Lienz: Gutscheine statt Geld für Bettler

Im Gemeinderat wurde gestern ein Gutschein-Modell thematisiert, das als alternative Lösung zu Geldspenden für Bettler konzipiert ist. Das Pilotprojekt wurde einstimmig beschlossen.

Begegnungen mit Bettlern stehen auch in Osttirol längst an der Tagesordnung. Für viele Menschen stellt sich die Frage, ob man überhaupt etwas geben soll und wie man vor allem auf jene reagiert, die in der direkten Ansprache und nicht selten aufdringlich nach Geldspenden fragen. In der Osttiroler Bezirkshauptstadt Lienz, die sich schon seit längerem mit dem Bettlerwesen konfrontiert sieht, wurde die Thematik wiederholt kontrovers diskutiert. Auf der Suche nach Lösungen abseits von Verboten griff der Lienzer Sozialausschuss nun die Idee auf, Gutscheine aufzulegen, die man den Bettlern anstelle von Geld geben kann. GR Karl Zabernig, Obmann des Sozialausschusses, stellte das Modell im Rahmen der Gemeinderatssitzung vom 14.11. vor. „Wir sind nicht die einzige Gemeinde, die nach Lösungen sucht, jedoch, soweit ich weiß, die erste, die ein derartiges Pilotprojekt startet“, informierte Zabernig. „Für uns war es wichtig, Missbrauch vorzubeugen, etwa dass mit dem Geld Alkohol oder Zigaretten gekauft werden.“

Das Gutschein-Modell, das nach Wortmeldungen von Bürgermeisterin Elisabeth Blanik („gute gemeinschaftliche Lösung“) und GR Christian Steininger („Schritt in die richtige Richtung“), von den Mandataren einstimmig beschlossen wurde, sieht vor, dass in der Bürgerservicestelle der Lienzer Liebburg Gutschein-Blöcke zu je zehn 1 Euro-Bons aufliegen, die Interessierte zu einem Beitrag von sieben Euro erwerben können. Die Gutscheine können im Sozialladen Lienz, SoLaLi, eingelöst werden. Dort gibt es günstig Artikel des täglichen Bedarfs zu kaufen. Auf den Gutscheinen (in Deutsch und Englisch) ist auch markiert, wo der Sozialladen zu finden ist. Das Pilotprojekt soll vorerst für ein Jahr laufen und dann evaluiert werden.

Text: H. Kraner, Symbolfoto: Fotolia/Savvapanf Photo

15. November 2017 um