Prägraten a.G.: Scheibenschlagen ist nun „Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO

Das „Scheibenschlagen“ wurde im nationalen Verzeichnis auf das Bundesland Tirol erweitert. Auch Prägraten gehört zu den elf Tiroler Gemeinden, in denen das Brauchtum ausgeübt wird.

Von der gesellschaftlichen Praktik der Patscher Schellenschlagerinnen bis zum Wissen der BestatterInnen: Mit 12. Oktober 2022 wurden zehn weitere Elemente in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Insgesamt sind nun im österreichischen Verzeichnis 157 Traditionen gelistet.

Erstmals kam es zu einer Erweiterung eines bestehenden Elementes. Das „Scheibenschlagen”, seit 2015 für das Bundesland Vorarlberg im nationalen Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO eingetragen, wurde durch Ansuchen der Tiroler Ausübenden auf das Bundesland Tirol erweitert.

In Abstimmung mit den Brauchträgern im Montafon bzw. mit dem Antragsteller Michael Kasper (Montafoner Museen) wurde um eine Erweiterung um die Varianten im Tiroler Oberland, im Außerfern sowie in Osttirol angesucht. Die Ergänzung wurde von Kurt Tschiderer in Absprache mit den Brauchträgern in Pettneu am Arlberg mit Schnann, Strengen, Landeck, Weissenbach, Pinswang, Grins, Stanz und Prägraten beantragt.

 

 

Die Stellungnahme hat der gebürtige Matreier Dr. Karl C. Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseums, auf Grundlage der von der Österreichischen UNESCO-Kommission veröffentlichten „Kriterien zur Aufnahme von Elementen in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ erstellt.

„Die Gemeinden Pettneu am Arlberg mit Schnann, Strengen, Landeck, Weissenbach, Pinswang, Grins, Stanz und Prägraten sind Rückzugsgebiete des noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts im mehreren Orten Nord- und Osttirols aufgeführten Scheibenschlagens. Abgesehen vom Montafon (Vorarlberg) finden sich Varianten des Brauchs außerdem im Vinschgau (Südtirol), im Gail- und Gitschtal (Kärnten), im Lungau (Salzburg), Graubünden und anderen Gegenden der Schweiz, in weiteren Teilen des Ostalpenraums und angrenzenden Gebieten (beispielsweise im Schwarzwald, Baden oder Elsass) sowie in einigen Gemeinden in Rumänien (möglicherweise als ein Resultat historischer Migration). Das Scheibenschlagen ist dementsprechend sowohl ein Brauch von regionaler Bedeutung, als auch einer, der durch transnationale, europäische Dimensionen gekennzeichnet ist“, heißt es im Antrag zur Aufnahme mit einer Expertise von Karl C. Berger vom 27. Dezember 2021.

Über das Scheibenschlagen im Prägratner Ortsteil Bobojach haben wir im Juni 2018 berichtet.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Lenz Mariacher, privat

13. Oktober 2022 um