Wirtschaftskammer Lienz: Trotz schwieriger Rahmenbedingungen optimistisch für 2023

Die größten Herausforderungen für die Betriebe sind die hohen Energiekosten und der Arbeitskräftemangel. Auch die Inflation und Lieferengpässe machen den Unternehmen zu schaffen.

Die Wirtschaftskammer Tirol lud die Wirtschaftstreibenden erstmals nach 2020 wieder zum Neujahrsempfang. Im Vorfeld der Veranstaltung in Osttirol am Donnerstag, 19. Jänner, informierten der Tiroler WK-Präsident Christoph Walser und die Osttiroler Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger die Medien über aktuelle Entwicklungen und die Aussichten auf das neue Jahr.

„Drei schwierige Jahre liegen hinter uns. Die Belastungen durch Corona sind im Laufe des Vorjahres zwar etwas in den Hintergrund getreten, seit Feber sorgt aber der Ukraine-Krieg für neue Turbulenzen. Trotzdem konnten wir in Tirol ein Wirtschaftswachstum von rund 7 Prozent erreichen. Heuer rechnen wir mit einem Wachstum von etwa 2 Prozent, und wir sind optimistisch, dass wir Ende 2023 auf das Niveau wie vor der Corona-Krise zurückkehren“, erklärte der Präsident einleitend.

Zu schaffen würden den Betrieben laut Walser vor allem Lieferengpässe, die hohe Inflation und massive Einschränkungen bei der Planbarkeit machen. „Die beiden größten Herausforderungen bleiben aber die hohen Energiekosten und der Arbeitskräftemangel. Um das alles zu bewältigen, brauchen die Betriebe die Unterstützung der Politik. Wir haben das den Entscheidungsträgern klar kommuniziert, und die Botschaft ist angekommen. Der Energiekostenzuschuss 1 wird bis Dezember 2022 verlängert, für das Jahr 2023 kommt der Energiekostenzuschuss 2. Die Förderintensität der für KMU wichtigen Stufe 1 wird von 30 auf 60 % verdoppelt und der Zugang erleichtert. In Sachen Arbeitskräftemangel sind nun mutige Weichenstellungen nötig, die einerseits die Potenziale im Inland aktivieren, und andererseits eine qualifizierte Zuwanderung ermöglichen“, so Walser.

Die Osttiroler WK-Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger betonte, dass „die Osttiroler Wirtschaft das Jahr 2022 trotz der krisenhaften Umstände relativ gut meistern konnte”. „Wer hätte vor ein paar Jahre gedacht, dass wir in Osttirol einmal händeringend nach Arbeitskräften suchen werden. Die Arbeitslosigkeit ist im Jahresschnitt 2022 auf ein Niveau von voraussichtlich 4,5 % gesunken. Die Bruttowertschöpfung konnte in den letzten Jahren auf 35.500 Euro pro Einwohner erhöht werden. Über 200 Neugründungen im Vorjahr zeugen von einer positiven Dynamik“, so Hysek-Unterweger.

 

Im Rahmen des Neujahrsempfangs wurde auch Johann Kollreider (links) als neuer Bezirksstellenleiter vorgestellt. Der 53-Jährige übernimmt die Leitung der Wirtschaftskammer Lienz mit Ende März 2023 von Reinhard Lobenwein.

 

Im neuen Jahr beschäftigt sich die Wirtschaftskammer in Osttirol konkret mit der Erschließung von rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Nachhaltigkeit. „Schwerpunkte sind dabei die Taxonomieverordnung, das Lieferkettengesetz und Vorschriften im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Wir unterstützen in diesem Zusammenhang die Forderung nach dem Ausbau von erneuerbarer Energie – wie etwa Wasserkraft, Photovoltaik oder Biomasse. In Sachen Arbeitsmarkt fordern wir den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in allen 33 Gemeinden. Außerdem muss es uns gelingen, einen Teil der fast 4.000 AuspendlerInnen in den Bezirk zurückzuholen. Positiv haben sich die Lehrlingszahlen entwickelt“, berichtete die Bezirksobfrau.

Thematisiert wurden auch die Neuausrichtung des Campus Lienz. „Eine Arbeitsgruppe hat im Auftrag des Landes Tirol ein Strategiepapier zum Thema Uni-Ausbildung im Bezirk Lienz ausgearbeitet. In Fach- und Expertengesprächen hat sich das Dreieck ,Natur – Mensch – Technik‘ als genuiner Wissens- und Lernraum Osttirols herauskristallisiert. Derzeit trifft die inhaltliche Ausrichtung des Campus Lienz weder die Interessen der Unternehmen, noch ist eine Konzentration auf dieses Themendreieck erkennbar“, kritisierte Hysek-Unterweger.

In der Fachberufsschule Lienz könne derzeit kein „tirolweiter“ Schwerpunkt gebildet werden. „Das liegt unter anderem daran, dass es keine Unterkünfte für Lehrlinge aus anderen Bezirken gibt. Auch für den Ausbau des universitären Bildungsangebotes braucht es attraktiven Wohn- und Lebensraum für SchülerInnen und Studierende. Es muss daher rasch ein attraktives Lehrlings-, SchülerInnen- und Studierendenheim in Lienz errichtet werden“, forderte die Bezirksobfrau.

Als Beispiel, wie mit Optimismus und Engagement Krisen gemeistert werden können, nannte Michaela Hysek-Unterweger exemplarisch die Tourismusbranche. „Der Tourismus hat sich nach den Corona-Restriktionen gut erholt. Im letzten Sommer konnten die Nächtigungen auf 1,24 Millionen gesteigert werden. In Osttirol gelingt es auch, Betriebsübernahmen erfolgreich zu gestalten und einen Ausverkauf von Familienbetrieben zu verhindern“, lobte sie zum Abschluss die heimischen Tourismus-Betriebe.

 

Text: Raimund Mühlburger, Fotos: Osttirol heute/Mühlburger

20. Januar 2023 um