Mit Frohsinn und Gelassenheit durchs Leben

Der Lienzer Oswald Blassnig ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Musiker, Koch, Maler… Uns hat er von seinem neuesten Buch und wie es dazu gekommen ist, erzählt.
Warum gerade sein Präsenzdienst genug Stoff für ein eigenes Buch bietet, wollen wir von Ossi gleich zu Beginn wissen. Die Erklärung, die er gibt, überzeugt. Als er, 35-jährig, zum Grundwehrdienst nach Baden bei Wien einberufen wurde, war er bereits seit vielen Jahren als Lehrer tätig – und dreifacher Familienvater. „Ich habe die Abläufe im Heer, den Apparat als solchen und die eitle Selbstüberschätzung von so manchem Vorgesetzten wesentlich kritischer wahrgenommen und hinterfragt, als es wohl die anderen, durchschnittlich 18-jährigen Grundwehrdiener tun mögen.“ Die vielen kuriosen Situationen, die der Lienzer hautnah erlebte, boten ihm genug Material für eine ganz persönliche Aufarbeitung. „Wir lassen die Munitionsbunker hinter uns. Das Ganze, das sind wir, beendet sich von selbst. Niemand von uns hatte den Tag. Niemand wollte ihn haben. Niemand sammelt uns ein. Wir schlendern über den Kasernenplatz … zurück in unsere Unterkunft. Bereitzustehen, zu warten und vielleicht die Letzte für heute zu rauchen.“ – heißt es beispielsweise am Ende eines Buchkapitels, „Und Zweifel sind ja nun wirklich nicht das, was Sie von uns erwarten, oder?“ im Schlussteil eines anderen. Mit einer größtmöglichen Distanz zu der bereits Jahrzehnte zurückliegenden Zeit beim Militär hat Blassnig die Worte geschrieben und hält damit dem Leser nicht nur diese, sondern viele andere Szenen im Heeresalltag, wie er ihn erlebt hat, vor Augen. Die Sprache, die der 69-Jährige verwendet, die Art und Weise mit dem geschriebenen Wort umzugehen, ist prägnant-eindringlich und nie langweilig. „Schriftstellerisch tätig zu sein, ist eine Herausforderung, die mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Wenn mich etwas beschäftigt, schreibe ich relativ rasch und zügig meine Gedanken nieder. Dann aber beginne ich zu reflektieren, zu überarbeiten und zu korrigieren“, gibt er Einblick in sein Schaffen und ergänzt schmunzelnd, dass das Korrigieren an sich ja auch seiner früheren beruflichen Tätigkeit als Lehrer entspreche.

 

 

Das, was hier, wie in so vielen anderen Phasen des Gespräches mit dem Autor mehrerer Bücher, unzähliger Kurzgeschichten, Gedichte und Prosatexte aufblitzt, ist ein tiefgründiger Geist und Humor, der Ossi besonders auszeichnet. Überhaupt scheint der sympathische Lienzer ein Mensch zu sein, der dem Leben und allem, was es mit sich bringt, positiv begegnet. „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen“, zitiert er Don Bosco. Die ihm eigene Gelassenheit und das In-sich-Ruhen erklärt der frühere Direktor der Michael-Gamper Volksschule vor allem mit seinem tiefen Glauben an Gott. Zu seinem Glauben zu stehen und dafür einzutreten, ist ihm wichtig. „Natürlich stelle auch ich mir manchmal die Frage nach dem Sinn des Lebens“, hält er fest. Über diese und über viele andere Themen diskutiert er auch des Öfteren mit den Patres des Franziskanerklosters in der Muchargasse, für die er regelmäßig und sichtlich mit viel Freude den Kochlöffel schwingt. Die Kunst des Kochens ist nur eine der vielen weiteren Leidenschaften, die Oswald Blassnig antreiben und ihn, den vielseitig Begabten, so jung halten. Unter dem Titel „Konglomerate“ zeigte er beispielsweise im Vorjahr in der „Galerie in der Mitte in Hopfgarten“ einen Querschnitt aus seinem malerisch-künstlerischen Schaffen – und sorgte selbst, als versierter Instrumentalist, auch gleich für die musikalische Umrahmung der Vernissage.

 

 

Langweilig dürfte es Ossi, der seinem 70er im nächsten Jahr sehr gelassen entgegensieht, vermutlich nicht oft werden. Gesund möchte er halt bleiben, meint er und legt ansonsten die Zukunft „in die Hände des Herrgotts“. Viel Freude bereiten ihm seine Familie, das gesellige Zusammentreffen mit Freunden und, last, but not least, der Austausch mit Gleichgesinnten des Literaturstammtisches der „Lienzer Wandzeitung“. Diese hat Oswald Blassnig, gemeinsam mit Uwe Ladstätter, Christoph Zanon und anderen, vor vielen Jahren ins Leben gerufen. „Zum Jubiläum im nächsten Jahr werden wir eine gemeinsame Lesung veranstalten“, spricht er abschließend nur eines von vielen noch anstehenden Projekten an.

 

Text: E. & J. Hilgartner, Fotos: Martin Lugger

14. Dezember 2017 um