das ihm Entspannung bietet und gleichzeitig oft auch neue Impulse für seinen Berufsalltag liefert. Schon seit seiner Kindheit zählen Wanderungen und die Suche nach Biotopen zu seinen bevorzugten Freizeitaktivitäten. Fabio Gsaller dazu: „Amphibien interessieren mich sehr. Diese Tiere sind erstaunliche Lebewesen und werden häufig als Modellorganismen in der Erforschung von entwicklungsbiologischen Prozessen herangezogen.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Tiroler Tageszeitung/Rudy De Moor

22. April 2019 um