Spannende Grabungssaison in Aguntum geht ins Finale
Höhepunkt der siebenwöchigen Grabungen durch die Uni Innsbruck war der Fund einer Lanzenspitze aus Bronze, die als Einzelstück aufrecht in einer Grube vergraben wurde.
Alljährlich gegen Ende der Grabungssaison lädt Leo Gomig, Obmann des Vereins Curatorium pro Agunto, zu einem Pressegespräch, bei dem er gemeinsam mit Grabungsleiter Michael Tschurtschenthaler von der Universität Innsbruck die aktuellen Projekte vorstellt und die zu Ende gehende Grabungssaison beleuchtet. „Seit mehr als 110 Jahren wird in der einzigen Römerstadt auf heutigem Tiroler Boden wissenschaftlich gegraben. Natürlich sind die alten Mauern auch anfällig für Schäden. Das Denkmalamt hat die erforderlichen Sanierungen nach Dringlichkeitsstufen eingeteilt. 800.000 Euro sind allein für Dringlichkeitsstufe 1 erforderlich. 300.000 haben wir für die Sanierung der ersten Hälfte bereits verbraucht. Die Finanzierung für den Rest durch Bund und Land ist großteils gesichert“, so Gomig einleitend.
Michael Tschurtschenthaler betonte die große Bedeutung der Zusammenarbeit mit dem Verein pro Agunto. „Wissenschaftliche Projekte werden von der Uni nur bezahlt, wenn Vereine oder andere Organisationen beteiligt sind. Es ist sehr günstig, dass wir die Grabungen in Aguntum an der Uni inzwischen institutionalisieren konnten. Wir haben Aguntum fix in den Lehrplan aufgenommen, und jeder unserer Studenten muss zumindest einmal hierher in diese Römerstadt kommen“, so der langjährige Grabungsleiter.
Die diesjährigen Grabungsarbeiten begannen am 3. Juli und werden noch bis 18. August andauern. 30 Personen sind in Aguntum im Einsatz, zehn davon Uni-MitarbeiterInnen – die „Stammmannschaft“, wie Tschurtschenthaler sie bezeichnete. „Grabungen wurden heuer an drei Objekten durchgeführt – am so genannten Forum, am Prunkbau westlich davon und an der nördlich gelegenen Hauptstraße“, so der Grabungsleiter. Im Teil, der heute Forum genannt wird, seien heuer ein Wasserkanal und Gruben, die vielleicht als Schmiedeplätze genutzt wurden, gefunden worden. Im Prunkbau fand man große Marmorblöcke, die ins Depot von Aguntum gebracht wurden. „Es handelt sich um drei Gesteinsblöcke, die einzeln bis zu einer Tonne schwer sind. Es dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Krastaler Marmor handeln, der heute nahe Villach abgebaut wird“, so Tschurtschenthaler.
Höhepunkt der heurigen Grabungssaison war der Fund einer Lanzenspitze aus Bronze im Prunkbau. „Da die Lanzenspitze aus Bronze ist, ist sie höchstwahrscheinlich nicht Teil einer Waffe gewesen. Sie war vermutlich Teil einer Statue, die vielleicht für irgendeinen Kult verwendet wurde. Der Umstand, dass die Lanzenspitze bewusst als Einzelstück in einer Grube vergraben wurde – und das aufrecht stehend – deutet darauf hin“, erklärte Michael Tschurtschenthaler.
Zum Abschluss berichtete Obmann Leo Gomig von laufenden und zukünftigen Projekten. „Die Maßnahmen zur Schaffung eines archäologischen Landschaftsparks in Zusammenarbeit unter anderem mit der heimischen Firma Revital sind im Gange. Für Besucherlenkungs- und Marketingmaßnahmen sind im Rahmen von Leader II insgesamt 160.000 Euro vorgesehen und teilweise schon verbraucht. Für das Leader III-Projekt wurden 100.000 Euro genehmigt. Mit diesen Mitteln wird unter anderem das Wegesystem fertiggestellt“, so Gomig. Im archäologischen Park werden auch sieben Lauschstationen mit GPS-Steuerung eingerichtet, und am Kreisverkehr an der Glocknerstraße (Abzweigung Richtung Iselsberg) wird ein großer Aguntum-Schriftzug angebracht.
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger