Ort der Erinnerung an Kosaken-Tragödie entsteht

Der Spatenstich für eine Kapelle am Lienzer Kosakenfriedhof erfolgte am 5. März 2015 – sie soll ein Ort des Gedenkens an die Kosaken-Tragödie vor 70 Jahren werden.

Der erste bautechnische Schritt für die Errichtung einer Kapelle zum Gedenken an die Tragödie der Kosaken vor 70 Jahren ist gesetzt – am Donnerstag, 5. März 2015, erfolgte im Bereich des Kosakenfriedhofs in Lienz/Peggetz der Spatenstich für den Bau einer Kapelle. Am 1. Juni 1945 und an den darauf folgenden Tagen wurden ca. 22.000 Kosaken durch Teile der britischen Armee an die Sowjetunion ausgeliefert. In Lienz starben zahlreiche Kosaken – Männer, Frauen und Kinder – durch Gewaltanwendung und Selbstmord. „Die Errichtung einer Kapelle hier am Lienzer Kosakenfriedhof bedeutet einen Meilenstein in der Geschichte der Kosaken und im Gedenken an die fürchterliche Tragödie, die Osttirol 1945 ins Rampenlicht der Weltgeschichte rückte“, so Hermann Hotter, Tiroler Landesgeschäftsführer des Österreichischen Schwarzen Kreuzes (ÖSK).

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Das für die Kriegsgräberfürsorge  zuständige Schwarze Kreuz fungiert als Bauherr für die ca. 15 Meter hohe Holzkapelle im Ausmaß von rund 25 Quadratmetern. „Die Kapelle aus Rotfichte wird in der Ukraine angefertigt und dann nach Lienz geliefert. Kupfer, Fenster und Türen kommen aus Polen, und das ca. 1,5 Meter hohe Kreuz ist eine Spende der Kosaken aus Deutschland“, berichtete Ernest Murrer, Sonderbeauftragter für die Ukraine des Schwarzen Kreuzes. Hermann Hotter bedankte sich insbesondere bei der Stadtgemeinde Lienz für die großzügige Widmung des Grundstückes, bei der Kosakendiaspora auf der ganzen Welt für die vielen Spenden und beim Land Tirol für die Unterstützung. „Mein Dank gilt aber auch Erika Pätzold, die den Friedhof betreut und fleißig Spenden sammelt, ebenso Michael Rainer, Obmann des Lienzer Kosaken-Vereins und unserem wissenschaftlichen Begleiter Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler“, so Hotter.

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LR Dr. Beate Palfrader: „Die Kapelle soll an die Kosaken-Tragödie erinnern – ein schreckliches Ereignis, das typisch war für die Wirren und Katastrophen des 20. Jahrhunderts.“

Von einem Freudentag sprach der Lienzer Vize-Bgm. Meinhard Pargger beim Spatenstich. „Kosaken aus aller Welt kommen an diesen Ort, um ihrer Vorfahren zu gedenken. Mit der Errichtung der Kapelle geht ein lang gehegter Wunsch von uns allen in Erfüllung“, so Pargger. Dr. Georg Kobro, Erzdiakon der russisch-orthodoxen Kirche, bedankte sich insbesondere bei der Stadt Lienz, beim Schwarzen Kreuz und der katholischen Kirche für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, was die Erinnerung an die Tragödie vor 70 Jahren und die Erhaltung des Kosaken-Friedhofes in Lienz betrifft. „Die Kapelle soll der Gottesmutter Maria geweiht sein“, so Kobro.

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Auch Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader kam zum Spatenstich auf den Kosakenfriedhof. „Stellvertretend für die Millionen von Menschen, deren Spuren sich in den Wirren der Weltkriege verloren haben, soll die Kapelle am Kosakenfriedhof in Lienz ein Ort der Erinnerung und der Trauer sein – und ein Mahnmal für alle Kriege“, so die Landesrätin in ihrer Ansprache. Am 1. Juni 2015 wird die Kapelle unter Mitwirkung von Zeitzeugen und höchsten russisch-orthodoxen Würdenträgern eingeweiht.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images

 

06. März 2015 um