Rückkehr der Fischotter nach Tirol: Rund ein Viertel des Bestandes im Bezirk Lienz

Der Bestand in Tirol wird auf 57 bis 85 Individuen geschätzt. Vorkommen wurden in Osttirol an Drau, Isel, Gail, Villgratenbach, Schwarzach und Kalserbach nachgewiesen.

Eine vom Amt der Tiroler Landesregierung beauftragte Studie (alka-kranz Ingenieurbüro für Wildökologie und Naturschutz, Graz) zeigt, dass sich der Fischotter in den vergangenen zehn Jahren in Tirol deutlich ausgebreitet hat. Die Kartierung im November 2020 weist nach, dass sich auf ca. 17 % der Landesfläche Vorkommen etabliert haben. Die Studie schätzt den Fischotterbestand in Tirol auf 57 bis 85 Tiere. Rund ein Drittel davon entfällt auf den Bereich Kitzbühel-Kufstein, ein Viertel auf Osttirol und ca. 11 % auf den Inn zwischen Schweizer Grenze und Landeck. Der Rest sind Einzeltiere und Kleinstvorkommen im Inntal sowie in Zuflüssen der Isar im Norden Tirols.

Der Fischotter ist eine streng geschützte Säugetierart von gemeinschaftlichem Interesse in der Europäischen Union. Dieser Schutzstatus trägt dem dramatischen Rückgang der Art im 20. Jahrhundert Rechnung. Otter waren in weiten Teilen der EU – so auch in fast ganz Österreich – verschwunden. In Österreich waren die Rückzugsgebiete der Fischotter das Wald- und Mühlviertel, das Südburgendland und die Südoststeiermark. Laut Studie war Tirol zur Jahrtausendwende noch ohne Ottervorkommen. Im Oktober 2004 gelang der erste Nachweis (eine Losung) an der Drau in Lienz und im Oktober 2008 eine Reihe von Nachweisen am äußeren Oberlauf der Drau an der Grenze zu Südtirol.

„Die Rückkehr der Fischotter ist eine echte Bereicherung für die Tiroler Natur. Aufgrund der immer noch sehr kleinen Zahl der Tiere gibt es aber auch noch sehr viel zu tun, damit sie langfristig in Tirol überleben können“, sagt WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre. Die Flüsse müssten aber besser vor Verbauung geschützt, bereits beeinträchtigte Gewässer stärker saniert werden. „Von intakten Flüssen profitieren sowohl die Otter als auch die Fischbestände. Wir schlagen dafür einen Schulterschluss des Landes mit dem Fischereiverband und dem Naturschutz vor“, so Wolf-Petre.

 

Auszug aus der Studie von alka-kranz Ingenieurbüro für Wildökologie und Naturschutz

Drau

Die Drau entspringt bei Innichen wenige Kilometer hinter der Bundesgrenze, nimmt aber noch vor der Grenze den Sextenbach auf und ist damit in Sillian bereits ein fünf Meter breites Gewässer. Im Oberlauf der Drau konnten Otter problemlos nachgewiesen werden, und die Nachweise am Villgratenbach bis Innervillgraten sowie am Gailbach belegen ein Vorkommen, dass zwar deutlich kleiner, aber schon seit 2008 (Kranz 2008) bekannt war. Auf italienischer Seite wurde das Vorkommen seit 2009 von D. Righetti vom Naturmuseum Südtirol überwacht (pers. Mitt.), und auch er bestätigt das permanente Vorkommen, wenn auch keine Ausbreitung über die Wasserscheide hinweg ins Pustertal.

Von der Mündung des Gailbaches unterhalb von Sillian bis Lienz (18 km) konnten an der Drau zwar nur an einer Stelle Otter bei Thal nachgewiesen werden, in dem Abschnitt sind aber sonst nur wenige und nicht besonders gut geeignete Monitoringbrücken vorhanden. Es ist davon auszugehen, dass es sich hier um ein zusammenhängendes Vorkommen handelt, das sich bis Kärnten erstreckt und auch den untersten Kilometer des Debantbaches betrifft.

Isel

An der Isel erstrecken sich die Nachweise von Lienz aufwärts bis Huben und ins Defereggental (Schwarzach) wie auch nach Kals. Flussaufwärts von Huben waren keine Nachweise zu finden, obwohl sich die Suche bis Hinterbichl erstreckte. Demnach umfasst das Vorkommen im Einzugsgebiet an der Isel selbst 15 km, an der Schwarzach inklusive Schluchtabschnitte 12 km (der oberste Nachweis fand sich bei Bruggen östlich von St. Jakob im Defereggental in einer Seehöhe von 1.300 m); am Kalserbach inklusive Schluchtstrecke 6,3 km. Der höchstgelegene Nachweis am Kalserbach fand sich knapp unterhalb von Kals in einer Seehöhe von 1.289 m.

Gail

Die Gail entspringt in Osttirol, verlässt aber bereits nach 12,5 km Tirol Richtung Kärnten. Der oberste Nachweis fand sich bei Leiten in 1.430 m Seehöhe, der höchstgelegene Otternachweis dieser Kartierung. Damit ist davon auszugehen, dass die gesamte Gail in Osttirol vom Otter genutzt wird; ein Kontakt über die Wasserscheide (Kartitscher Sattel) hinweg zum Gailbach, der zur Drau entwässert, wird für wahrscheinlich erachtet.

 

Text: Redaktion, Foto: WWF/C. Wolf-Petre

17. Februar 2021 um