Bergretter warnen vor trügerischer Sicherheit am Gletscher

Auf das derzeit trotz des vielen Neuschnees sehr hohe Risiko von Spaltenstürzen machen Osttirols Bergretter aufmerksam. Richtiges und rechtzeitiges Anseilen sei unbedingt anzuraten!

Peter Ladstätter, Obmann der Bergrettung Tirol/Bezirk Lienz, informiert: „Wie zuletzt der Einsatz am Schlatenkees Ende Februar sowie eine Erkundung im Venedigergebiet gezeigt haben, glauben viele Skitourengeher, dass es heuer aufgrund des vielen Neuschnees keine Spaltengefahr auf den heimischen Gletschern gibt. Dem ist aber keineswegs so! Wir raten dringend dazu, sich bei Skitouren richtig und rechtzeitig anzuseilen und eine, hochalpinen Regionen entsprechende Ausrüstung mitzuführen!“ Das Risiko in den vergletscherten Regionen sei derzeit bei Ski-Hochtouren, deren Saison jetzt erst richtig beginnt, besonders hoch. Man könne hinsichtlich der Neuschneemassen keineswegs vom Tal auf den Berg schließen. „Starke Winde in der Höhe haben den Schnee teilweise verfrachtet, sodass insbesondere auf abgewehten Geländekanten eine große Gefahr für Spaltenstürze lauert. Dies stellt eine besonders gefährliche Mischung dar!“

Peter Ladstätter, Obmann der Bergrettung Tirol/Bezirk Lienz berichtet: „Spaltenstürze enden nicht selten tödlich bzw. mit schweren Verletzungen. Wie eine Statistik der Bergrettung Prägraten a.G. zeigt, konnten bei insgesamt 12 Spaltenstürzen zwischen 1995 und 2018 drei Menschen nur mehr tot geborgen werden. Vier Skibergsteiger wurden bei Stürzen mit bis zu 30 Metern schwer verletzt, mehr Glück (leicht oder unverletzt) hatten nur fünf Alpinisten.“

 

Ein Spaltensturz fordert von den Rettungskräften, die nicht selten zu Fuß und bei Nacht aufsteigen müssen, ein hohes Maß an körperlichem Einsatz. Die oft sehr schwierigen äußeren Bedingungen sind immer auch mit einem persönlichen Verletzungsrisiko verbunden. „Solche Einsätze ließen sich aber vermeiden“, so Ladstätter. „Voraussetzung dafür sind eine richtige Tourenplanung, die dafür erforderliche Ausrüstung und Bekleidung sowie eine gute körperliche Verfassung!“

 

 

Wichtige Tipps der Osttiroler Bergretter für Skibergsteiger:

Skibergsteiger sollten nicht vergessen, dass ein Sturz umso besser gehalten werden kann, je mehr Leute in einer Seilschaft gehen. Darüber hinaus sollten folgende Regeln beachtet werden:

· Rechtzeitiges vorheriges Informieren bzw. Training der richtigen Seil- und Spaltenbergetechnik – zur eigenen Sicherheit wie zur jener anderer Menschen!

· Begehen eines Gletschers immer nur mit entsprechender Ausrüstung!

· Anziehen des Sitzgurtes bereits auf der Hütte

· Wahl der richtigen Seillänge!

· Bremsknoten im Seil nicht vergessen!

Im Fall des Falles, dass es trotzdem zu einem Spaltensturz kommt und man den/die Bergkollegen(in) nicht mit eigener Kraft aus der Spalte befreien kann, gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren. Peter Ladstätter: „Holen Sie über den Alpin-Notruf 140 oder 112 professionelle Hilfe! Kann ein Notruf an der Unglücksstelle nicht abgesetzt werden und man ist alleine vor Ort, ist es wichtig, die GPS-Koordinaten aufzunehmen. Dies auch deshalb, weil kräftiger Wind oder Sturm eine Spalte in kürzester Zeit wieder zudecken können und der Gestürzte dann nicht mehr zu lokalisieren ist!“

 

 

Text: J. Hilgartner, Fotos: Bergrettung Osttirol und Martin Lugger

11. März 2018 um