Mount Everest: Andy Holzer berichtet von Versammlung

Nach einer Versammlung mit Sherpas und Regierungsvertretern spricht Andy Holzer davon, „dass sich unser Vorhaben wohl in das Land der Träume verziehen wird“.

Der Tristacher Blind Climber Andy Holzer ist derzeit mit seinen Begleitern – Wolfgang Klocker und Daniel Kopp – im Basislager des Mount Everest auf 5 380 Metern Seehöhe. Nach dem Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch vom Karfreitag, bei dem 16 Sherpas den Tod fanden, ist ungewiss, ob die Sherpas weiterhin Bergsteiger auf den höchsten Berg der Welt führen werden und ob es in Zukunft überhaupt noch Expeditionen wie bisher geben wird. Andy Holzer ist mit seinem Team am 2. April in den Himalaya aufgebrochen und wollte zwischen dem 20. und 25. Mai 2014 als erst zweiter Mensch ohne Augenlicht auf dem Dach der Welt stehen.

In seinem Blog www.andyholzer.com/everest berichtet Andy Holzer über seine Frau Sabine laufend von den neuesten Entwicklungen im Basislager. Am Donnerstag, 24. April, kam eine Abordnung der Regierung aus der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu in das Basecamp, um sich mit den Sherpas zu treffen. Laut Holzer war die Situation oberhalb des Basislagers mit einer Landebahn eines Verkehrsflughafens zu vergleichen, weil immer wieder Hubschrauber landeten und starteten. Sherpas, Touristen, Vertreter der Regierung, Yaks und schlussendlich auch Andy Holzer und Wolfgang Klocker gingen hinauf zum Landeplatz, um der Versammlung beizuwohnen.

Blick in den Bereich des Khumbu-Eisfall, wo am Karfreitag 16 Sherpas bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen.

Blick in den Bereich des Khumbu-Eisfalls, wo am Karfreitag 16 Sherpas bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen.

Vertreter der Sherpas und der Regierung hielten Ansprachen. „Wir verstanden natürlich kein Wort, aber am Gejubel der hunderten Sherpas erkannten wir, dass der Sherpavertreter mit seinen Aussagen wohl den Kern der Sorgen seiner Kollegen traf“, so Holzer. Anscheinend erklärte sich die Regierung bereit, die Anliegen der Sherpas zu prüfen, um dann weitere Schritte einzuleiten. „Für uns Bergsteiger wird nun immer deutlicher, dass sich unser Ziel – die Besteigung des Mt. Everest – wohl in das Land der Träume verziehen wird“, schreibt der 47-jährige Tristacher.

Die Tiroler Expedition ist mit Operator Dawa Stevens von der Agentur Asia Trekking unterwegs. „Dawa hält uns immer noch etwas hin mit der Entscheidung, ob und wann es nach unten oder oben gehen soll“, so Holzer, der meint, dass es sich dabei um eine gewisse Taktik handeln könnte. Wenn die Kunden selbst sagen, dass sie die Expedition abbrechen und absteigen würden, hätten sie nämlich keinen Anspruch auf Refundierung der Kosten. Er möchte ob der tragischen Ereignisse nicht wegen des Geldes jammern, stellt aber fest, dass es pro Bergsteiger um den Wert eines Mittelklassewagens gehe. „Der Herrgott weiß unsere nächsten Schritte, wir warten auf offizielle Entscheidungen“, schreibt Holzer abschließend in seiner Nachricht vom 24. April 2014.

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Archiv Holzer 

 

 

25. April 2014 um