Maximilianjahr 2019: Eine Spurensuche rund um Lienz

2019 steht ganz im Zeichen von Maximilian I. In Osttirol erinnert man ab Mai mit Veranstaltungen auf Schloss Bruck und in der RGO-Arena an den Habsburger.

Auf Schloss Bruck, der einstigen Residenz der Görzer Grafen, wird eine Urkunde aus dem Jahre 1500 aufbewahrt, die in direktem Konnex mit dem erblichen Übergang der görzischen Gebiete und Rechte dies- und jenseits des Plöckenpasses an den Habsburger steht. In und über die Herrschaft Lienz mit den Gerichten Virgen, Defereggen und Kals, über das Pustertal und Gebiete in Friaul hatten bis zu diesem Zeitpunkt die Görzer Grafen geherrscht. Als Leonhard von Görz im Jahre 1462 die Regierung antrat, ahnte niemand, dass er der Letzte seines Geschlechtes sein sollte. Vergeblich erhoffte sich der Graf einen Erben aus der Verbindung mit Paola von Gonzaga, die, von einem kulturell führenden Fürstenhof Italiens stammend, einen Hauch Renaissance in das mittelalterliche Schloss hoch über Lienz brachte. Als Haupt- und Residenzstadt der Görzer erlebte die heutige Osttiroler Bezirkshauptstadt damals eine kurze wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.

 

Historiker Mag. Stefan Weis zeigt jene Urkunde aus dem Lienzer Stadtarchiv, in der Maximilian I. im Jahre 1500 den Lienzer Bürgern ihre Rechte und Freiheiten zusicherte.

 

Damit war es allerdings im Jahre 1500 vorbei. Als Leonhard am 12. April des Jahres 1500 auf Schloss Bruck, ohne einen Erben zu hinterlassen, starb, trat Maximilian I. das Erbe an. Der Habsburger hatte überlegt und schnell gehandelt und seine Gesandten, um die Huldigung entgegenzunehmen, nach Görz geschickt, bevor man anderswo überhaupt Kenntnis vom Tod des Görzers erlangte. Die vorder- und hintergörzischen Stände wurden getrennt einberufen, was die Teilung der Görzer Lande bereits andeutete. Maximilians Plan, die Herrschaft Lienz mit Tirol zu vereinen, ging auf. Und auch die Bevölkerung tendierte, wie ein Schreiben der Lienzer Bürgerschaft vom 18. August 1500 beweist, zu Tirol. Im gleichen Zug baten die Bürger auch darum, dass „…die Stat Luennz vnd die Gericht von einannder nicht zertrenndt vnd von der Hawbtmannschaft Luenz nicht getailt werden, sondern bey einannder als von allter her bleiben“ können. Die Bestätigung der Freiheiten und Privilegien der Stadt Lienz durch Maximilian I. erfolgte am 17. September 1500. Maximilian hatte als Erbe allen Grund, das Andenken an den letzten Görzer Grafen hochzuhalten. Er beglich nicht nur die Kosten der Totenfeier, sondern gab auch den Auftrag, ein Grabdenkmal zu schaffen. Dieses Hochgrab, das der Bildhauer Christoph Geiger aus Innsbruck ausführte und 1507 abschloss, findet sich heute in der Lienzer Stadtpfarrkirche St. Andrä. In der Nähe des Grabmales stand früher auch der so genannte „Katharinenaltar“. Die Neuerrichtung dieses Altars zu Beginn des 16. Jahrhunderts geht mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls auf Maximilian I. zurück. Die Altarflügel, die in der Kapelle von Schloss Bruck aufbewahrt werden, stellen innen Leonhard und Paola und außen die Heiligen Andreas und Elisabeth von Thüringen dar.

 

Museumsleiterin Silvia Ebner mit dem Faksimile des Fischereibuches, das im Shop auf Schloss Bruck erhältlich ist. In und um die alte Görzer-Residenz finden vom 25. Mai bis 20. Juni interessante Veranstaltungen aus Anlass des Maximilianjahres 2019 statt.

 

Maximilian selbst reiste im Juli 1501 zum ersten Mal in das von ihm neu erworbene Lienz. Wiederholt hielt er sich in den Folgejahren erneut für kurze Zeit hier auf, beispielsweise im November 1511. Wohl kaum dürfte er damals Zeit gefunden haben, seinem geliebten Vergnügen, der Jagd und der Fischerei, nachzugehen. Ungeachtet dessen, fanden die Besitzungen auf dem Gebiet des heutigen Osttirol Eingang in eine Publikation, die heute als „Fischereibuch Maximilians I.“ bekannt ist. Das Buch stellte Wolfgang Hohenleiter im Jahre 1504 für Maximilian zusammen, illustriert wurde es vom Hofmaler Jörg Kölderer. Als besonderes Vergnügen wird darin der Tristacher See angepriesen. Eine der Illustrationen bildet den Krebsfang an der Lienzer Klause ab. Isel und Drau werden als fischreiche Wasser beschrieben. Auf die Erwähnung des Tristacher Sees im Fischereibuch des Habsburgers weist heute ein Auszug aus dem Fischereibuch und eine Maximilian-Büste an der Fassade des Parkhotel Tristachersee hin. Im Museumsshop auf Schloss Bruck ist ein Faksimile des Buches erhältlich.

 

Im Fischereibuch Maximilians aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird u.a. auch der Tristacher See genannt. Darauf verweisen eine Inschrift und eine Maximilian-Büste an der Außenfront des Parkhotel Tristachersee. In unmittelbarer Nähe zum „Alten See“ liegt eine Quellfassung, die mit ihrem Namen ebenfalls an den Habsburger Kaiser erinnern soll.

 

Die Herrschaft Lienz verkaufte der Kaiser bereits ein Jahr nach Erbantritt an Michael Freiherr von Wolkenstein und Rodenegg, der als Rat und Landhofmeister der Grafschaft Tirol in den Diensten von Maximilian stand. In der Urkunde vom 10. August 1501 kann man nachlesen, dass darin „…ynnser Sloss Brugg und ynnser Stat Luentz“ mit Urbaramt, dem Landgericht Lienz, den Urbarämtern und Gerichten Kals, Virgen mit Defereggen, Schloss Rabenstein sowie weiters alle Zinse, Renten, Lehen, Robote, Wälder, Jagden, Fischwasser u.a. inbegriffen waren. Für die Herrschaft verlangte Maximilian zunächst 20.000 rheinische Gulden. Später erhöhte er um Zuschläge auf 37.000 Gulden. Die Rücklösung bei viermonatiger Kündigungsfrist behielt behielt sich der Habsburger vor, was jedoch nie zur Umsetzung gelangte. Für die Gattin des Wolkensteiners, die 1509 für immer ihre Augen schloss, wurde, ähnlich jenem des letzten Görzers, in der Lienzer Stadtpfarrkirche ein Grabdenkmal geschaffen. Wie aus Aufzeichnungen aus dem Wolkensteiner-Archiv hervorgeht, besuchte der Kaiser 1511 das Gotteshaus, um die Arbeit Christoph Geigers vor Ort zu verfolgen. Maximilian soll sogar selbst mit Hammer und Meißel an dem Grabstein „gearbeitet“ haben. 1523, als der erste Inhaber der Herrschaft aus dem Geschlecht der Wolkensteiner von dieser Erde schied, wurde er nach Lienz überführt und neben seiner Frau bestattet. Kaiser Maximilian I. selbst verstarb am 12. Jänner 1519 im oberösterreichischen Wels.

 

In der Stadtpfarrkirche St. Andrä befinden sich die Grabdenkmäler für den letzten Görzer Grafen Leonhard …

 

… und für Michael von Wolkenstein-Rodenegg sowie dessen Gemahlin Barbara von Thun.

 

Text: E. & J. Hilgartner, Fotos: Brunner Images, Martin Lugger, Osttirol Journal

18. April 2019 um