Museum Schloss Bruck: Ein Meisterwerk ist zurück in der Heimat

Wer Schloss Bruck besucht, wird in der Sammlung Egger-Lienz von der Dichte der Meisterwerke überrascht. Seit Kurzem kann man hier den „Totentanz“ in einer Version der 4. Fassung bewundern.

Der „Totentanz“ ist mehr als nur ein Gemälde. Für Albin Egger-Lienz wurde er zum beherrschenden Thema, mit dem er sich zwischen 1906 und 1921 in immer wieder veränderter Form beschäftigte. So charakteristisch das Bild für das Oeuvre Eggers ist, so typisch ist auch seine Wiederholung eines Sujets, ein wesentlicher Aspekt der modernen Malerei. Der „Totentanz“ ist aber auch für das Museum Schloss Bruck, das mit seinem Bestand zusammen mit dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und dem Museum Leopold zu den Hauptsammlungsorten von Egger-Lienz zählt, von besonderer Bedeutung. Die fünfte Fassung dieser zentralen Arbeit des Künstlers befand sich über viele Jahrzehnte im Museum. Im Zuge der durch die Stadt Lienz durchgeführten Provenienzforschung wurde das Bild in den frühen 2000ern an die Erben der jüdischen Vorbesitzer zurückgestellt. In einer Versteigerung 2006 ging es in den Privatbesitz von Rupert-Heinrich Staller über. Er stellte dem Schloss Bruck das Werk für eine große, von der spanischen Kunsthistorikerin Helena Pereña kuratierte Ausstellung im Jahr 2014 zur Verfügung – die „Sommerfrische daheim“, so der nunmehrige Besitzer, war allerdings nur temporär.

 

 In einer kleinen Präsentation wurde das Bild am Freitag, 13.5.2022, im Rittersaal der mittelalterlichen Burg vorgestellt.

 

Die Lücke in der Vermittlung von Eggers malerischer Entwicklung konnte nun durch eine Version der IV. Fassung geschlossen werden. Eine Tiroler Privatstiftung erwarb das Meisterwerk 2021 in einer Dorotheum-Versteigerung, nachdem das Bild ein ganzes Jahrhundert in Amerika verbracht hatte, und stellt es nun dem Museum Schloss Bruck „auf unbestimmte Zeit, zumindest jedoch 10 Jahre“ zur Verfügung. Das Kunstwerk, das zuletzt 1918 in der Ausstellung der Kunsthandlung Emil Richter in Dresden in der Öffentlichkeit zu sehen war und 1920 mit seiner Eigentümerin, der deutsch-amerikanischen Operndiva Elisabeth Rethberg, in die USA übersiedelte, sollte nun in seiner Heimat Österreich verbleiben und allen Kunstliebhabern zugänglich gemacht werden.

 

 

Dass dabei das Schloss Bruck ausgewählt wurde, freut besonders Bürgermeisterin LA DI Elisabeth Blanik. „Es ist ein großes Zeichen für die Stärke der Kulturarbeit in unserer Stadt, für die Qualität des Museums Schloss Bruck – und natürlich eine unglaubliche Ehre, dieses Meisterwerk der Österreichischen Moderne hier in Lienz präsentieren zu dürfen.“

 

 

Der Präsident der Tiroler Landesgedächtnisstiftung, DDr. Herwig van Staa, der durch seine Freundschaft zu Ila Egger-Lienz ein besonderes Verhältnis zu den Arbeiten des Künstlers hat, sowie Dr. Helena Pereña, Chefkuratorin des Museums Villa Stuck in München, führten durch die Veranstaltung. „Mit der 4. Fassung erhält Lienz nun eine Variante, die unmittelbar von Eggers Erfahrungen im Ersten Weltkrieg geprägt ist und daher eine Schlüsselposition in der Entwicklung des Motivs einnimmt“, so Pereña, die sich auch vom ausgezeichneten Zustand begeistert zeigte. Über 100 Jahre nach seiner Entstehung hat das Werk weder an Strahlkraft noch an Aussage und Bedeutung verloren.

 

 

Das Museum Schloss Bruck startet am 4. Juni 2022 in die Sommersaison. Neben der Sammlung Egger-Lienz werden zwei weitere Ausstellungen durch das Kulturjahr führen. In Kooperation mit den oberösterreichischen Landesmuseen werden in „KOSMOS“ rund 70 Werke Gerhard Haerers das museale Schweigen mit schallendem Gelächter unterbrechen. Die Galerie im Westtrakt widmet sich in einer Gedenkausstellung dem vor 100 Jahren geborenen Maler Oswald Kollreider.

 

Text: Stefan Weis, Fotos: © Osttirol Journal und Museum Schloss Bruck/Wolfgang Retter

15. Mai 2022 um