Wirtschaftskammer: „Ziel muss sein, dass Geld von Investoren nach Osttirol fließt!“

Die Wirtschaftskammer Tirol lud am 21. Jänner zum Neujahrsempfang nach Lienz. Im Fokus standen die Themen Tourismus, Abwanderung und Bildung.

Im Vorfeld des Neujahrsempfangs am Dienstagabend, an dem heuer auch Landeshauptmann Günther Platter teilnahm, luden der Tiroler WK-Präsident Christoph Walser und Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger zu einem Pressegespräch. „2019 war ein durchaus gutes Jahr für die Tiroler Wirtschaft. Nach einer längeren Phase der Hochkonjunktur wird es nun zu einem leichten Abschwung kommen. Wir rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von 1 bis 1,5% für 2020″, so Walser einleitend. Die UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen würden in Tirol ausgezeichnet arbeiten, dazu komme eine stabile Regierung, die den Standort zukunftsfit mache. „Wirtschaft und Politik bewältigen die Herausforderungen ausgezeichnet. Das zeigt sich auch daran, dass Tirol zu den 30 stärksten der 281 EU-Regionen zählt. Im Tourismus belegen wir international sogar den 2. Platz“, berichtete Walser.

 

WK-Präsident Christoph Walser: „Ziel muss es sein, weiter Geld von Investoren nach Osttirol zu bringen. Ich appelliere an das Land Tirol und den Tourismusverband, dass Investoren die Möglichkeit gegeben wird, in Osttirol zu investieren. Investoren dürfen nicht aufgrund von Befindlichkeiten blockiert werden.“ Foto: Osttirol heute/Mühlburger

 

Die größten Herausforderungen liegen für Walser in Tirol neben den Themenfeldern Verkehr und  Wohnen im Tourismus. „Der Tourismus ist neben der Bauwirtschaft und dem Handel jene Stütze, die den Standort Tirol absichert. Ich appelliere an die Politik, dies nicht zu vergessen. Nur 2% der Gesamtfläche sind in Tirol mit Skigebieten erschlossen. Wie in jeder anderen Branche braucht es auch im Tourismus eine ständige Weiterentwicklung. Walser sprach auf Nachfrage auch die weiteren Investitionsvorhaben der Schultz-Gruppe in Osttirol an. „Grundlage ist, dass jemand bereit wäre, rund 100 Mio. Euro im Bezirk zu investieren. Osttirol sollte diese Chance nutzen, damit der Tourismus mehr Schwung bekommt.“

 

WK-Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger: „Moderne und vielfältige Bildungsangebote sind unverzichtbar, um mehr Chancengleichheit zwischen Stadt und Land zu ermöglichen und um junge Leute im ländlichen Raum zu halten bzw. wieder zurückzuholen.“ Foto: Osttirol heute/Mühlburger

 

Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger strich die positive Entwicklung in Osttirol hervor, thematisierte jedoch auch die großen Herausforderungen – wie Abwanderung, Tourismusentwicklung und Bildung. „Wir hatten 2019 im Bezirk um 200 Beschäftigte mehr als im Jahr davor und gehen von einer Arbeitslosenquote von 6,5% im Jahresschnitt aus. Das Bruttoregionalprodukt konnte in Osttirol seit 2009 um mehr als 37% gesteigert werden. Allerdings dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass immer noch ein Abstand von rund 25% zum Landesdurchschnitt besteht“, so die Bezirksobfrau.

Um der Abwanderung entgegenzuwirken, wolle die Wirtschaftskammer in Osttirol heuer vor allem auch Bildungsschwerpunkte setzen. „Das Mechatronik-Studium müssen wir künftig aktiver bewerben. Osttirol soll als kleiner aber dynamischer Universitätsstandort auch überregional etabliert werden. In Kooperation mit dem Institut für Informatik der Uni Innsbruck wollen wir anwendungsorientierte Ausbildungen umsetzen“, kündigte Hysek-Unterweger an.

Geplant sei auch ein Leader-Projekt, um Familienbetriebe im Tourismus zu stärken. „Ich appelliere, den Bettenstopp zu überdenken und fordere ein Maßnahmen- und Förderpaket für den Tourismus in Osttirol. Der Bezirk Lienz hat wie auch manche Nordtiroler Seitentäler gänzlich andere Voraussetzungen als hochentwickelte Tourismusregionen. Osttirols Wirtschaft hat zwar einen guten Schwung, vor allem im Tourismus besteht aber noch Luft nach oben“, so die Bezirksobfrau abschließend.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Brunner Images, Osttirol heute/Mühlburger

22. Januar 2020 um