Pinzgau: Biobäuerin Andrea Rieder macht sich für Kartoffeln stark

Für Andrea Rieder sind Kartoffeln „Universalgenies“. Ihr Ziel ist es, dass die Wunderknolle in ein paar Jahren wieder in jedem Hollersbacher Hausgarten wächst.

Gemeinsam mit ihrem Mann Martin und der Familie, zu der vier Kinder, vier Enkelkinder sowie Martins Mutter Traudl gehören, bewirtschaftet Andrea Rieder den „Leitenbauernhof“ in wunderschöner Lage auf der Sonnseite der Oberpinzgauer Gemeinde Hollersbach. Dem Biobauernhof mit Milchwirtschaft, Kälberzucht sowie „Urlaub am Bauernhof“ im Angebot wurde erst vor Kurzem der Salzburger Bio-Award 2018 verliehen. „Die Führung unseres Familien- und Grünlandbetriebes auf biologischer Grundlage im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten liegt uns besonders am Herzen. Mensch und Tier sollen sich am Hof wohlfühlen, besonders auch unsere Gäste“, betont Andrea gleich zu Beginn.

 

Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat Andrea Rieder vor zehn Jahren den Verein „Hollersbacher Kräuter- und Bienenlehrpfad“ gegründet. Der Kräutergarten mitten im Zentrum der Oberpinzgauer Gemeinde ist eine Erfolgsgeschichte.

 

Die Biobäuerin aus Überzeugung bricht eine Lanze für die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, ihre Liebe zur Natur hat in Hollersbach schon vieles hervorgebracht. Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete die Pinzgauerin vor zehn Jahren den Verein „Hollersbacher Kräuter- und Bienenlehrpfad“. Der Kräutergarten mitten im Zentrum der Oberpinzgauer Gemeinde ist eine echte Erfolgsgeschichte. „Bis vor zwölf Jahren baute das französische Unternehmen Yves Rocher in Hollersbach großflächig Kräuter an. Nachdem klar war, dass sich der Kosmetikkonzern aus der Region zurückziehen will, haben wir damit begonnen, den Kräutergarten aufzubauen.“ Heute wachsen auf einer Fläche von einem Hektar über 500 verschiedene Kräuter – natürlich in Bioqualität. „Wir bieten von Juni bis September Führungen an und verkaufen Produkte wie Kräutertees oder Kräutersalz“, hält Andrea fest und berichtet davon, dass das Projekt auch zwei Arbeitsplätze für jeweils acht Monate im Jahr sichert.

 

In ihrem eigenen Garten baut Andrea Rieder Kartoffeln in einer „Erdäpfelpyramide“ an.

 

Ihrem neuesten Projekt widmet sich die engagierte Biobäuerin mit genauso viel Leidenschaft wie ihren Legehennen und Milchkühe, dem Kräutergarten oder dem Bienenlehrpfad. „Es trägt den Titel ,Erdapfelstärke‘ und soll eine Hommage an die Kartoffel sein, die bei uns wie in vielen anderen Gegenden auch ,Erdapfel‘ genannt wird. Früher wurden Kartoffeln hier im Pinzgau auf jedem Hof angebaut und kamen als Grundnahrungsmittel fast jeden Tag auf den Tisch. Wir wollen die Menschen von der Kraft, Artenvielfalt und den unglaublich vielen Verwendungsmöglichkeiten der Erdäpfel überzeugen“, so die Hollersbacherin, die den Wert regionaler und biologischer Lebensmittel wieder verstärkt in den Fokus rücken will.

 

 

Die Wunderknolle sei, wie sie sagt, als Grundnahrungsmittel ein wichtiger Nährstofflieferant. „Kartoffeln sind ein ideales Kraft-Nahrungsmittel für Spitzensportler, gelten aber auch als Gesund- und Schlankmacher. Sie können sogar als Pflege- und Schönheitsmittel eingesetzt werden. Wenn man z.B. rohe Erdäpfelscheiben bei Sonnenbrand auf die Haut auflegt, wirkt dies kühlend.“ Um die Bewusstseinsbildung bemüht sich Andrea gemeinsam mit ihren Vereinskollegen schon bei den Volksschulkindern. Sie berichtet davon, dass im Kräutergarten in Hollersbach verschiedenste Sorten zum Einsatz kommen. „Wir wollen zeigen, dass auf der Grundlage verschiedener Anbauformen – Acker, Kübelpflanze oder Erdäpfelpyramide – jeder einen Platz für den Anbau finden kann.“ Das Angebot rund um die Kartoffel, das Andrea gemeinsam mit Gleichgesinnten erarbeitet hat, ist ebenso bunt wie breit gefächert. Vorträge (z.B. über Anbauformen, Sortenwahl, Aufzucht und Pflege sowie Ernte und Lagerung) gehören ebenso dazu wie Workshops, z.B. zum Thema „Kochen mit Erdäpfeln“. Im Rahmen von „Erdapfelwochen“ pflegt man die Kooperation mit heimischen Gastronomiebetrieben.

 

 

Um sich über die Wunderknolle auszutauschen, hat der Verein die Broschüre „Der Erdapfel – eine Knolle, die es in sich hat“ aufgelegt. Auch ein eigener Erdapfel-Blog wurde eingerichtet. „Großes Augenmerk legen wir auf natürliche Düngung und Schädlingsbekämpfung. Die Setzkartoffeln sollen von der eigenen Ernte zurückbehalten werden. Vielleicht entwickelt sich im Rahmen des Projektes auch ein Sortenaustausch. So könnten zum Klima und zu unserer Region passende Pflanzensorten entstehen“, beschreibt Andrea ihre Vision und hofft, dass schon in einigen Jahren in jedem Hollersbacher Hausgarten Erdäpfel angebaut werden. „Wie bei den Kräutern kann man schon den Kleinsten auch am Beispiel Erdapfel anschaulich verdeutlichen, dass alles seine Zeit braucht, um zu entstehen. Einige Hollersbacherinnen und Hollersbacher haben aufgrund unserer Initiative schon angefangen, in kleinen Einheiten Kartoffeln anzubauen – im Garten, auf dem Balkon, in Kübeln oder sogar in Holzfässern. Das freut mich natürlich außerordentlich!“

 

Rezept „Erdäpfel-Waffeln“ von Andrea Rieder

Zutaten:
• 250 g mehlige Kartoffeln
• 150 g Butter
• 100 g Staubzucker
• 1 Eßl. Vanille
• Salz
• 2 -3 Eier (je nach Kartoffeln)
• 200 g Mehl
• 1 TL Backpulver
• knapp ¼ l Milch

Zubereitung:
Die Kartoffeln dämpfen, schälen und durch die Kartoffelpresse pressen oder stampfen. Butter, Zucker, Vanille, Salz schaumig rühren, die Eier nach und nach dazu rühren. Mehl mit Backpulver vermischen und abwechselnd mit den Kartoffeln und der Milch zu einem Teig zusammen rühren. Mit dem Waffeleisen die Waffeln heraus backen und mit angedickten Früchten oder Eis servieren.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol Journal

17. Juni 2018 um