Sillian550: Beeindruckender Festumzug mit bewegten Geschichts-Bildern

Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Jubiläum „550 Jahre Marktgemeinde Sillian” war ein Festumzug mit 33 Gruppen im Rahmen des Marktlfestes am Samstag, 17. August 2019.

Graf Leonhard von Görz verlieh Sillian am Vorabend von St. Peter und Paul des Jahres 1469 das Marktrecht. Dieses Jubiläum feiert die Pustertaler Marktgemeinde heuer mit einer Reihe von Veranstaltungen. Von 16. bis 18. August findet das große Marktlfest statt, und als Höhepunkt der Feierlichkeiten ging Samstagnachmittag im Sillianer Ortszentrum ein großer Festumzug unter dem Motto „Bewegte Geschichte in bewegten Bildern” über die Bühne. Bgm. Hermann Mitteregger konnte neben zahlreichen SillianerInnen und OsttirolerInnen auch Dekan Anno Schulte-Herbrüggen, den Tiroler Alt-LH Herwig van Staa, NR Gerald Hauser, BR Elisabeth Mattersberger, die Landtagsabgeordneten Hermann Kuenz und Martin Mayerl sowie zahlreiche Bürgermeister-Kollegen aus Osttirol und dem angrenzenden Südtiroler Raum begrüßen.

 

Bgm. Hermann Mitteregger: „Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten ist zweifelsohne das dreitägige Marktlfest und der heutige Festumzug. Insgesamt 33 Gruppen stellen tausend Jahre Sillianer Geschichte in bewegten Bildern dar.”

 

„Als 1469 dem Dorf Sillian das Marktrecht verliehen wurde, bedeutete dies den Beginn des wirtschaftlichen Aufstiegs unserer Gemeinde im Hochpustertal. Ein großer Dank gebührt den vielen Vereinen und Institutionen, die auf das ganze Jahr verteilt Veranstaltungen zu diesem Jubiläum organisieren”, so Bgm. Hermann Mitteregger in seiner Ansprache. Nach der Kutsche mit Ehrengästen eröffnete die Musikkapelle Sillian den Zug. Ihr Festwagen stellte die Lyra dar, die bereits im 9. Jh. v. Chr. im antiken Griechenland gespielt wurde. Zu sehen war auch die Hl. Cäcilia, die als Schutzpatronin der Musik gilt. An die Römerzeit erinnerte die Fußgruppe „Mädchen von Agunt” mit einer Abordnung aus der Marktgemeinde Nußdorf-Debant mit Bgm. Andreas Pfurner und Mitgliedern des Gemeinderates. Ein Festwagen der Marktgemeinde Innichen erinnerte an die Gründung des Klosters Innichen im Jahre 769.

 

Der Festwagen mit der Markterhebungsurkunde aus dem Jahre 1469, dahinter Mitglieder des Sillianer Gemeinderates.

 

Mitglieder des Sillianer Gemeinderates folgten dem prächtigen Festwagen, auf dem die Markterhebungsurkunde vom 29. Juni 1469 im Großformat mitgeführt wurde. Die Narrengilde Sillian stellte in authentischer Art und Weise einen Marktstand aus dem 16. Jahrhundert nach. Kraut, Werkzeuge und allerlei sonstige Güter des täglichen Bedarfs wurden feilgeboten.

 

 

Das Fuhrwerksgewerbe und Rodwesen, das Landgericht Heinfels, der Bauernaufstand von 1525 und die Einführung der allgemeinen Schulpflicht waren Themen weiterer Gruppen. Die Bundesmusikkapelle Finkenberg aus dem Zillertal und die Musikkapelle Gais aus Südtirol spielten genauso zünftig auf, wie der Musikverein Scheifling/St. Lorenzen. Die Schützenkompanie Sillian erinnerte als ältester Traditionsverein an die Verteidigung der Heimat Tirol und an den Tiroler Freiheitskampf von 1809. Die Marktgemeinde Matrei in Osttirol erinnerte an die französischen Invasoren dieser Zeit, die auch im Pustertal mit äußerster Härte gegen die Aufständischen vorgingen und zahlreiche Exekutionen vornahmen.

 

 

An den Beginn des Tourismus mit dem Kurbetrieb „Weitlanbrunn” erinnerte Familie Rainer-Pranter und an die Eröffnung der Pustertalbahn im Jahre 1871 die Faschingsgruppe Kirchgasse. Die Freiwillige Feuerwehr Sillian stellte mit alten Gerätschaften einen Löschangriff nach. Die Jungbauernschaft/Landjugend mit Bäuerinnen und Bauern zeigten angelehnt an ein Bild von Albin Egger-Lienz die Gründung des Tiroler Bauernbundes im Jahre 1904. Mitbegründer und erster Obmann war der langjährige Sillianer Bürgermeister und spätere Tiroler Landeshauptmann Josef Schraffl.

 

Die Pfarrgemeinde Sillian erinnerte daran, dass das Gebiet von Welsberg bis Abfaltersbach jahrhundertelang vom Kloster Innichen aus seelsorgerisch betreut wurde. 1140 wurde die Pfarre Sillian errichtet und die mittelalterliche Pfarrkirche 1326 geweiht.

 

An den Beginn des Ersten Weltkrieges und daran, dass in der zweiten Augusthälfte 1914 über 500 Standschützen des Bataillons Sillian den Treueeid auf Kaiser Franz Joseph leisteten, erinnerte das K.u.K. Gebirgsartillerieregiment  Kaiser Nr. 14 aus Dölsach. Die Faschingsgruppe Albin Schmidhofer thematisierte die Grenzziehung von 1920 zwischen Winnebach und Arnbach. Innichen und Sillian wurden damit sichtbar durch Grenzstationen, Grenzbalken und Zollamt voneinander getrennt. Es sollte mehr als 70 Jahre dauern, bis die Süd- und Osttiroler am 2. April 1998 gemeinsam die Öffnung der Grenze zwischen Österreich und Italien durch den Vertrag von Schengen feiern durften.

 

 

Ein Gedenk- und Mahnwagen des Kameradschaftsbundes Sillian erinnerte an den Zweiten Weltkrieg und damit an die wohl dunkelste Zeit in der Sillianer Geschichte. „In Sillian gab es vielerorts Täter, Mitläufer und Sympathisanten des Regimes, wie ein Aufmarsch am Marktplatz um ca. 1940 zeigt. Trotzdem wagten einige den Widerstand. Die Fluchthelferin Rosa Stallbaumer wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet”, erklärten die Gemeinderäte und Festorganisatoren Otto Trauner und Peter Leiter, die den Umzug mit vielen interessanten Details moderierten.

 

 

„Wintersport-Pioniere” nannte die Jungbauernschaft/Landjugend Tessenberg ihren Wagen, die Musikkapelle Sillian erinnerte mit ihrem Festwagen an die Hochwasserkatastrophen, die die Pustertaler Marktgemeinde in den Jahren 1965 und 1966 verwüsteten. Der Tourismusverband Osttirol war mit dem Festwagen „Eine Region – unser Wirtschaftsraum” vertreten und die Initiative „Miteinand in Sillian” mit dem Wichtelzug und dem Thema „Unsere Kinder – unsere Zukunft”. Den Abschluss des Festumzuges bildete die Musikkapelle Sillian mit Vertreterinnen und Vertretern der über 30 Vereine, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich zum Wohle des gesamten Ortes engagieren.

 

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

17. August 2019 um