„Musik im Blut”: Wir besuchten zwei musikalische Familien in Kals und Matrei

Unter den diesjährigen Förderpreisträgern des Kiwanis Club Lienz finden sich Simon Steiner (10) und Clemens Gratz (12) – beide stammen aus äußerst musikalischen Familien.

Schlagzeug, Posaune, Querflöte, Gitarre und Tuba – das sind die Instrumente, die im Alltag von Familie Steiner aus Matrei in Osttirol eine große Rolle spielen. Papa Gustl und Mama Marion sind beide aktive Mitglieder der Musikkapelle Matrei. Gustl spielt seit dem Jahr 1987 Bass und F-Tuba, Marion die Querflöte und die Gitarre. Die Liebe zur Musik haben die beiden Iseltaler an ihre Kinder weitergegeben. Der älteste der vier Buben ist der 10-jährige Simon, der seit zweieinhalb Jahren Schlagzeug lernt. Schon als kleines Kind habe Simon, wie Mama Marion erzählt, mit ihrem Großvater Hansjörg, dem früheren Inhaber des Schuhgeschäftes Rainer, auf Schuhschachteln herumgetrommelt. Später spielte Simon zwei Jahre lang die Blockflöte, bevor er vor rund zweieinhalb Jahren zum Schlagzeug wechselte.

 

Simon Steiner am Schlagwerk. Foto: Martin Lugger

 

 

Wie sehr ihm verschiedene Schlaginstrumente gefallen, wird deutlich, wenn Simon von seiner Mitarbeit in Matreier Klangkörpern erzählt. „Bei der Musikkapelle spiele ich die kleine Trommel, das Marimbaphon, das Glockenspiel oder auch das Drumset. Außerdem bin ich auch Mitglied des Jugendorchesters. Die Proben und Aufführungen machen mir viel Spaß. Ich kann von den erfahrenen Musikanten sehr viel lernen“, schwärmt der junge Schlagzeuger. Als seine Vorbilder nennt Simon neben seinem Lehrer René Mair auch seinen Uropa Hansjörg, der über 60 Jahre lang Tenor-Hornist der Musikkapelle Matrei und auch Mitglied der „Alt-Matreier Tanzmusik“ war. Dort spielte er die Posaune. Dieses Instrument hat es auch Simons Bruder Jakob angetan, der seit 1,5 Jahren den Unterricht bei Manuel Wibmer an der LMS Matrei-Iseltal besucht. „Er sei ein Fan von Dieter Bohlen und Manuel Wibmer, hat Jakob einmal gemeint”, lacht Marion Steiner und berichtet, dass auch schon der 5-jährige Matthias von der Musik-Begeisterung im Hause Steiner erfasst worden ist. „Matthias singt sehr gerne und redet immer davon, dass er einmal Waldhorn lernen will”, berichtet sie.

 

Simon (Schlagwerk) und Jakob (Posaune) gewannen vor kurzem bei „Prima la Musica” in Meran 1. Preise. Foto: Martin Lugger

 

Marion Steiner betont im Gespräch das hohe Engagement der Musiklehrer an der LMS Matrei, die sich auch außerhalb der Unterrichtseinheiten um den musikalischen Nachwuchs kümmern. Ihr Sohn Simon hat im vergangenen Sommer das Bronzene Leistungsabzeichen mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden, beim Jugendmusik-Landeswettbewerb „podium.jazz.pop“ in Innsbruck trat er im Mai 2018 als Schlagzeuger mit der Band „Timeless“ (Musikschullehrer Ulrich Santner) auf und holte den ersten Preis. Gemeinsam mit seinem Bruder Jakob hat der 10-Jährige vor Kurzem auch erfolgreich am Wettbewerb „Prima la musica” in Meran teilgenommen – beide holten in Südtirol 1. Preise. Simon selbst erinnert sich besonders gerne an die Oper in den Bergen „Mut zur Freiheit“ zurück, bei der er 2017 sowohl als Trommler der Tiroler Schützen, als auch als jener für die französischen Soldaten auftrat: „Die Mitwirkung an der Oper hat mir sehr viel Spaß gemacht. Am Ende der insgesamt elf Vorstellungen war ich traurig, dass es vorbei war.“

 

v.l.n.r.: Norbert, Clemens, Alexandra und Sabine Gratz. Foto: Brunner Images

 

Eine „Familie mit Musik im Blut“ sind auch Norbert und Sabine Gratz mit ihren beiden Kindern Alexandra (14) und Clemens (12). Ihr Zuhause ist das Osttiroler Glocknerdorf, wo die vier auch als Mitglieder der Trachtenmusikkapelle Kals am Großglockner tätig sind. Der 12-jährige Clemens hat seine Liebe zur Instrumentalmusik in der Volksschule entdeckt, als die Musikschule dort Instrumente vorstellte. „Ich war vom Tenorhorn begeistert und habe mich spontan an der Musikschule angemeldet. Seit drei Jahren mache ich bei der Trachtenmusikkapelle mit, wobei ich sehr gerne auch das Euphonium spiele. Es hat Pumpventile und eine etwas andere Bauweise als das Tenorhorn“, erzählt er. Seine Schwester Alexandra – sie besucht die 1. Klasse der LLA Lienz – ist eine der Klarinettistinnen der TMK Kals. Beide Geschwister waren noch sehr jung, als sie Mitglied der Musikkapelle wurden – und beide haben zwischenzeitlich schon das Junior Bronze- und Silberabzeichen erhalten.

 

Foto: Brunner Images

 

„Die Freude an der Musik ist uns in die Wiege gelegt worden. Mein Vater Lois war über 55 Jahre lang Mitglied bei der Kapelle. Ich selbst habe mit acht Jahren erste Töne auf der Trompete gespielt. Sepp Huter von der Großglocknerkapelle Kals war und ist mein großes Vorbild“, lässt uns Norbert Gratz  wissen. Er gehört der Musikkapelle seiner Heimatgemeinde seit 1987 an, seine bevorzugten Instrumente sind das Flügelhorn und die Trompete. Der Kalser war früher auch 1. Flügelhornist der Militärmusik Tirol. 1996 legte er die Kapellmeister-Prüfung ab und betätigte sich zwei Jahre lang als Kapellmeister der MK Allerheiligen in Innsbruck. „Früher war die Musik mein Beruf, heute ist sie mein liebstes Hobby. Wie meine Kinder spiele ich auch gerne bei Ensembles mit“, sagt er.

 

Foto: Brunner Images

 

Norbert Gratz ist es auch, der immer wieder Musikstücke bearbeitet, damit seine Kinder in der Gruppe mitspielen können. Die Polka „Von Freund zu Freund” sei so ein Beispiel, meint er. Clemens, der bei der Polka gemeinsam mit seinem Papa die Einleitung spielt, mag aber auch andere Stilrichtungen. „Mir gefallen fetzige Stückeln und schnelle Rhythmen. Besonders gerne spiele ich z.B. ein Bon Jovi-Medley”, wirft er ein. An die Preisverleihung der Kiwanis in Lienz denkt der junge Kalser gerne zurück. „Als mir mein Onkel und Musikschullehrer Martin mitgeteilt hat, dass ich den Kiwanis-Förderpreis erhalte, war ich schon überrascht. Wir hatten nur wenig Zeit, um für den Festabend zu üben. Bei der Aufführung selbst war ich dann etwas nervös, aber es ist Gott sei Dank alles gut gegangen.“

 

Foto: Brunner Images

 

Dass sowohl Clemens als auch Alexandra sehr fleißig üben, freut Mama Sabine Gratz. Die gebürtige Leisacherin wirkt bei der TMK Kals als Hornistin mit. „10 Jahre war ich Mitglied der Hauger Musikkapelle Leisach, seit 2009 gehöre ich der Kalser Musikkapelle an”, erzählt sie. Sabine unterrichtet an der LLA Lienz und engagiert sich auch organisatorisch im Kalser Musikverein, insbesondere im Bereich der Nachwuchsförderung. Ihr Mann Norbert ist stellvertretender Kapellmeister und Notenarchivar. Für sein Engagement erhielt er vor einigen Jahren das „Grüne Verdienstzeichen“ der Tiroler Blasmusikkapellen. „Ich finde es wichtig, dass in den Musikkapellen Alt und Jung gemeinsam musizieren. Bei uns in Kals ist der Jüngste gerade einmal 11 und der älteste Musikant 76 Jahre alt”, betont Norbert.

 

Foto: Brunner Images

 

„Wir pflegen innerhalb der Musikkapelle eine besonders gute Kameradschaft. Aus dem gemeinsamen Musizieren haben sich auch viele Freundschaften ergeben”, meint Tochter Alexandra. Sie ist als Klarinettistin auch bei der Gruppe „Clariteens” mit dabei und tritt, gemeinsam mit ihrem Bruder und anderen jungen MusikerInnen, oft und gerne auch bei kirchlichen Anlässen und bei Familienfeiern auf. „Bei Bergmessen, Geburtstagsfeiern oder zu Weihnachten zu musizieren – das sind für mich ganz besondere Höhepunkte im Jahr”, so die 14-Jährige. Sowohl Alexandra als auch Clemens waren bereits beim Wettbewerb „Prima la musica” und bei „Musik in kleinen Gruppen” erfolgreich. Unisono meinen die beiden, dass das Gemeinschaftsleben in der TMK Kals etwas ganz Besonderes sei. Clemens fasst dies am Ende unseres Besuches so zusammen: „Ich finde es super, dass man sich in der Musikkapelle
und in anderen Gruppen austauschen und viel voneinander lernen kann. Cool finde ich die gemeinsamen Ausflüge oder z.B. auch den Musik-Skitag, der jedes Jahr stattfindet.“

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Martin Lugger, Brunner Images

07. März 2019 um