Lienz: Mahnmal gibt Opfern einen Namen

Über 100 Menschen fielen in Osttirol dem NS-Regime zum Opfer. 48 von ihnen findet man nun im „Buch der Opfer“ beim Mahnmal bei der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz wieder. Als die Waffen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges endlich schwiegen, blickte die Welt auf eine verheerende Bilanz zurück: Millionen getötete Menschen waren zu beklagen, wobei zahlreiche Personen nicht an der Front starben. Viele Opfer hatten jüdische Wurzeln, waren krank, lehnten sich gegen das NS-Regime auf, vertraten christliche Werte, waren Sozialisten oder wollten einfach nur anderen Menschen helfen. Auch der Bezirk Lienz blieb davon nicht verschont.

Über 100 Opfern gedenkt das „Mahnmal 1938 – 1945“ bei der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz. 48 von ihnen findet man seit Freitag, 5. Mai, namentlich im „Buch der Opfer“, das nun ebenfalls dort zu finden ist. Initiiert wurde das Buch, das in der Kunstschlosserei von Rudolf Duregger geschaffen wurde, von den Mitgliedern des „Forum Mahnmal“. Dieses besteht aus Regierungsrat Josef Wurzer, Vizeleutnant i.R. Gottfried Kalser, Stabswachtmeister Franz Faustini, Thomas Faustini, Dr. Martin Kofler, Stadtchronist Mag. Stefan Weis und Gemeinderat Uwe Ladstätter, Obmann des Ausschusses für Kultur und Museum der Stadtgemeinde Lienz. Im Rahmen des im Buch veröffentlichen Inhalts einigte man sich auf eine chronologische Herangehensweise, beginnend mit 1940, endend 1945. So lässt sich der drastische Anstieg der Opferzahlen bis in die letzten Kriegsmonate hinein aufzeigen. Neben den Namen der Opfer des Nationalsozialistischen Regimes findet man in dem Buch auch den Herkunftsort, das Todesdatum sowie die Todes- bzw. die Ermordungsstätte.

Nicht aufgelistet sind die Namen der rund 57 Osttiroler Opfer der NS-„Euthanasie“ aus Osttirol. „Dies ist aufgrund des österreichischen Datenschutzgesetzes nicht möglich“, erklärte Historiker Stefan Weis. Gedenken sollte man dieser Opfer aber allemal. „Nur weil diese Mädchen, Buben, Frauen und Männer nicht dem entsprachen, was der Nationalsozialismus für seine Volksgemeinschaft erwartete, mussten sie sterben. Und auch wenn man es `Euthanasie´ nannte, also guter, schöner Tod, so war es kein Gnadentod, sondern Mord“, so Weis in seiner Rede beim Mahnmal.

Die Lienzer Bürgermeisterin, LA DI Elisabeth Blanik, ergänzte, dass es besonders wichtig sei, die Vergangenheit im Gedächtnis zu bewahren und gemeinsam „für eine friedliche Zukunft“ zu arbeiten. Im Zuge der Feierlichkeiten, bei denen das Bundesheer zum Gedenken an die Opfer einen Kranz niederlegte, verlasen Schüler des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Lienz die Namen der Opfer. Dabei trat bei jedem Namen ein Schüler nach vorne, um die Opferzahl deutlich sichtbar hervorzuheben.

Text: Redaktion, Fotos: Brunner Images

05. Mai 2017 um