Werner Zanier von Fitstore24: „Der Fahrradmarkt ist nicht kaputt!“

Den schwierigen Herausforderungen der Bike-Branche seit 2020 trotzt das Osttiroler Unternehmen Fitsore24 konsequent. Werner Zanier über Höhen und Tiefen der Bike-Branche.

Lieferengpässe, darauf eklatante Überproduktion durch Fehlentscheidungen und die aktuelle Pleitewelle – nicht zuletzt innerhalb der Signa Sport Gruppe oder in Leitbetrieben wie Fahrrad.de – lassen den Fahrradmarkt nicht zur Ruhe kommen. Seit etwa zwei Jahren ist der Fahrradmarkt im Keller und wird es auch noch mindestens so lange bleiben, ist immer wieder zu lesen und zu hören. Fitstore24, Österreichs größter Onlinehändler für Bike und Fitness, legt seit 2020 kontinuierlich zu und geht gestärkt aus der Krise. „Nach jedem Tief folgt ein Hoch“, ist sich Geschäftsführer Werner Zanier nach über 30 Jahren Branchenerfahrung sicher, und möchte das aktuell negative Image der Fahrradbranche relativieren.

Was passierte?: Volatiler Markt durch Fehlentscheidungen und eine große Pleitewelle

Zu Beginn der Corona Krise stand der Fahrradmarkt gut, der Bike-Onlinehandel sehr gut da. Das Geld floss im ersten Lockdown häufig in neue Sportgeräte. Geschlossene Fitness Center, frei gewordenes Budget durch das Reiseverbot, das Rad schlug Öffis im Nahverkehr – es gab viele Gründe, neidvoll auf die Bike-Branche zu schauen. Als dieser aufgebauschte Nachfragehype mit Fakten relativiert wurde, war es schon zu spät, eine naiv gesteuerte Entwicklung zu stoppen: Euphorisch hatten Bike-Händler Hals über Kopf völlig unrealistische Order bei den Herstellern platziert. Als hätten diese gesteigerten Mengen nicht für eine kleine Krise gereicht, trafen diese dann auch noch auf Lieferengpässe von Fahrrad-Komponenten, bedingt durch geschlossene Fabriken und oder Häfen in Asien durch die Pandemie.

Der Teufelskreis zog sich weiter: Sobald die Produkte 2023 wieder lieferbar wurden, kam es zu unglaublichen Überbeständen in den Lagern von Herstellern und Händlern, die noch immer nicht abgebaut sind, sofern Händler liquide genug waren, ihre unverhältnismäßigen Bestellungen überhaupt zu bezahlen.

 

 

Was gegensteuerte: Realistische Planung, weniger Gier und etablierte Geschäftsmodelle

„In dieser Ausnahmesituation profitierten wir von Fitstore24 von unserem langjährig bewährten Geschäftsmodell: Gemischter Absatz – Fitstore24 vertreibt an Händler als auch an Endverbraucher. Den Löwenanteil des dtC (Direct to Consumer)-Umsatzes erwirtschaftet unser etablierter Onlineshop. Außerdem verfügten wir als über 25 Jahre altes Unternehmen über ausreichend Eigenkapital, um die Übermengen im Lager auch zu
finanzieren“, erklärt Werner Zanier. Und weiter: „Nicht der gesamte Fahrradmarkt ist kaputt, eine Stabilisierung ist in Aussicht. Es gab Hersteller und Händler, die sich nicht von der Gier der Corona Zeit leiten ließen. Wir sind so wie sie auch in dieser Ausnahmesituation unseren Abnahmeverpflichtungen nachgekommen. Auch unsere Lager waren übervoll. Wir hatten jedoch wachsam und kontrolliert unsere Planrechnung und Ziele vor Augen. Auch durch unser top Verkaufs-Team ist es uns schlussendlich gelungen, im branchengebeutelten Jahr 2023 den Umsatz weiter zu steigern.“

 

Mario Zanier (CTO) und sein Vater Werner Zanier (CEO) verkaufen Fahrräder und Fitnessgeräte über Fitstore24, Österreichs größten Onlinehändler der Branche. Außerdem betreibt Fitstore24 ein stationäres Geschäft in Nußdorf-Debant und ist am Fachgeschäft „Bernhard Kohl“ in Wien beteiligt.

 

E-Commerce Exzellenz als Geschäftsmodell

Online ist der Schlüssel im Geschäftsmodell von Fitstore24. Werner Zanier: „Uns kommt zu Gute, seit Ende der 1990er-Jahre unseren Webshop aufgebaut zu haben. Während der Corona Krise hat sich das Kaufverhalten noch weiter verändert. Nun sind wirklich so gut wie alle Kunden Online-Käufer oder der Webshop ist zumindest ihr Online-Verkaufskatalog.“ Allein in den neuen Online-Store des Fitstore24 Spin-Offs „Bernhard Kohl“, das auf Rennräder spezialisiert ist, werden über eine Viertelmillion Euro investiert. „Das ist das Minimum an Investitionsbudget für einen Webshop. Damit ist es jedoch noch lange nicht getan. Wir nehmen jährlich siebenstellige Summen für das Online-Marketing der Fitstore24 GmbH in die Hand.“

Bei Fitstore24 ist für das Onlinegeschäft Werners Sohn und CTO Mario Zanier verantwortlich. Er programmierte als Schüler die erste Variante des Fitstore24 Webshops, gründete später das Webshop-System XTCommerce und wechselte in der Covid-Krise seinen Managerposten in einem internationalen Konzern gegen den Familienbetrieb ein, um mehr bei seiner Familie zu sein. „Genau in jener Zeit fielen viele Betriebe auf unseriöse Agenturen herein, die rasch, aber unprofessionell, einen Webshop programmierten, der mangels Konzepts, Usability und vor allem Traffic nie auch nur annähernd lukrativ werden konnte“, meint Mario Zanier.

 

 

Der Konsument profitiert von der aktuellen Marktsituation

„Es gab einfach Fehlentscheidungen am Fahrradmarkt, und die Suppe löffeln der Handel und die Industrie nun aus. Das Preisdumping wird uns in diesem Jahr noch begleiten,“ sagt Werner Zanier voraus. Die niedrigen Preise sind durch die Liquidation der insolventen Sportgeschäfte, die Räder ohne Produktgarantie und Rückgaberecht verkaufen, sowie durch Übermengen bedingt. Ein Ende ist für den Branchenkenner jedoch in Sicht: „Schon jetzt ist spürbar, dass sich der Markt wieder konsolidieren wird. Nach einer Phase der Überkapazität folgt der Mangel. Wir sehen schon jetzt, dass essentielle Komponenten knapp sind. Es ist also vorauszusehen, dass Konsumenten in einem Jahr ihr Wunschrad wieder schwerer bekommen.“

Egal ob online oder stationärer Handel – am wichtigsten sind die Mitarbeiter

Das Wichtigste in Krisenzeiten sind für Werner und Mario Zanie vorausschauende Entscheidungen, ein hoher Digitalisierungsgrad und vor allem die Mitarbeiter. Wie sehr der Arbeitnehmermarkt im Wandel ist, spürt auch Fitstore24. Eines der Probleme ist, dass in der Region wenige Arbeitnehmer auf Berufsbilder aus dem E-Commerce Bereich oder den Sportfachhandel vorbereitet sind. „Bei uns haben Mitarbeiter die Möglichkeit, sich zu entwickeln und weiterzubilden, eine gute Zeit zu haben, mit uns zu wachsen und Karriere zu machen.“

Auch aktuell sind wieder Stellen ausgeschrieben. „Sportbegeisterte Interessierte sollten sich auf jeden Fall bewerben, auch wenn die Jobbeschreibung nicht exakt zu ihrem Profil passt. Für ambitionierte Persönlichkeiten ist bei uns immer Platz“, ist Werner Zanier überzeugt.

 

Text: Redaktion, Fotos: Studio20four

28. März 2024 um