Matrei in Osttirol: 270 Jahre – und kein bisschen leise
Die Musikkapelle Matrei wird heuer 190 Jahre alt. 70 Jahre erklingen die Stimmen des MGV Matrei, und das Jugendblasorchester feiert heuer sein 10-Jahres-Jubiläum.
Musikkapelle Matrei, Männergesangsverein Matrei, Jugendblasorchester der MK Matrei – die Tradition der drei Klangkörper sowie die Leistungen für das örtliche Vereinsleben sind beeindruckend. Wir wollten von den Obleuten Werner Raneburger (MK Matrei) und Martin Rainer (MGV Matrei) wissen, was für das Jubiläumsjahr 2018 geplant ist und blickten gemeinsam mit ihnen auf die Geschichte ihrer Vereine zurück.
190 Jahre Musikkapelle Matrei und 10 Jahre Jugendblasorchester
Die Tradition der Musikkapelle Matrei reicht bis ins Jahr 1828 zurück. Damals gründete der Lehrer Anton Klabuschnig jene Harmoniemusik, die in der Folge bei Aufmärschen der Schützen und auch bei Feuerwehrfesten aufspielte. 100 Jahre später setzten die schriftlichen Protokolle der MK Matrei ein, was, wie man heute weiß, unmittelbar mit den Vorbereitungsarbeiten zur 100-Jahr-Feier zu tun hatte. „Als Kapellmeister fungierten im 19. Jahrhundert meist die Lehrer der örtlichen Schule, bis dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahre 1910, die große Ära der Brüder Alois und Josef Trost begann. Sie waren nicht nur begnadete Kapellmeister und forcierten die Nachwuchsarbeit, sondern komponierten auch unzählige Märsche“, weiß Werner Raneburger zu erzählen. Seit 2012 zeichnet er für den organisatorischen Teil des traditionsreichen Klangkörpers verantwortlich. Ihm zur Seite steht Markus Lukasser, der seit 2010 Kapellmeister ist.
„Es vergeht eigentlich kein Tag, ohne dass das eine oder andere für den Verein zu erledigen ist“, erzählt Raneburger. „Trotzdem bin ich heute noch genauso motiviert wie am ersten Tag meiner Obmannschaft. In unserem Vereinsleben spielt – neben der Probenarbeit und den Ausrückungsterminen – der kameradschaftliche Aspekt eine besonders wichtige Rolle. Viele unserer MusikantInnen, die auswärts leben oder arbeiten, sehen in ihrer Mitgliedschaft auch die Chance, mit ihrer Heimatgemeinde verbunden zu bleiben.“ Auf das Jubiläumsfest im Juli 2018, das im Rahmen des 66. Bezirksmusikfestes des Musikbezirkes Iseltal über die Bühne gehen wird, arbeitet die MK Matrei längst intensiv hin. Zusätzlich ist die Kapelle derzeit auch mit der Organisation des Matreier Faschingsumzuges befasst, den die MK Matrei im Zweijahres-Rhythmus veranstaltet. „Aktuell zählen wir 48 Männer und 18 Frauen als aktive Mitglieder“, so der Obmann, der selbst die B-Tuba bläst. Über einen Mitgliederschwund könne man nicht klagen, meint er und berichtet davon, dass man sich allein im vergangenen Jahr über neun Neuzugänge freuen konnte.
In der ohne Zweifel sehr erfolgreichen Nachwuchsarbeit der MK Matrei spielt das „Jugendblasorchester“ eine ganz besondere Rolle. Die Initiative zur Gründung ging vor zehn Jahren
von Philipp Klaunzer aus, seit zwei Jahren leitet Marco Rainer das Ensemble. „Die Idee war und ist es, dass unseren MusikschülerInnen damit der Eintritt in die Musikkapelle erleichtert wird. Im dritten Musikschuljahr werden sie eingeladen, beim Jugendblasorchester mitzumachen“, sagt Werner Raneburger dazu. „Im Rahmen des Jugendblasorchesters wollen wir nicht nur die Freude an der Musik fördern, sondern den jungen MusikantInnen auch die Möglichkeit geben, vor Publikum aufzutreten. Die positiven Rückmeldungen sind dann für viele eine zusätzliche Motivation, musikalisch am Ball zu bleiben!“
70 Jahre Männergesangsverein Matrei
In der Chronik des MGV Matrei scheint das Jahr 1948 als Gründungszeitpunkt auf, wobei man sich damals in der Nachfolge des „Windisch-Matreier Sängerbundes 1909“ und der „Gesangsvereinsbühne Eintracht“ verstanden wissen wollte. Gründungschorleiter war Leo Salzburger, Gründungsobmann Karl Duiner. Ein bunter, ereignisreicher Bogen überspannte das Vereinsleben der Nachkriegsjahre, als besonderes Highlight gilt bis heute die Ehrenmitgliedschaft des legendären österreichischen Bundeskanzlers DI Leopold Figl. Er urlaubte als Stammgast im Hotel Rauter in Matrei, wo auch der MGV Matrei seine Proben abhielt. Die Verbundenheit mit dem Matreier Klangkörper blieb bis zu Leopold Figls Tod im Jahre 1965 aufrecht. 13 Jahre später übersiedelte der Männergesangsverein, anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums, in das damals neu fertiggestellte Vereinshaus in der Tauerntalstraße 8.
Seit dem Jahr 2009 engagiert sich Martin Rainer als Obmann des MGV Matrei, als Chorleiter ist seit rund 20 Jahren Christoph Karré aktiv. Das Repertoire des Klangkörpers umfasst Tiroler und Kärntner Lieder ebenso wie „Ohrwürmer“ des Austropop oder englische Songs. Mit Begeisterung widmet man sich bekannten Liedern von Franz Schubert oder der Kirchenliteratur. Im Schnitt absolvieren die stimmgewaltigen Sänger rund 80 Termine pro Jahr. „Es fördert natürlich das Gemeinschaftsgefühl, wenn man gemeinsam bei freudigen oder manchmal leider auch traurigen Anlässen auftritt“, meint Obmann Martin Rainer. Dass Sängerfreundschaften etwas ganz Besonderes sind, kann er aus eigener Erfahrung bestätigen. „Die Pflege der Kameradschaft ist neben dem Singen das Wichtigste in unserem Verein. Gemeinsam können wir auf viele Veranstaltungen im In- und Ausland zurückblicken.“
Höhepunkte in den letzten Jahren waren eine Konzertreise nach Holland, eine zweiwöchige Konzertreise nach Australien, die Errichtung eines Gipfelkreuzes („Stimmgabel für den Herrgott“) auf dem 2.762 m hohen Rotenkogel im Sommer 2012 oder die Gestaltung der Sonntagsmesse am 28. Mai 2017 im Wiener Stephansdom. „Das gemeinsame Singen ist der ideale Ausgleich zum Berufsleben. Der Besuch der wöchentlichen Probetermine bedeutet für viele von uns die Möglichkeit, zwei Stunden abzuschalten und sich zu entspannen“, so der Obmann, der abschließend darauf hinweist, dass der MGV Matrei von den Gründungsvätern zur Pflege des Gesanges und der Geselligkeit ins Leben gerufen worden sei. „So steht es auch in den Vereinsstatuten!“
Text: Raimund Mühlburger, Fotos: MK Matrei, MGV Matrei